Lokalmatador Aaron Beck ging bei seinem Heimweltcup das erste Mal bei der Elite an den Start. Foto: Single

Mountainbike: Annika Langvad dominiert beim Weltcup der Frauen. Bestes Albstadt-Ergebnis für Sabine Spitz.

Spannung pur beim UCI Mountainbike Weltcup in Albstadt. Quasi auf der Ziellinie schnappt sich Weltmeister Nino Schurter den bis dahin in Führung liegenden Julien Absalon. Bei den Frauen gelingt Annika Langvad ein Start-Ziel-Sieg.

Wieder einmal war der Weltcup im Bullentäle das erwartete Duell zwischen Nino Schurter (Scott-Odlo Racing) und Julien Absalon (BMC Racing). Schurter hatte im Schlusssprint wortwörtlich die Nase vorn. Erst auf den letzten Metern zog der Schweizer vor den Augen von knapp 10 000 Zuschauern an seinem Dauerkonkurrenten Absalon vorbei und fuhr nach 1:28:28 Stunden ins Ziel.

Dabei hatte der Franzose im Schlussspurt eigentlich die besseren Karten. Er überholte Schurter in der letzten Runde, bog zuerst auf die Zielgerade ein und eröffnete den Sprint. Doch der Schweizer hatte noch ein paar Körner im Tank: "Das war mein Plan. Bei den Attacken, die Absalon gemacht hat, musste ich nie ans Limit", sagte der hochzufriedener Nino Schurter nach dem Rennen. "Solche Siege machen am meisten Spaß", freute sich der 30-Jährige.

Wie so oft lieferten sich die beiden davor sieben Runden lang ein Kopf-an-Kopf-Rennen. In der dritten Runde setzte sich das Spitzenduo von der Verfolgergruppe ab. Die Einzigen, die noch einigermaßen mithalten konnten, waren Maxime Marotte und Florian Vogel. Doch Vogel stürzte in der fünften Runde und konnte das Rennen nicht zu Ende fahren. Marotte wurde mit beinahe einer Minute Rückstand (1:29:33) Dritter.

Die deutschen Fahrer konnten dagegen mit ihrer Leistung nicht zufrieden sein. Manuel Fumic wurde nach einem erfolgsversprechenden Start nur 20. und war mit seiner Leistung überhaupt nicht zufrieden: "Ich habe am Anfang viel investiert – vielleicht zu viel. Dann musste ich in der dritten und vierten Runde meinen Rhythmus finden. Dann gewinnt man natürlich nichts mehr." Der einzige Fahrer der RSG Zollern-Alb, Aaron Beck, wurde bereits nach drei Durchgängen überrundet und landete am Ende auf dem 127. Platz.

Spitzenquartett: Bundestrainer hat die Qual der Wahl

Ganz im Gegensatz zu den deutschen Frauen. Angeführt von Altmeisterin Sabine Spitz lieferte ein deutsches Quartett eine hervorragende Vorstellung ab. Spitz wurde Vierte (1:35:06) – ihr bestes Ergebnis in Albstadt. Bis zur letzten Runde hatte es sogar danach ausgesehen, dass sie auf’s Treppchen fährt. Doch dann legte Jenny Rissveds (1:34:28) eine sagenhafte Aufholjagd hin. In der ersten Runde stürzte die 21-Jährige, verletzte sich am Knie und fiel weit zurück. Zwei Runden vor Schluss hatte sie sich wieder auf den sechsten Platz nach vorne gekämpft. "Da habe ich gemerkt, dass vielleicht noch etwas geht, und griff an", sagte die junge Schwedin. Zu erst war Sabine Spitz an der Reihe. "Die war so schnell, da konnte ich einfach nicht mehr mithalten", erkennt die 44-Jährige an. In der letzten Abfahrt zog Rissveds an Catharine Pendrel (1:34:39) vorbei und fuhr auf den zweiten Platz vor.

