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Birkan Uludag wird nach seiner Genesung selbst ein Helfer

Pforzheim/Enzkreis. Sieht so ein Schutzengel aus? So wie Birkan Uludag, etwa 1,70 Meter groß, 23 Jahre alt, kurze schwarze Haare, dreiviertellange Hosen, Sneakers, cool, als spräche er nicht zum ersten Mal in ein Mikrofon, gefilmt von einem Fernsehteam?

Was wird er erzählen, der junge Mann, vom Schicksalstag seines Lebens? Das fragen sich rund ein Dutzend Schüler im Tagungsraum des Hauses des Handwerks an der Wilferdinger Straße.

Es geht um die Minuten, Tage, Wochen, Monate nach einem Wendepunkt im Leben vieler Beteiligter an einem Sonntag im Januar des Jahres 2008. Da hatte Birkan selbst einen Schutzengel, zwei seiner Fußball-Kameraden hatten ihn nicht. Sie starben als Folge eines grauenhaften Unfall auf der Unteren Wilferdinger Straße.

Es war um die Mittagszeit. Die jungen Hobbykicker, die in der Jahnhalle ein Freizeit-Turnier bestritten, hatten Spielpause.

Das Fünfer-Team beschloß, auf die Wilferdinger Höhe zu fahren. Am Steuer saß ein 18-Jähriger, das Auto, einen BMW, hatte er vom Vater eines 15-jährigen Beifahrers geliehen bekommen. Er hatte erst vier Tage den Führerschein. Birkan saß in der Mitte hinten. Nach dem Tunnel der Berliner Straße gab der Fahrer Gas – viel zu viel Gas.

Auf Höhe der ersten Schrebergärten geriet das Auto ins Schleudern, krachte mit überhöhter Geschwindigkeit in ein Auto, in dem ein Ehepaar und ein Kind schwer verletzt worden sind. Der BMW-Fahrer starb, ein 15-jähriger Beifahrer ebenfalls. Birkan erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma mit Hirnblutungen.

Den ersten Tag verbrachte er auf der Intensivstation des Klinikums Pforzheim, sein Zustand wurde lebensbedrohlich. Für kurze Zeit hatte er sogar einen Herzstillstand.

Am nächsten Tag brachte ihn ein Hubschrauber in die Uni-Klinik Heidelberg, wo ihn die Ärzte für zwölf Tage in ein künstliches Koma legten, um ihn zu stabilisieren. Dann wurde er nach Neckargemünd verlegt – dreieinhalb Monate lag er fortan im Wach-Koma.

Am Anfang, so wurde ihm später erzählt, waren die Krankenhausflure voll mit Freunden und Verwandten. Manche kamen eigens aus der Türkei. "Als ich aufgewacht bin, konnte ich nicht sprechen und nicht gehen, eine Seite war gelähmt", erzählt Birkan. Die Schüler schlucken.

Für Jochen Merkle, Polizeibeamter bei der Verkehrsprävention des Polizeipräsidiums Karlsruhe mit Sitz in Pforzheim, ist einer wie Birkan ein Glücksfall. Merkle ist Leiter des Projekts Schutzengel des Präventionsvereins "Sicheres Pforzheim – sicherer Enzkreis". Vor einigen Monaten, bei einer Schutzengel-Party, hat Birkan ihn angesprochen, ob er nicht bei einem Workshop von sich erzählen solle. Etwas Besseres konnte nach Merkle nicht passieren.

Bis es so weit war, dass Birkan in der Lage war, sich nach dem Unfall zu artikulieren, verging mehr als ein halbes Jahr. Die Erinnerung daran ist allerdings weg. Und sechs bis neun Stunden täglich quält er sich in der Reha. Es ist der härteste Kampf seines Lebens.

Er weiß sicher, es ist aus mit einer Karriere als Fußballer. Birkan war ein begnadeter Spielmacher. Jetzt ist er froh, dass er lebt, nicht an den Rollstuhl gefesselt ist. Über die Medien lernte er das Projekt "Schutzengel" kennen. Er hat sich zurück ins Leben gekämpft – jetzt will er selbst ein Schutzengel werden.

Er ist der 55. von heute mehr als 2600 Helfern, die meisten davon Mädchen und junge Frauen. Er lässt keine Schutzengel-Party aus. Kaum einer der Anwesenden weiß, dass es sein damaliger Unfall war, der die Initialzündung für das Projekts gab.

Birkan ist nicht alleine gekommen an diesem Nachmittag, er hat Erkan Gencoglu mitgebracht. Ihre Väter sind Cousins. Erkan (18) ist noch Schüler, hat im Gegensatz zu Birkan noch keinen Führerschein. Eines haben sie gemeinsam: Sie gurten sich prinzipiell an. Birkan: "Wer sich bei mir im Auto nicht anschnallt, kann gleich wieder aussteigen." An dem Tag, der sein Leben veränderte, hatte keiner der fünf jungen Männer einen Gurt angelegt.

