Zu ungewöhnlicher Symbiose taten sich Uli Johannes Kieckbusch, Sumru Agiryürüyen und Hans Fickelscher in der Johanneskirche zusammen. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Kieckbusch-Konzertreihe mit außerordentlicher Musiksymbiose fortgesetzt

Von Willy Beyer

Hechingen. Eine außerordentliche Musiksymbiose erlebten die Besucher eines weiteren Konzerts der Reihe "Hechingen kieckt" am Samstag.

Man nehme alte und neuartige Instrumente, eine Frauen- und eine Männerstimme, einen indianischen "Rain Maker" und ein Schlagwerk, füge afrikanische Trommeln wie die "Talking Drum" hinzu, mische das Sammelsurium mit dem Gewürz türkischer, kaukasischer und armenischer Volksmusik und lasse das Ganze auf den Höhen ungeahnter Skalensysteme köcheln: So oder ähnlich hätte die Bedienungsanleitung für das Geschehen beim Musikfestival von Uli Johannes Kieckbusch am Samstag heißen können.

Punkt 17.17 Uhr starteten die Klangköche in der Johanneskirche durch. Außer Kieckbusch waren der Stuttgarter Perkussionist und Schlagzeuger Hans Fickelscher sowie die aus Istanbul eingeflogene Sängerin Sumru Agiryürüyen die Hexenmeister der Klangküche. Der Topf brodelte gewaltig, als Kieckbusch Steine im Publikum verteilte, mit denen jeder nach Belieben klopfend einsteigen konnte in den Rhythmus. So wurde am Schluss auf großer Flamme eine herzhaft klingende Mischung gegart, deren polyrhythmisch verzwickte Form nicht nur eine interessante und fast schon kontemplative Wirkung hatte, sondern schlichtweg Spaß bereitete.

Für einen lang anhaltenden Moment ergab sich eine magische Welt der Klänge und Rhythmen. Mit "Worldmusic" wird jene Mischung aus Musik der verschiedensten Kulturen bezeichnet, etwa der Verschnitt aus Klezmer, Jazz, Tango und Hippiemusik.

Heptatonisch, dodekatonisch, Zigeunertöne oder orientalische Skalen: Anders als der bekannte Multikultisound war diese Weltmusik nicht mit der altehrwürdigen Harmonik westlicher Kulturen verbunden, sondern mit dissonant geprägten Strukturen der Neuen Musik plus dominanter Perkussionspräsenz. Die kraftvoll wandelbare Sängerin erzählte in ihren Liedtexten von vergangenen Schicksalsläufen in Anatolien und Georgien. "Bravissimo" hieß wohl der fulminante Schlusstakt, "Teschekür ederim" der Dank an Agiryürüyen und ihre Mitstreiter.