An der westlichen Bahnhofsunterführung stehen Radfahrer oft vor verschlossener Tür, wenn sie ihr Bike unterstellen wollen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Dauerbelegung der Plätze ärgerlich / Ratlosigkeit über Missbrauch bei Stadtverwaltung

Pforzheim. Wer zum Bahnhof fährt, und denkt, er könnte dort sein Rad spontan in eine der Boxen unterstellen, wird enttäuscht sein. Sie sind dauerbelegt, obwohl es fünf Stück gibt, die eigentlich nur zeitweise zu benutzen sein sollten. Pforzheim hat beim Thema Infrastruktur für Radfahrer Nachholbedarf. Seit einigen Monaten gibt es immerhin ein beschlossenes Radwegekonzept.

Zum Genussradeln gehört ein gutes Fahrrad und die Möglichkeit, es etwa beim Bahnhof sicher abzustellen. Zu diesem Zweck hat die Stadt vor einem Jahr 20 Radboxen in der Bahnunterführung aufgestellt. Die Nachfrage war so groß, dass zehn weitere Boxen einige Zeit später in der Unterführung Richtung Innenstadt dazukamen. Pro Stück waren 2500 Euro Kosten angefallen.

Laut Edgar Theurer, zuständig für Bus und Bahnen, Fahrrad und Werterhaltungsmanagement beim Grünflächen- und Tiefbauamt, war der Großteil als Dauer-Mietbox konzipiert. Man kann sie für fünf Euro im Monat anmieten. Weitere fünf Boxen sollten flexibel für eine Pfandgebühr von einem Euro zur Verfügung stehen, wenn ein Radfahrer spontan eine sichere Abstellmöglichkeit brauche. Das führte allerdings zu Missbrauch. Leute nahmen den Schlüssel einfach mit nach Hause, um die Box mehrfach nutzen zu können. Das ist beim städtischen Amt inzwischen erkannt worden.

Wie weiter verfahren werden soll, ist aber unklar. Wahrscheinlich werden alle Boxen zur Dauermietung umgerüstet. Denn ein Schließfachsystem wie bei der Deutschen Bahn zu installieren, sei sehr teuer. Das gehe mit Strom, Zeitüberwachung und personeller Überwachung einher. "Das lohnt sich wirtschaftlich nicht", so Theurer. Und so verfügt das Grünflächenamt über eine Warteliste mit Namen. Falls ein Mieter seinen Schlüssel zurückgebe, könnten sie der Reihe nach nachrücken. Das passiert vermutlich eher selten. Das System sei keine dauerhafte Lösung, wohl aber ein erstes Signal an die Radfahrer, räumt Theurer ein.

Denke man weiter in die Zukunft, in der viele andere Städte schon seien, dann gehörten zu einer radfreundlichen Stadt ja auch Mietfahrräder vor dem Bahnhof, etwa auch Pedelecs. Und natürlich ein Radparkhaus. So werden sich die politischen Gremien in den nächsten Monaten mit dem Thema gründlich auseinandersetzen.

Momentan profitieren einige nur wenige von den Investitionen der Stadt in Höhe von 75 000 Euro. Die Grüne Liste jedenfalls setzt sich für ein Mobilitätszentrum mit einer entsprechenden Radpark-Einrichtung ein.