Heimatgeschichte: Figur stammt aus Jerusalem / Geschenk als Dank für den Besuch

Krippen können ist diesen Tagen in vielen Kirchen bestaunt werden. Doch die Christkind-Figur der Rangendinger unterscheidet wohl von den meisten anderen Figuren. Denn sie kommt tatsächlich aus dem Heiligen Land.

Rangendingen. Ganze Generationen an Kindern und Eltern haben beim traditionellen Krippengang und der Kindersegnung am Drei-Königs-Feiertag das Christkind in der St.-Galluskirche schon gesehen. Doch nur wenige wissen, dass die Figur aus Jerusalem stammt. Gerne erzählt Pfarrer i.R. Norbert Dilger die Geschichte des Rangendinger Christkinds, das alljährlich seit 1959 an Dreikönig in der Krippe an den Altarstufen die Kirchgänger, unter ihnen viele Kinder, erfreut.

Doch nicht allein das kleine Jesuskind, auch die Verpackung, mit der die Figur als Luftfracht nach Rangendingen geschickt worden sei, erzähle eine eigene Geschichte und sei mit ihrer Beschriftung sogar ein echtes Zeitdokument aus dem Heiligen Land, so Dilger. Dass das Christkind nach Rangendingen kam, ist auf eine Reise von Dilgers Vor-Vorgänger Stephan Gauggel zurückzuführen.

Gauggel hatte den Titel Geistlicher Rat und stammte aus Benzingen, wo er am 4. Januar 1905 geboren wurde und dort am 5. Januar 1990 verstarb. Er war Pfarrer in Rangendingen von 1947 bis 1978. Der Dorfgeistliche und ehemalige Dekan hatte im Sommer 1959 das Heilige Land besucht. Bei einem Besuch in Jerusalem lernte Gauggel in der Nähe der Grabeskirche den deutschen Franzsikaner-Bruder Andreas Brückner kennen, der ihm als Dank für dessen Besuch eine Jesus-Figur für die Pfarrei versprach.

Diese kam kurz nach Gauggels Rückkehr als Luftfracht im Rangendinger Pfarrhaus an – verpackt in einer aus einfachen Brettern zusammengenagelten Holzkiste. Vor allem die vermutlich mit einem Filzstift darauf geschriebene Adresse und der Absender lasse geschichtsbewusste Leser aufhorchen, erklärt Dilger.

So lautet die Empfängeranschrift "Seiner Hochwürden Herrn Pfarrer Stephan Gaugel, Rangendingen, Hohenzollern, Germany". Dass dabei Gauggels Name falsch geschrieben wurde sei nicht weiter tragisch. Erstaunlicher dagegen sei, dass die Luftfracht Rangendingen auch ohne eine aufgeschriebene Postleitzahl erreicht habe.

Im Gegenzug eine Geldspende an Kloster

Aufhorchen lasse aber vor allem der Absender mit dem Vermerk "Bruder Andreas Brueckner O.F.M. Franciscan-convent Jerusalem/Jordan.". Dieser kleine Zusatz am Ende des Absenders weise darauf hin, dass damals, im Jahre 1959, das Franziskaner-Kloster im Bereich der Grabeskirche noch nicht zu Israel, sondern zu Jordanien gehört habe, erklärt Dilger.

Der Ostteil der Stadt, in dem die Grabeskirche liegt, sei erst im Zuge des Sechs-Tage-Krieges 1967 von Israel annektiert worden, so Dilger. Die Kiste weist noch weitere handschriftliche Vermerke auf, dieses Mal vermutlich notiert von Pfarrer Gauggel, der dort niederschrieb, dass es sich bei der Figur um ein Geschenk handle und diese "somit Eigentum der Pfarrkirche Rangendingen" sei.

Die Figur dürfte damals einen Wert zwischen 200 und 300 D-Mark gehabt haben, schätzt der Geistliche. Weiter vermutet Dilger auch, dass Gauggel im Gegenzug eine Geldspende an das Franziskaner-Kloster überwiesen hat. Dass sich auch morgen am Dreikönigstag die Kinder und Kirchgänger an der Krippe mit dem fast lebensgroßen Christuskind erfreuen können, ist seit vielen Jahren Mesnerin Thea Schäfer zu verdanken.

Als sie vor über 20 Jahren den Mesnerdienst von Günther Heck übernahm, fiel ihr auch das Aufstellen der Krippe an Dreikönig zu, die nur an diesem einem Tag zu sehen ist. "Das ist mittlerweile ganz allein mein Ding", lacht sie und erzählt, dass sie das Aufstellen der Figuren vor dem Feiertag deshalb am liebsten ganz für sich allein übernimmt.

Gleichzeitig aber betont die Mesnerin auch, dass für sie ihre gesamte Tätigkeit für die Pfarrgemeinde und alles rund um die Pfarrkirche St. Gallus keine Aufgabe im herkömmlichen Sinn darstelle, sondern dass sie alles aus einer tiefen religiösen Überzeugung für ihren Glauben und ihre Kirche mache.