Der Sprung über die B 28 ist gescheitert: Die "Schwende" wird kein Gewerbegebiet, sie bleibt grün. Foto: Schwenk Foto: Schwarzwälder-Bote

Regionalverband: Favorisiertes Gewerbegebiet abgelehnt / Pfalzgrafenweiler muss sich neu orientieren

Von Regina Schwenk

Das hatte sich Bürgermeister Dieter Bischoff anders vorgestellt: Da setzte Pfalzgrafenweiler zum Sprung über die B 28 an, wollte auf der landwirtschaftlich genutzten "Schwende" seine Gewerbeflächen erweitern – und legte vor dem Regionalverband eine Bruchlandung hin.

Pfalzgrafenweiler/Freudenstadt. Wohlgemerkt: Dass Pfalzgrafenweiler neue Gewerbeflächen braucht, ist auch beim Regionalverband unstrittig. Aber eben nicht auf der 14,9 Hektar großen "Schwende". Die liegt direkt gegenüber dem bestehenden Gewerbegebiet "Schornzhardt", was der Gemeinde eine Gewerbeentwicklung aus einem Guss ermöglichen würde. Doch die Böden der "Schwende" sind hochwertig. Die Fläche wird im aktuellen Entwurf des Teilregionalplans Landwirtschaft als landwirtschaftliches Vorbehaltsgebiet ausgewiesen, argumentierte der Verband. Zudem sei das Gebiet Teil eines regionalen Grünzugs, die Umwandlung zur Gewerbefläche ziehe somit ein längeres Verfahren nach sich – unter Beteiligung mehrerer Behörden, mit ungewissem Ausgang.

Stattdessen, so die klare Ansage des Verbands, soll sich die Gemeinde in Richtung "Schornzhardt-Süd" und "Rechts am Heuwasen" orientieren. "Schornzhardt-Süd" wäre eine 6,8 Hektar große Verlängerung des Gewerbegebiets "Schornzhardt" in Richtung Bösingen und Edelweiler. Das 4,2 Hektar große Gebiet "Rechts am Heuwasen" liegt ebenfalls an der B 28. Die Freifläche neben dem Werbeunternehmen Gall wird derzeit noch landwirtschaftlich genutzt.

Bürgermeister Bischoff bietet Tausch an

Unterm Strich stehen Pfalzgrafenweiler also elf Hektar für neue Gewerbeflächen zur Verfügung. Ausreichend, um den mittelfristigen Flächenbedarf der Gemeinde zu decken, befand der Regionalverband.

Zu wenig, hielt Pfalzgrafenweilers Bürgermeister Dieter Bischoff (FWV) seinen Verbandskollegen entgegen. Schon rein flächenmäßig sei die größere "Schwende" die einzig zukunftstaugliche Lösung. Aus diesem Grund habe sich der Gemeinderat nach intensiver Beratung entschieden, das neue Gewerbegebiet dort anzusiedeln, argumentierte Bischoff. Und bot eine Art Tauschhandel an: In Durrweiler, Herzogsweiler und Bösingen seien noch freie Gewerbeflächen vorhanden, auf die die Gemeinde zugunsten der "Schwende" verzichten werde.

Doch Bischoff konnte den Regionalverband nicht umstimmen. Walter Trefz (Grüne) eröffnete den Reigen der Gegenredner. Industrie brauche Fläche, räumte der Regionalrat ein. Die Landwirtschaft aber auch. Und der würden zunehmend Flächen entzogen. "Die ›Schwende‹ steht beispielhaft für die Frage, wie wir mit den verbliebenen Flächen umgehen", so Trefz. "Wer das Gebiet kennt, weiß um die landschaftsprägenden Elemente, die durch den Sprung über die B 28 zerstört würden. Wir in Freudenstadt hätten uns damals auch einen Regionalverband gewünscht, der dieses saumäßig große ›Sulzhau‹ verhindert hätte."

Landwirte hätten die Zeche gezahlt

Günter Bächle (CDU) bohrte den Stachel noch tiefer ins Fleisch. Pfalzgrafenweiler hätte genügend Gewerbeflächen, hätte die Gemeinde diese nicht leichtfertig für die Ansiedlung von Einzelhandel verschwendet, meinte Bächle mit Blick auf die stattliche Anzahl von Lebensmittel- und anderen Märkten im "Schornzhardt". "Hätte die Gemeinde vernünftig gehandelt, stünde sie nicht vor diesem Problem", brachte es Bächle auf den Punkt. Nun setze Pfalzgrafenweiler zum Sprung über die B 28 an, plane den nächsten tiefen Einschnitt ins Landschaftsbild. Inakzeptabel, befand Bächle.

Verbandsdirektor Dirk Büscher zeigte sich diplomatischer. Doch in der Sache blieb auch er hart. Konsens sei, dass man Pfalzgrafenweiler moderate Entwicklungschancen eröffnen müsse, so Büscher. Und dem komme der Regionalverband mit den Gebieten "Schornzhardt-Süd" und "Rechts am Heuwasen" auch nach.

Gerne hörte Bischoff das nicht. Zumal er mit seiner Sicht der Dinge allein auf weiter Flur stand. Der eine oder andere Verbandskollege, wie etwa Landrat Klaus Michael Rückert, ließ zwar durchblicken, dass er auch ein Gewerbegebiet "Schwende" mittragen könne – am Ende ließ das Abstimmungsergebnis an Klarheit jedoch nichts zu wünschen übrig. Bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen schob der Regionalverband den "Schwende"-Plänen einen Riegel vor und gab stattdessen grünes Licht für "Schornzhardt-Süd" und "Rechts am Heuwasen".

Pfalzgrafenweiler wollte den Sprung über die B 28 – und ist zu kurz gesprungen. Eine Enttäuschung für Bürgermeister und Gemeinderat, Grund zur Freude für die ortsansässigen Landwirte. Denn sie hätten letztlich die Zeche für das neue Gewerbegebiet gezahlt – mit dem Verlust ihrer Flächen.