Die Tage des Bader-Versandzentrums im Brötzinger Tal in Pforzheim sind gezählt. Dank guter Geschäfte muss sich das Unternehmen vergrößern, allerdings an einem anderen Standort. Foto: Schwarzwälder-Bote

Pforzheimer Traditionsversandhaus muss sein Zentrum mangels geeigneter Flächen in der Goldstadt verlagern

Pforzheim. "Die Stadt hatte kein geeignetes Grundstück in ausreichender Größe anzubieten", bedauert Versandhaus-Geschäftsführer Klaus Bader. Nach mehreren Versuchen, in der Region zu bleiben, wird das Bader-Versandzentrum im Brötzinger Tal im Jahr 2017 komplett verlagert. "Entweder nach Bruchsal oder Östringen", so Bader.

In Bruchsal sei eine Teilfläche des Grundstücks wegen anstehender Sanierung der Autobahnbrücke zunächst nicht bebaubar. Konkrete Aussagen des Regierungspräsidiums zum geplanten Zeitpunkt der Sanierung stünden immer unter Finanzierungsvorbehalt. Zudem müsse der Bebauungsplan für das Bader-Grundstück noch erstellt werden. Inwieweit sich die von Bruchsal und der Nachbargemeinde Karlsdorf-Neuthard gestellten sonstigen Bedingungen darin wiederfinden würden, sei offen. "Das gefährdet somit den Fertigstellungstermin im Frühjahr 2017", erklärt Bader.

In Östringen hingegen handele es sich um ein Industrie-Grundstück mit bereits vorhandenem Bebauungsplan von 1964 – ohne Beschränkungen. Es sei 125 000 Quadratmeter groß und biete somit ausreichend Fläche für eventuelle Erweiterungen.

Mit der Verkäufer-Gesellschaft in Östringen sei vereinbart worden, dass ein notariell ausgearbeiteter Kaufvertrag ausgefertigt und zugestellt wird. "Und erst dann kann eine Entscheidung getroffen werden", macht Bader deutlich. Leipzig und Magdeburg sind weitere Optionen für das Pforzheimer Traditionsunternehmen.

Wo auch immer sich Bader niederlassen wird – rund 90 Millionen Euro kalkuliert der Versender für seinen neuen Standort. Bader hat rund 1000 Beschäftigte, davon etwa 300 im Versandzentrum Brötzinger Tal. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liege hier bei 55 Jahren. Bis zum Bezug des neuen Versandzentrums gehe also rund ein Drittel dieser Beschäftigten in den Ruhestand. Ein weiteres Drittel wohne nördlich von Pforzheim und habe somit nur eine unwesentliche Anfahrtsverlängerung.

"Das Versandzentrum hätte vielleicht in Pforzheim gehalten werden können", so Bader weiter. Was hinderte das Unternehmen daran, seine ehrgeizigen Expansionspläne in der Goldstadt umzusetzen? Das passende Grundstück, so Bader. Das Nachbargrundstück liege zwar direkt hinter seiner Versandhaustür, aber es wurde von einem externen Investor aus Leipzig gekauft.

"Fast müsste man im Nachgang Baubürgermeister Uhlig dankbar sein, dass er das von Bader gewünschte Vorkaufsrecht der Stadt Pforzheim nach Paragraf 27a des Baugesetzbuches für dieses Grundstück nicht ausgeübt hat – wegen mangelndem öffentlichem Interesse", resümiert der Versandhaus-Geschäftsführer. Denn ein Umbau bei laufendem Betrieb habe sich später als nicht realisierbar herausgestellt.

Öffentliches Interesse hätte insofern bestanden, da es um die Erhaltung von 300 Arbeitsplätzen gehe, ein Teil des Grundstücks für die Westtangente von der Stadt ohnehin erworben und eine öffentliche Erschließungsstraße fertiggestellt werden müsse, ergänzte Bader.

"Das funktioniert so nicht", behauptet dagegen Michael Strohmayer, Pressesprecher der Stadt Pforzheim. Zwar habe eine Stadt grundsätzlich immer dieses Vorkaufsrecht. Aber in 99,9 Prozent der Fälle komme es nicht zum Zug. Strohmayer beruft sich auf Paragraf 24 des Baugesetzbuches, wonach der Gemeinde nur ein Vorkaufsrecht beim Kauf von Grundstücken zustehe, wenn sie diese der öffentlichen Nutzung zuführe. Die Wirtschaftsförderung habe sich laut Strohmayer intensiv um einen passenden Standort für Bader bemüht.

Wo wären andere Standorte in Pforzheim gewesen? Zum Beispiel Buchbusch an der Autobahnzufahrt Nord. Allerdings gab es dafür keine Chance. Zum einen hätten die von der Stadt angebotenen Grundstücke einen ungenügenden Zuschnitt, seien zu klein oder bieten keinen Platz für 24 Laderampen mit Rangierflächen – und ausgerechnet an der Zufahrt zum Hafnerschen Grundstück wurde eine Parzelle an eine Tankstelle verkauft –, zeigte Bader anhand der Grundrisse auf. Zum anderen habe es Probleme mit der Bauhöhe des neuen Versandzentrums gegeben. Die vorgesehenen 36 Meter für das Hochregallager hätten den Genehmigungsrahmen von 20 Metern klar überschritten.

Bliebe noch der Enzkreis: Niefern-Öschelbronn, das Areal unterhalb der Autobahnraststätte, war im Gespräch. Es hätte den Anforderungen des Versenders genügt. Woran also scheiterte dieser Plan? "An Pforzheim." Die Stadt habe links der B10 zwei von fünf Brunnenrechten. Sie erhob Einspruch gegen die Versandhaus-Ansiedlung – mit Verweis auf ihre Brunnenrechte, so Bader. Unverständlich, denn auf der angeblich schützenswerten Fläche würden offenbar Düngemittel ausgebracht.

Stark im Rennen lag Wiernsheim, wobei hier die Erweiterung über eine Recyclingfläche (acht Meter bis zum gewachsenen Grund) hätte erfolgen müssen. Doch aus Mönsheim und Wurmberg wurde heftiger Widerstand signalisiert, unter anderem wegen Befürchtungen eines höheren Verkehrsaufkommens. Bader: "Wir haben kein Interesse, mit den Menschen dort in Konflikt zu kommen, deshalb haben wir unsere Planung nicht weiter verfolgt."