Es kann losgehen: Mit der Vertragsunterzeichnung gaben Annick Grassi und Dieter Bischoff den Startschuss zum interkommunalen Ausbau der Breitbandversorgung zwischen Pfalzgrafenweiler und Waldachtal. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinden besiegeln Breitband-Partnerschaft

Von Tina Eberhardt

Pfalzgrafenweiler. Unterschriften gesetzt, es kann losgehen: Pfalzgrafenweiler und Waldachtal haben den Startschuss zum interkommunalen Ausbau der Breitbandversorgung gegeben. 2017, so das Traumziel, soll die neue Datentrasse fertig sein.

"Insellösungen sind keine Option für die Zukunft", meint Pfalzgrafenweilers Bürgermeister Dieter Bischoff. Eine Ansicht, die seine Kollegin Annick Grassi aus Waldachtal nur teilen kann. Als dort die Notwendigkeit des Breitbandausbaus immer dringlicher wurde, hatte man geschaut, welche Nachbarn schon am Thema dran waren. Hinzu kam, dass Waldachtal über keinen eigenen Hauptverteiler verfügt, sondern ohnehin schon an den in der Nachbargemeinde angeschlossen ist. "Da lag es nahe, auf Pfalzgrafenweiler zuzugehen", erklärt Annick Grassi.

Mit dem bis 2025 laufenden interkommunalen Vertrag möchten die beiden Gemeinden nun die Breitbandversorgung über Durrweiler nach Cresbach und Kälberbronn sichern. Die Finanzierung der Leitungstrasse von der Vermittlungsstelle in Pfalzgrafenweilers Kernort nach Durrweiler werden sich die beiden Partner teilen. Die anschließende Weiterführung in die anderen Orte wird jede Kommune für sich finanzieren.

In Pfalzgrafenweiler ist die Breitbandversorgung schon lange ein heißes Thema, in Waldachtal ist es wenig besser. "Jeder Ortsteil hat im Moment eine andere Versorgungslage", sagt Grassi. Ganz finster sieht es aber in Cresbach aus. "Ich glaube, dass uns dort mittlerweile auch Einwohner davonlaufen", fürchtet die Bürgermeisterin. Die Welt ist auf digitalen Datenverkehr ausgelegt, nicht nur bei Unternehmen. Kinder müssen für die Schule im Internet recherchieren, Daten wollen verschickt werden – doch in Cresbach ist stellenweise nicht mal einfaches Online-Banking möglich.

Dass die Angelegenheit nicht lustig ist, zeigen die Reaktionen der Betroffenen. In Waldachtal standen verzweifelte Bürger irgendwann in der Gemeinderatssitzung. In Pfalzgrafenweiler machen nicht zuletzt Unternehmer Druck im Rathaus – wo man wiederum oft verzweifelt: an der Unverbindlichkeit der Telekommunikationsanbieter und dem schleppenden Antragsprozedere in den Behörden. "Im ländlichen Raum hat man manchmal schon das Gefühl, dass man einen am langen Arm verhungern lässt", meint Dieter Bischoff.

Nicht zuletzt hoffen Bischoff und Grassi deshalb, dass sich mit der interkommunalen Kooperation auch eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den Partnern einnehmen lässt. "Das Netz ist größer und lukrativer in der Ausschreibung", erklärt Grassi. Und auch auf die Behörden wächst der Druck. Mit dem Förderantrag für die interkommunale Trasse, den Pfalzgrafenweiler als federführender Partner einreichen wird, liegt dann nämlich das dritte Fördergesuch der Gemeinde innerhalb weniger Monate auf dem staatlichen Schreibtisch.

Und wann soll die digitale Zukunft zwischen Durrweiler und Cresbach Einzug halten? Bischoff und Grassi reagieren vorsichtig. 2017 ist angestrebt. "Aber ich weiß nicht, ob wir den Erwartungen in vollem Umfang gerecht werden können", räumt Bischoff ein. "Viele wissen nicht, wie komplex das ist. Das ist ein zäher Prozess, der über Jahre geht." Und die Kooperationsvereinbarung, so Grassi, ist nur der erste Schritt. Nun muss die Bewilligung der Förderanträge abgewartet werden, dann müssen Planung und Ausbau der Leitung vergeben und am Ende ein Netzbetreiber gesucht werden. Und dann kommen die Bürger und Unternehmen ins Spiel. Sie müssen sich einen Hausanschluss legen lassen und bei ihrem Anbieter das entsprechende größere Leistungspaket buchen. "Die Glasfaserleitung alleine bringt kein schnelleres Internet ins Haus", mahnt Grassi. "Und den Anschluss gibt es nicht umsonst." Ein Trugschluss, den Dieter Bischoff in der Vergangenheit schon beobachtet hat. Als es plötzlich an die Eigeninvestition ging, erzählt der Bürgermeister, sei bei manchem Bürger das dringende Thema Breitband dann doch nicht mehr so eilig gewesen.

Optimistisch, dass es mit dem Verfahren zügig geht, geben sich jedoch beide – Bischoff wie Grassi. "Steter Tropfen höhlt den Stein", meint Bischoff zum Thema Förderanträge. "Und manchmal muss man ein wenig lästig werden."