Fernab von alledem drehte Annika Langvad einsam ihre Runden. Die Dänin zeigte im Bullentäle eine bärenstarke Leistung. Noch in der Einführungsrunde fuhr die Dänin auf den ersten Platz vor. Diesen gab sie bis zum Ende nicht wieder ab. Ihre größte Konkurrentin Jolanda Neff verzichtete wegen einer Erkältung auf den Start. "Ich war eigentlich erneut auf ein heißes Duell mit Jolanda vorbereitet", sagte Langvad.

Für eine weitere Überraschung sorgte Elisabeth Brandau. Sie fuhr auf Rang sieben und knackte damit als vierte deutsche Fahrerin die Olympianorm. Helen Grobert (11.) sowie Adelheid Morath (13.) komplettieren das Quartett. Damit hat Bundestrainer Peter Schaupp nun die Qual der Wahl. Er darf nur zwei Fahrerinnen mit zu den Olympischen Spielen nehmen. Sabine Spitz blickt der Auswahl gelassen entgegen: "Ich denke, dieses Rennen hat meine gute Verfassung bestätigt. Ich habe dieses Jahr bereits drei Mal die A-Norm erreicht."

Der Neuseeländer Sam Gaze (Specialized Racing) hat das U23-Weltcuprennen in Albstadt gewonnen. Gaze gewann mit 37 Sekunden Vorsprung auf Weltcup-Titelverteidiger Titouan Carod aus Frankreich und 1:37 Minuten vor dem Schweizer Marcel Guerrini. Bester Deutscher war Georg Egger (Lexware Mountainbike Team) auf Platz sieben (+3:52).

Bereits in der verkürzten Startrunde sorgten Sam Gaze und Titouan Carod für klare Verhältnisse und setzten sich von der Konkurrenz ab. "Das war der Plan", nickte Gaze später im Ziel. "Früh Gas geben und dann meinen Stil durchziehen." In der vorletzten Runde schüttelte der Neuseeländer dann auch seinen einzig verbliebenen Konkurrenten ab.

Der Deutsche Meister Georg Egger (Obergessertshausen) gelingt mit Platz sieben sein bestes U23-Weltcup-Resultat. "Das Intervall-Training hat gezündet", freute er sich. "Am Anfang lief es nicht so gut, aber dann ging es immer besser. Vor der Schlussrunde habe ich mich mental noch mal gesammelt und es hat geklappt." Egger setzte sich in seiner sechsköpfigen Gruppe durch und überquerte als Siebter die Ziellinie.

Für Lokalmatador Gabriel Sindlinger war das Rennen bereits früh beendet. Er durfte wegen Überrundung nicht zu Ende fahren und wird auf Platz 112 geführt (-3 Runden).

Beim U23-Weltcup der Frauen setzte sich die Schweizerin Sina Frei durch. Die U23-Europameisterin distanzierte die Britin Evie Richards und die Niederländerin Anne Tauber. Erstaunlich: Frei fuhr bereits in der 3,6 Kilometer langen Startrunde, von Position 38 startend, bis nach vorn an die Spitze. "Ich wollte so schnell wie möglich nach vorne und dann einfach weiter fahren", erklärte sie hinterher. Ab der zweiten von sechs runden übernahm sie dann die Führung und konnte sich sogar etwas absetzen. Die Britin Evie Richards, die zu Beginn kurz die Kette aus der Führung verlor, blieb zwei Runden lang auf Schlagdistanz und hatte nur 15 Sekunden Rückstand.

Doch am Ende erwies sich Sina Frei als die Stärkere und holte sich in ihrem ersten U23-Weltcup-Rennen gleich den ersten Sieg. "Das ist unglaublich, ich habe das nicht erwartet", meinte Frei. Mit 3:37 Minuten Rückstand erreichte die Niederländerin Anne Tauber als Dritte das Ziel.

