Fotos: Beiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Schutzkonzept: Johann Widmaier erläutert Maßnahmen / Nach Hitze drohen Unwetter mit Starkregen

Rangendingen. Der Sommer mit Temperaturen weit über 30 Grad und Sonne satt hat in den letzten Tagen auch im Starzeltal Einzug gehalten. Badewetter pur. Doch die Hitzeperiode der letzten Tage birgt auch seine Risiken, die die Städte und Gemeinden entlang der Starzel im vergangenen Jahrzehnt schmerzhaft und mit verheerenden Auswirkungen zu spüren bekamen.

Unwetter mit Starkregen sorgten in den vergangenen Jahren für verheerende Hochwasser mit großen Schäden. Gerade die am mittleren Bachlauf gelegene Gemeinde Rangendingen wurde außer beim Jahrhunderthochwasser von 2008 mehrmals von weiteren Überflutungen heimgesucht.

Als Reaktion auf die verheerenden Hochwasserschäden wurde 2012 der Zweckverband Hochwasserschutz Starzeltal gegründet, dem die Stadt Hechingen und die Gemeinde Rangendingen angehören. Ein Bündel an Maßnahmen wurde beschlossen, mit deren Hilfe die Gefahr gebannt werden soll.

Vor wenigen Tagen wurde mit einem Richtfest die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts am Wasserrückhaltebecken Reichenbach in Hechingen-Stetten gefeiert. Das Rückhaltebecken fasst 235 000 Kubikmeter Wasser und ist das größte und mit 4,9 Millionen Euro teuerste Projekt des Zweckverbands. Wir sprachen mit Rangendingens Bürgermeister Johann Widmaier. Er ist als Stellvertreter von Bürgermeisterin Dorothea Bachmann derzeit Vorsitzender des Zweckverbands.

Herr Widmaier, welchen Nutzen bringt das Rückhaltebecken Reichenbach für die Kommunen im mittleren Starzeltal und speziell für Rangendingen?

Es ist das Hauptbecken des Schutzkonzepts und hat ein enormes Rückhaltevolumen. Zum Vergleich: das Volumen des normal eingestauten Rückhaltebeckens im Tal in Rangendingen beträgt 30 000 Kubikmeter. Doch der Effekt für Rangendingen ist zugegeben sehr gering. Den größten Nutzen hat Hechingens Teilort Stetten und natürlich auch Hechingen selbst, nachgeordnet dann die darunter liegenden Orte Rangendingen, Hirrlingen mit seiner Kläranlage und auch Starzach-Bieringen.

Gibt es weitere Maßnahmen am oberen Lauf der Starzel?

Der Hechinger Teilort Schlatt wird nun ebenfalls in den Zweckverband aufgenommen. Dort sind weitere Linienschutzmaßnahmen, also Dämme und Schutzmauern geplant.

Warum ist Rangendingen so häufig von Hochwasser betroffen?

Rangendingen ist mit etwas mehr als 400 Metern die am tiefsten liegende Gemeinde im Zollernalbkreis. Aus allen umliegenden Tälern im Einzugsgebiet der Starzel fließt das Wasser zu uns, so beispielsweise vom Talbach und vom Sendelgraben, die bei Starkregen enorme Wassermassen aus dem südwestlichen Gebiet von Rangendingen bringen können.

In Rangendingen wurden mehrere Maßnahmen zum Hochwasserschutz der Ortslage sowie der Sportanlagen und der Mühle im Auchtert getroffen. Sind weitere Schutzmaßnahmen im Ort geplant?

Der Zweckverband führt mit der Errichtung eines rechtsseitigen Schutzwalls oberhalb der Leitzbrücke noch eine kleinere Maßnahme in Rangendingen durch. Einen größeren Schutz erwarte ich allerdings vom Treibholzrechen, der vor der Weißen Brücke vom Regierungspräsidium eingebaut wird. Die Maßnahme ist bereits in Auftrag gegeben und soll spätestens im September ausgeführt werden. Das Treibholz verfängt sich und staut das Wasser der Starzel in den dort natürlich vorhandenen Retentionsflächen. Dieses Mal wird der Rechen nicht aus Holz, wie beim letzten Mal, sondern aus Eisenschwellen errichtet.

Was versprechen Sie sich von der geplanten intelligenten Vernetzung und Steuerung der drei Stauwehre?

Die neue Regeltechnik bringt Vorteile für die Feuerwehr, da sie sich durch die frühzeitigen Meldungen früher und besser auf die Hochwasserereignisse einstellen kann.

Können die Menschen entlang der Starzel nach der Abarbeitung des Hochwasserschutzkonzepts zukünftig gelassener auf die Unwetterwarnungen reagieren?

Das ist eine trügerische Sicherheit. Mit den Maßnahmen sind wir im Starzeltal gewappnet vor einem HQ 100. Durch ein solches hundertjähriges Hochwasser sollten zukünftig keine Schäden mehr entstehen. Einen technischen Schutz vor einem HQ Extrem wie beispielsweise in Braunsbach, wird es nicht geben. Solchen Extremsituationen stehen wir auch weiterhin machtlos gegenüber.   Die Fragen stellte Roland Beiter