Ikra übersetzt für ihre beiden neuen Klassenkameraden. Sie erfüllt damit im Schulalltag an der Rangendinger Gemeinschaftsschule eine wichtige Aufgabe zur Integration der Kinder ohne deutsche Sprachkenntnisse. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder-Bote

13 Kinder aus Asylbewerber-Familien besuchen die Rangendinger Joachim-Schäfer-Schule

Von Roland Beiter

Rangendingen. Obwohl sie kaum ein Wort Deutsch sprechen, besuchen derzeit 13 Kinder aus Asylbewerber-Familien die Joachim-Schäfer-Schule in Rangendingen. Ab heute ist dort eine Lehrerin angestellt, die den Kindern in einer Sprachförderklasse Deutsch beibringen soll.

Als es darum geht, in der Lernstufe 4 ein Foto zu machen, wird die schwierige Situation sehr anschaulich. Erst als Ikra dolmetscht, verstehen ihre beiden Klassenkameraden worum es geht. "Zum Glück haben wir ein paar ältere Schüler, die türkisch oder auch albanisch sprechen und die für uns dolmetschen können", ist Rektor Hubert Walz froh, dass Ikra so hilfsbereit ist. Dass er mit der Situation der neuen Schüler, die kein Deutsch reden und verstehen können, unzufrieden ist, ist ihm anzumerken. "Das ist für alle Beteiligten keine leichte Situation", sagt der Schulleiter.

Die Lehrer bemühen sich um die neuen Kinder, doch nicht selten sind auch sie hilflos. Sie stoßen mit ihren Möglichkeiten innerhalb eines normalen Unterrichts an Grenzen, wenn plötzlich Kinder in den Reihen sitzen, die so gut wie nichts verstehen – was für diese in derselben Weise unbefriedigend ist. "Ich bin froh, dass die Kinder sehr anständig sind und es kaum Disziplinprobleme gibt", sagt Walz.

Im Augenblick besuchen 13 Kinder aus Asylfamilien mit Duldungsrecht die Rangendinger Schule. Die meisten stammen aus den Balkanstaaten. Drei von ihnen sind, wie Ikra, schon länger da. Nur fünf kommen aus den beiden Asylbewerberfamilien in Rangendingen, der Rest der Kinder kommt über die Kooperation mit der Hirrlinger Schule aus dem Landkreis Tübingen nach Rangendingen. Dort greift kein "Lea-Prinzip", das derzeit die Gemeinden im Zollernalbkreis noch von der Aufnahme von Flüchtlingen entlastet. "Doch die Kinder werden kommen, ihre Zahl wird noch ansteigen", ist sich Walz gewiss.

"Wir wollen die Kinder nicht isolieren, sondern integrieren"

Auch mit der neuen Sprachförderklasse und der dafür angestellten Lehrerin bleiben die Schüler den Regelklassen zugeordnet. "Wir wollen die Kinder nicht isolieren, sondern sie integrieren und ihnen eine Heimat in einer richtigen Klasse bieten", erklärt der Schulleiter.

In Fächern, in denen es weniger problematisch möglich ist – wie in Sport, Kunst oder den praktischen Fächern – werden die Kinder dort unterrichtet. Wo es keinen Sinn macht, werden die Kinder aus dem Unterricht herausgeholt. "Sie brauchen zum Beispiel noch kein Englisch lernen, sondern zuerst Deutsch", weswegen ihnen in einer besonderen Sprachförderung die Grundlagen der deutschen Sprache und der Kommunikation beigebracht würden. Doch Walz weiß: diese wichtige Grundförderung allein reicht nicht aus. "Am schnellsten lernen diese Kinder Deutsch im Sprachbad ihrer Mitschüler." Auch deswegen mache die Unterbringung in einer normalen Klasse Sinn.

Bisher hatten in Rangendingen diese Aufgaben Pädagogische Assistenten, FSJler oder Hilfskräfte übernommen. "Wir mussten es mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln irgendwie leisten", erklärt Walz. Er ist überzeugt, dass angesichts der Zahlen und Prognosen die Sprachförderklassen eine längerfristige Dauereinrichtung bleiben werden. Denn erschwerend komme hinzu, dass die Kinder sehr unterschiedliche Grundlagen mitbrächten. "Es gibt clevere Schüler, die lernen unwahrscheinlich schnell, doch wir haben auch Analphabeten, die scheinbar noch keine Schule besucht haben", macht er sich Sorgen. "Wie werden diese Kinder klarkommen?"

Dass die Rangendinger Schule diese große Zukunftsaufgabe stemmen wird, ist Walz zuversichtlich. "Da kommen uns unsere Erfahrungen aus der Gemeinschaftsschule zugute." Nicht umsonst heiße das Leitbild der Schule "Leben Lernen", erinnert Walz. Und er lächelt, als er feststellt: "Für unsere übrigen Schüler stellen die neuen Kinder überhaupt kein Problem dar."