Die Deutsche U23-Meisterin Sofia Wiedenroth fuhr von Startposition 37 immerhin bis auf den 14. Rang (+8:13) nach vorne. "Das ist meine bisher beste Platzierung im U23-Weltcup", freute sie sich Protokoll. "Nachdem in den letzten paar Jahren nicht alles gepasst hat, bin ich damit schon zufrieden. Ich hatte auch das Gefühl, dass ich wieder Druck aufs Pedal bringe."

Männer (33 Kilometer):1. Nino Schurter (Schweiz), 1:28:38 Stunden; 2. Julien Absalon (Frankreich), 3. 1:28:38; Maxime Marotte (Frankreich), 4. 1:29:33; Jaroslav Kulhavy (Tschechien), 1:30:14; 5. Lars Forster (Schweiz), 1:30:40; 6. Luca Braidot (Italien), 1:31:38; 7. Fabian Giger (Schweiz), 1:31:53, 8. David Valero (Spanien), 1:32:01; 9. Pablo Rodriguez (Spanien), 1:32:02; 10. Reto Indergand (Schweiz), 1:32:03; 11. Martin Loo (Estland), 1:32:12; 12. Victor Koretzky (Frankreich), 1:32:20; 13. Ondrej Cink (Tschechien), 1:32:27; 14. Lukas Fluckinger (Schweiz), 1:32:35; ... 20. Manuel Fumic, 1:33:27; ... 36. Moritz Milatz, 1:34:57; ... 40. Markus Schulte-Luenzum, 1:35:27; ... 52. Wolfram Kurschat, 1:37:04. Frauen (28,8 Kilometer): 1. Annika Langvad (Dänemark), 1:33:03; 2. Jenny Rissveds (Schweden), 1:34:28; 3. Catharine Pendrel (Kanada), 1:34:39; 4. Sabine Spitz, 1:35:06; 5. Gunn-Rita Dahle Flesjaa (Norwegen), 1:35:17; 6. Alessandra Keller (Schweiz), 1:36:13; 7. Elisabeth Brandau 1:36:17; 8. Lea Davison (USA), 1:36:18; 9. Barbara Benko (Ungarn), 1:36:22; 10. Katerina Nash (Tschechien), 1:36:35; 11. Helen Grobert, 1:37:04, 12. Emily Batty (Kanada), 1:37:10, 13. Adelheid Morath, 1:37:38; 14. Linda Indergand (Schweiz), 1:37:38; 15. Maja Wloszczowska (Polen) 1:37:38; ... 37. Hanna Klein, 1:43:17. Männer U23: 1. Samuel Gaze (Neuseeland), 1:19:23 Stunden; 2. Titouan Carod (Frankreich), +0:37; 3. Marcel Guerini (Sschweiz), +1:37; 4. Simon Andreasen (Dänemark), +2:34; 5. Milan Vader (Niederlande), +2:44; 6. Romain Seigle (Frankreich), +2:58; 7. Georg Egger, +3:52; 8. Andri Frischknecht (Schweiz), +3:57; 9. Nadir Colledani (Italien), +3:58; 10. Raphael Gay (Frankreich), +3:59; ... 16. Maximilian Brandl, +4:55; 17. Johannes Blasi, +5:03; ... 25. Luca Schwarzbauer, +6:08; ... Lukas Baum, +7:12. Frauen U23: 1. Sina Frei (Schweiz), 1:22:01 Stunden; 2. Evie Richards (Großbritannien) +0:34; 3. Anne Tauber (Niederlande), +3:37; 4. Kate Courtney (USA), +3:59; 5. Chiara Teocchi (Italien), +4:24; 6. Jana Czeczinkarova (Tschechien), +4:43; 7. Lena Gerault (Frankreich), +4:44; 8 Nicole Koller (Schweiz), +4:55; 9. Serena Tasca (Italien), +5:18; 10. Audrey Menut (Frankreich), +5:40; ... 14. Sofia Wiedenroth, +8:13;17; ... 17. Antonia Daubermann, +9:21.