Der heute 23 Jahre alte Birkan Uludag wurde in Pforzheim geboren und absolvierte nach der Alfons-Kern- und der Ludwig-Erhard-Schule eine Lehre als Verkäufer und ist arbeitsuchend. Er ist der mittlere von drei Brüdern. Seine Hobbys sind Tischtennis und Tischkicker. Seine Mutter ist Hausfrau, sein Vater arbeitet als Oberflächenbeschichter bei einer Galvanik-Firma.

Pforzheim/Enzkreis. Sieht so ein Schutzengel aus? So wie Birkan Uludag, etwa 1,70 Meter groß, 23 Jahre alt, kurze schwarze Haare, dreiviertellange Hosen, Sneakers, cool, als spräche er nicht zum ersten Mal in ein Mikrofon, gefilmt von einem Fernsehteam?

Was wird er erzählen, der junge Mann, vom Schicksalstag seines Lebens? Das fragen sich rund ein Dutzend Schüler im Tagungsraum des Hauses des Handwerks an der Wilferdinger Straße.

Es geht um die Minuten, Tage, Wochen, Monate nach einem Wendepunkt im Leben vieler Beteiligter an einem Sonntag im Januar des Jahres 2008. Da hatte Birkan selbst einen Schutzengel, zwei seiner Fußball-Kameraden hatten ihn nicht. Sie starben als Folge eines grauenhaften Unfall auf der Unteren Wilferdinger Straße.

Es war um die Mittagszeit. Die jungen Hobbykicker, die in der Jahnhalle ein Freizeit-Turnier bestritten, hatten Spielpause.

Das Fünfer-Team beschloß, auf die Wilferdinger Höhe zu fahren. Am Steuer saß ein 18-Jähriger, das Auto, einen BMW, hatte er vom Vater eines 15-jährigen Beifahrers geliehen bekommen. Er hatte erst vier Tage den Führerschein. Birkan saß in der Mitte hinten. Nach dem Tunnel der Berliner Straße gab der Fahrer Gas – viel zu viel Gas.

Auf Höhe der ersten Schrebergärten geriet das Auto ins Schleudern, krachte mit überhöhter Geschwindigkeit in ein Auto, in dem ein Ehepaar und ein Kind schwer verletzt worden sind. Der BMW-Fahrer starb, ein 15-jähriger Beifahrer ebenfalls. Birkan erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma mit Hirnblutungen.

Den ersten Tag verbrachte er auf der Intensivstation des Klinikums Pforzheim, sein Zustand wurde lebensbedrohlich. Für kurze Zeit hatte er sogar einen Herzstillstand.

Am nächsten Tag brachte ihn ein Hubschrauber in die Uni-Klinik Heidelberg, wo ihn die Ärzte für zwölf Tage in ein künstliches Koma legten, um ihn zu stabilisieren. Dann wurde er nach Neckargemünd verlegt – dreieinhalb Monate lag er fortan im Wach-Koma.

Am Anfang, so wurde ihm später erzählt, waren die Krankenhausflure voll mit Freunden und Verwandten. Manche kamen eigens aus der Türkei. "Als ich aufgewacht bin, konnte ich nicht sprechen und nicht gehen, eine Seite war gelähmt", erzählt Birkan. Die Schüler schlucken.

Für Jochen Merkle, Polizeibeamter bei der Verkehrsprävention des Polizeipräsidiums Karlsruhe mit Sitz in Pforzheim, ist einer wie Birkan ein Glücksfall. Merkle ist Leiter des Projekts Schutzengel des Präventionsvereins "Sicheres Pforzheim – sicherer Enzkreis". Vor einigen Monaten, bei einer Schutzengel-Party, hat Birkan ihn angesprochen, ob er nicht bei einem Workshop von sich erzählen solle. Etwas Besseres konnte nach Merkle nicht passieren.

Bis es so weit war, dass Birkan in der Lage war, sich nach dem Unfall zu artikulieren, verging mehr als ein halbes Jahr. Die Erinnerung daran ist allerdings weg. Und sechs bis neun Stunden täglich quält er sich in der Reha. Es ist der härteste Kampf seines Lebens.

Er weiß sicher, es ist aus mit einer Karriere als Fußballer. Birkan war ein begnadeter Spielmacher. Jetzt ist er froh, dass er lebt, nicht an den Rollstuhl gefesselt ist. Über die Medien lernte er das Projekt "Schutzengel" kennen. Er hat sich zurück ins Leben gekämpft – jetzt will er selbst ein Schutzengel werden.

Er ist der 55. von heute mehr als 2600 Helfern, die meisten davon Mädchen und junge Frauen. Er lässt keine Schutzengel-Party aus. Kaum einer der Anwesenden weiß, dass es sein damaliger Unfall war, der die Initialzündung für das Projekts gab.

Birkan ist nicht alleine gekommen an diesem Nachmittag, er hat Erkan Gencoglu mitgebracht. Ihre Väter sind Cousins. Erkan (18) ist noch Schüler, hat im Gegensatz zu Birkan noch keinen Führerschein. Eines haben sie gemeinsam: Sie gurten sich prinzipiell an. Birkan: "Wer sich bei mir im Auto nicht anschnallt, kann gleich wieder aussteigen." An dem Tag, der sein Leben veränderte, hatte keiner der fünf jungen Männer einen Gurt angelegt.