Schon bei den vorbereitenden Proben sind Ney Rosauro und Roland Härdtner (von links) auf einer musikalischen Wellenlänge. Foto: Schwarzwälder-Bote

Einzigartiger Konzert-Höhepunkt mit Marimba und Vibrafon / Ney Rosauro kommt als berühmter Komponist

Pforzheim. Am kommenden Wochenende hat Pforzheim das besondere Vergnügen, der einzige deutsche Konzertort des weltbekannten Mallets-Virtuosen Ney Rosauro zu sein. Dabei gibt der Brasilianer zusammen mit Roland Härdtner im Stadttheater eigene und fremde Kompositionen zum Besten.

Zugegeben, die Szene der Marimba- und Vibrafonbegeisterten führt ein Nischendasein innerhalb der klassischen Musik – ihre Begeisterungsfähigkeit ist dagegen umso größer, sind doch aus allen Teilen Deutschlands Karten geordert worden.

Es dürfte sich lohnen, denn zufällig hat Rosauro mit seinem Marimbakonzert Nr. 1 das erfolgreichste zeitgenössische Perkussionskonzert überhaupt komponiert – mit mehr als 2500 Aufführungen weltweit. "Was beim Klavierunterricht Johann Sebastian Bach darstellt, ist auf Mallet-Instrumenten Ney Rosauro", so Konzertpartner Härdtner, "egal, in welchem Land man Mallet-Instrumente lernt, man kommt an Neys Kompositionen nicht vorbei."

Diese Gruppe der Lernenden wird stetig größer, vor 30 Jahren sah das allerdings anders aus. Rosauros Erfolgsstück entstand aus purer Not: "Als ich 1986 meinen Abschluss in Würzburg gemacht habe, gab es keine aktuellen Marimba-Konzerte: Also habe ich eines komponiert."

Grund für den Aufschwung ist laut Härdtner, der selbst Marimba-Autodidakt ist, die konsequente Förderung der Perkussionsinstrumente. Die EU hat mit Fördermitteln viele Wettbewerbe und Kompositionen erst ermöglicht, die für ein Überleben eines neuen Instrumentes so wichtig sind.

In Brasilien, Rosauros Heimatland, sieht die Situation anders aus: "In den 1980er-Jahren gab es in ganz Brasilien – bei 100 Millionen Einwohnern – höchstens fünf Marimbas. Bald ist in Rio de Janeiro ein Konzert mit mir geplant, aber in der ganzen Stadt gibt es kein passendes Instrument – bei 15 Millionen Einwohnern."

Dennoch ist das Pforzheimer Konzert eine Hommage an Rosauros Heimat, die im Konzert über musikalische Umwege erreicht wird: "Wir machen eine musikalische Reise", so Härdtner, "über die Suiten von Bizet, die uns nach Südfrankreich und Spanien führen, erreichen wir mit Rosauros Kompositionen Brasilien." Unangefochtener Programmhöhepunkt ist die "Serenata", die Rosauro speziell für den Abend neu eingerichtet hat: "In der Urfassung ist das Werk für einen Solisten. Hier in Pforzheim spielen wir aber gemeinsam als zwei Solisten. Das verändert das Stück. Die Klangfarben sind breiter, und wir können noch viel virtuoser aufspielen. Manche Passage ist auch völlig neu komponiert."

Spannend bleibt, wie das Uraufführungspublikum auf die Neufassung reagiert – seien es Marimba-Fachleute oder der gewöhnliche Konzertbesucher. Rosauro ist aber zuversichtlich, dass auch die Serenata dem Publikum gefallen wird: "Ich schreibe die Musik, die ich selbst schön finde. Und das gefällt dann meistens auch dem Publikum."