Holz-Optik, zwei statt drei Etagen, funktional: So sieht der aktuelle Entwurf des Pforzheimer Architekten Markus Geiser für die neue Jugendverkehrsschule aus. Foto: Schwarzwälder-Bote

Ex-Polizeichef Burkhard Metzger will Projekt vorantreiben / Baurechtliche Vorgaben stellen Verantwortliche vor Herausforderung

Pforzheim. Es war ein Paukenschlag, als Burkhard Metzger, damals Chef der Polizeidirektion Pforzheim, im März 2012 die Pläne für einen Neubau der Jugendverkehrsschule an der Steubenstraße präsentierte.

Doch seither muss die Verkehrswacht Pforzheim-Enzkreis auf dem Weg zu einer noch effektiveren Verkehrserziehung immer neue Hindernisse umkurven. Aktuell sind es baurechtliche Vorgaben, die den Baustart hinauszögern. Metzger, inzwischen Leiter des Führungs- und Einsatzstabs des Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen, will nun auch aus der Ferne mithelfen, dass das Projekt doch noch auf die Zielgerade kommt.

Die Jugendverkehrsschule sei für ihn eine Herzensangelegenheit, für die er sich weiter einsetzen werde, sagte Metzger. Mitte Juli wolle er sich vor Ort in Pforzheim über den aktuellen Sachstand informieren. Metzger bestätigt, dass die Planung "noch etwas komplizierter geworden" sei und das Projekt "ein wenig teurer" werde.

Zur Erinnerung: Der anfangs vom Architekten Peter W. Schmidt geplante Neubau, der gut 1,2 Millionen Euro kosten sollte, war mit Blick auf die auf Spenden basierende Finanzierung deutlich abgespeckt worden. Durch eine abgespeckte Form und durch konsequente Einsparmaßnahmen hatte der Pforzheimer Architekt Markus Geiser eine funktionale Version geschaffen, die für rund 540 000 Euro zu realisieren ist.

Nun aber geht im Kreise der zahlreichen Förderer und Spender die Sorge um, dass das Projekt doch noch platzen könnte. Schuld seien Vorgaben des Baurechtsamts, die für Mehrkosten von 60 000 Euro sorgten. Da bislang 430 000 Euro im Spendentopf liegen, fehlten nun statt 110 000 stolze 170 000 Euro, welche die Verkehrswacht noch einwerben müsse.

Neben einer weiteren Fluchttreppe müsse ein Aufzug eingebaut werden, an dessen Sinn sich die Geister scheiden. 30 Minuten würde es dauern, um etwa 20 Rollstuhlfahrer in die Schulungsräume in der oberen Etage des Gebäudes zu befördern, geben Kritiker zu bedenken. Dies werfe die Frage auf, ob es nicht zweckmäßiger sei, die ein- bis zweimal im Jahr stattfindenden Schulungen für gehbehinderte Menschen im Erdgeschoss abzuhalten. Es sei wesentlich kostengünstiger, den großen Garagenraum dann in einen Vortragsraum zu verwandeln.

Die Landesbauordnung sehe eine solche Barrierefreiheit vor, erläutert der städtische Sprecher Michael Strohmayer die Einwände des Baurechtsamts. Und das Gewerberecht lasse bei den Fluchttreppen, von denen eine auf 1,20 Meter Breite ausgeweitet werden müsse, keinen Spielraum. Die Planung sei modifiziert worden. Doch bezüglich der Fluchttreppen fehle seit April der Nachtragsplan des Architekten, sagte Strohmayer. Sollte dieser vorliegen, stehe einer Baugenehmigung nichts im Wege.

Gebäude nun doch barrierefrei geplant

Daniela Vogel, die Vorsitzende der Verkehrswacht, sieht es positiv, dass die Planung nun behindertengerecht und damit "zukunftsorientiert" sei. Das Thema Inklusion, also das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung, gewinne an Bedeutung. Sie hebt das Engagement der Otto-und-Ursula-Meixner-Stiftung und des Vereins Förderung Behinderter Pforzheim hervor, die mit insgesamt 34 000 Euro eine kostenneutrale barrierefreie und inklusive Gebäudegestaltung ermöglichten.

Vogel freut sich ebenso darüber, dass Burkhard Metzger nach wie vor mit im Boot sei und sich für "sein Kind" einsetze. Erst wenn die Finanzierung komplett stehe, die Baugenehmigung erteilt sei und konkrete Handwerkerangebote für die einzelnen Gewerke vorlägen, könne das Startzeichen zum Bau gegeben werden.

Aus Sicht des Architekten Markus Geiser gibt es mehrere Faktoren, die für eine Verzögerung sorgen. Die Polizeireform habe negative Auswirkungen gehabt, da nach dem Wechsel Metzgers nach Göppingen und dem Vakuum an der Spitze des Karlsruher Präsidiums ein polizeilicher Ansprechpartner vor Ort fehle. In diesem Jahr sei man deshalb bislang nicht handlungsfähig gewesen. Auch die "baurechtlichen Diskussionen" haben laut Geiser, nach dessen Einschätzung es durchaus Alternativen zu den Vorgaben des Baurechtsamts gegeben hätte, das Projekt ausgebremst. Die Verkehrswacht als Bauherr brauche zudem Kostensicherheit, um die Realisierung zu wagen.

Baurechtlich sei nun alles geregelt, die Genehmigung nur eine Formalität, so Geiser. Sollten die noch benötigten Spendengelder fließen, könnte alles ganz schnell gehen. Gibt es grünes Licht, seien lediglich acht Wochen Vorlauf und dann drei Monate Bauzeit nötig, bis die lange geplante Jugendverkehrsschule endlich steht.

Weitere Informationen: www.jugendverkehrsschule-pforzheim.de