Zu 100 Prozent ist Domenic Weinstein mit seiner EM-Bronzemedaille nicht einverstanden. Freuen tut er sich trotzdem. Foto: Büttner Foto: Schwarzwälder-Bote

Radsport: Unterbaldinger verpokert sich und holt in der 4000-Meter-Einzelverfolgung EM-Bronze.

Domenic Weinstein (Unterbaldingen) hat bei der Bahnrad-Europameisterschaft in Berlin Bronze gewonnen. In der Einzel-Verfolgung setzte er sich im kleinen Finale gegen Alexander Jewtuschenko (Russland) durch.

Lange musste Domenic Weinstein zittern, bis er endlich wusste, dass er es noch ins kleine Finale geschafft hat. Claudio Imhof (Schweiz) hatte ihm diesen Platz beinahe noch streitig gemacht. In der Qualifikation lieferte Weinstein mit 4:16.290 Minuten die viertbeste Zeit ab. "Da habe ich mich etwas verpokert, bin mit einer zu kleinen Übersetzung gefahren", sagt der 23-Jährige selbstkritisch.

Im Bronzelauf machte es der Unterbaldinger besser – und bewies, dass er aktuell in starker Form ist. In 4:15,405 Minuten hängte er Alexander Jewtuschenko auf den 4000 Metern ab (4:17,405). Weinsteins Zeit hätte sogar im großen Finale, in dem der Italiener Filippo Ganna (4:15,994) vor dem Portugiesen Ivo Oliveira (4:18,991) Gold holte, für den Sieg gereicht. "Deshalb bin ich mit dieser Leistung auch sehr zufrieden", erklärt Weinstein.

Über den dritten Platz kann er sich im Nachgang zumindest ein wenig freuen. Es war auch ein Zeichen seiner mentalen Stärke, dass er sich nach der gefühlten Niederlage in der Qualifikation gleich wieder aufgerafft hat. Eigentlich hatte er vor der EM auf Gold gehofft. "Dadurch, dass ich in der Quali aber einfach zu weit weg war, bin ich nun mit auch Bronze zufrieden."

Die Konkurrenz war in den Vorläufen einfach zu stark. Denn selbst mit seiner starken Zeit aus dem Rennen um den dritten Platz wäre für den 23-Jährigen am Samstag im Berliner Velodrom nicht mehr möglich gewesen. Ganna und Oliveira hatten sich mit einer Zeit von 4:14 Minuten an die Spitze des Feldes gesetzt. Um da mithalten zu können, hätte Domenic Weinstein eine Zeit im Bereich seines deutschen Rekordes (4:13,453 Minuten) fahren müssen. "Ich kann diese Leistung auch wieder abrufen. Ich bin davon im Moment nicht weit entfernt. Es fehlen nur ein paar Prozentpunkte", ist der 23-Jährige überzeugt. Bei seinem Qualifikations-Lauf kam ihm dann auch nicht entgegen, dass er pokern musste. Vor ihm war kein Medaillenkandidat an der Reihe. Deshalb konnte er sich kein Bild davon machen, wie stark die Konkurrenz ist.

Dass das Feld so stark besetzt ist, war eine Überraschung. "Ich habe gedacht, dass die 4:16er-Zeit reicht", erklärt der Unterbaldinger. "Dass man bei einer EM so eine starke Quali-Zeit fahren muss – damit habe ich nicht gerechnet", gibt Weinstein, der 2015 bereits EM-Silber holte, zu. Damals war er im Finale mit 4:17,775 Minuten zwei Sekunden langsamer.