Das Bitzer Rathaus soll später mit Nahwärme versorgt beheizt werden. Foto: Roth

Die geplante Nahwärmeversorgung in Bitz gewinnt weiter an Kontur. Im Gemeinderat hat die Energieagentur Zollernalb und das Ingenieurbüro Schuler den Abschlussbericht zum Quartierskonzept vorgelegt – jetzt geht es auf die Betreibersuche.

Zahlreiche Bürger waren zur Ratssitzung erschienen; sie wollten wissen, wann die 636 Wohngebäude im rund um die Ortsmitte gelegenen Quartier Bitz an ein Nahwärmenetz angeschlossen werden können. „So schnell wie möglich“, drängte Bürgermeister Hubert Schiele.

Noch ist aber eine Hürde zu überspringen – und zwar die Suche nach einem Betreiber für die Heizzentrale. Auf der Agenda der Bitzer Gemeindeverwaltung steht die Erarbeitung einer Ausschreibung für das Nahwärmenetz, über das die Haushalte an die Heizzentrale angebunden werden können, und die Ermittlung der damit verbundenen Kosten.

2024 könnte es losgehen

Im günstigsten Fall, so berichtete Matthias Schlagenhauf von der Energieagentur Zollernalb in der Sitzung, könnte schon kommendes Jahr der ersten Abschnitt des Netz-Aufbaus in Angriff genommen werden. Mit der Erweiterung des Netzes im zweiten Abschnitt sei dagegen nicht vor 2027 zu rechnen. Der erste Ausbauabschnitt sieht eine Heizzentrale hinter der Lichtensteinschule vor; dort können der bestehende Holzhackschnitzelkessel und das Blockheizkraftwerk mitgenutzt werden, die durch einen Pufferspeicher und eine Wärmepumpe ergänzt werden. Im zweiten Schritt ist eine Ausdehnung des Nahwärmenetzes auf den Bitzer Osten samt Pflegeheim vorgesehen – eine zusätzliche Heizzentrale im Gewerbegebiet ist dafür notwendig.

Für den Betreiber steht unter dem Strich ein Plus

Im Abschlussbericht gibt das Ingenieurbüro Schuler (IBS), das die Machbarkeitsstudie für das Projekt erstellt hat, aus wirtschaftlicher Sicht grünes Licht. Für den Betreiber des Nahwärmenetzes steht in der ersten Ausbaustufe ein prognostiziertes jährliches Plus von 22 300 Euro und in der zweiten Ausbaustufe ein jährliches Plus von geschätzt 90 800 Euro unterm Strich.

Die Bitzer jedenfalls scheinen interessiert an der Nahwärme. Eine postalische Umfrage der Energieagentur zu den Quartiersplanungen im März und April vergangenen Jahres hatte eine Rücklaufquote von rund 40 Prozent: „Das ist deutlich mehr als üblich und die potenzielle Nachfrage daher hoch“, sagt Schlagenhauf. Die Frage von Gemeinderat Björn Schiefer, ob denn genügend Abnehmer für die Nahwärme zur Verfügung stünden, war damit beantwortet.

Kosten für Netzaufbau bezuschusst

Doch warum nicht – wie Gemeinderat Klaus Hohnwald – groß denken und beide Ausbaustufen gleichzeitig realisieren? „Es ist schwer, direkt einen Betreiber für eine große Heizzentrale zu finden“, erklärte Dennis Hahn von IBS. Dieses Vorgehen sei laut dem Ingenieurbüro, welches Erfahrung mit Nahwärme habe, unüblich. Mit ein Grund sind die Kosten der Heizzentrale: Nach Prognosen der Energieagentur schlagen die Investitionen in die erste Ausbaustufe mit rund 1,6 Millionen Euro zu Buche – nach Abzug von Förderung und Zuschüssen – und die für die zweite mit geschätzt 1,88 Millionen Euro.

Lob für klimafreundliche Angebote

Die Bitzer Verbraucher zahlen dann geschätzt 12 Cent pro Kilowattstunde, wie es im Abschlussbericht zum Quartierskonzept heißt. Ein Schnäppchen, betrachtet man den Verlauf der Energiepreise im vergangenen Jahr.

Gelobt wurden die Bitzer einmal mehr für ihre klimafreundlichen Aktivitäten. Ob Laufender Schulbus, Seniorenfahrdienst oder Stadtradeln – „da können sich viele Gemeinden eine Scheibe abschneiden“, stellte Matthias Schlagenhauf fest. Besser geht aber immer: Die Energieagentur empfiehlt beispielsweise den Bau von E-Ladesäulen im Quartier – am besten direkt an der Landesstraße 448.

Wer ist betroffen?

Quartier
Zum Quartier zählen der Ortskern, wo viele alte Gebäude stehen, inklusive dem Rathaus, dem Stiftungsgebäude, dem kirchlichen Gemeindezentrum und dem Feuerwehrhaus. Laut Energieagentur sind dies vor allem ältere Immobilien mit alter Heiztechnik. Rund 70 Prozent der Gebäude im Quartier werden mit Ölheizungen, 14 Prozent mit Gasheizungen warmgehalten.

Klimaneutralität
Ein Anschluss an ein Nahwärmenetz ist für das baden-württembergische Ziel „Klimaneutralität 2040“ nahezu unumgänglich. Langfristig gesehen soll ganz Bitz an das Nahwärmenetz angeschlossen werden.