Hell strahlen die Lichter in den Betrieben des Gewerbegebiets Schornzhardt. Düster sieht es hingegen in Sachen Internetverbindung aus. Die Anbieter lassen die Gemeinde verhungern, und in Pfalzgrafenweiler wächst mittlerweile der Frust zwischen den Beteiligten. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürger und Betriebe beklagen Internetverbindung in Pfalzgrafenweiler / Gemeinde: "Wir kriegen was hin"

Von Tina Eberhardt Pfalzgrafenweiler. Die Gemeinde Pfalzgrafenweiler wächst und gedeiht. Doch das kann man von der Breitbandversorgung nicht sagen. Im Ort steigt deshalb der Frust über digitale Steinzeitverhältnisse, während die Verwaltung am langen Arm der Anbieter verhungert. Denn jene scheint das Ganze ziemlich kalt zu lassen. "Ein Vierteljahr", nennt Bauverwaltungsleiter Bernhard Traub die Wartezeit, die die Telekom derzeit verstreichen lässt, bis sie der Gemeinde überhaupt einen Vor-Ort-Termin anbietet. Traub kann aus dem Stegreif sämtliche Ecken aufzählen, wo Pfalzgrafenweiler noch digitales Niemandsland ist. Denn das Thema Internetversorgung brennt der Gemeinde seit langem unter den Nägeln. Doch die Anbieter verlegen sich aufs Vertrösten, wie nicht nur Traub verdrossen bilanziert.

Wenn etwa Alexander Krieg in Herzogsweiler Bilder hochladen möchte, kann er "nebenbei Schäfchen zählen". Auf gerade zwei Mbit bringt es der Teilort in Sachen Datenübertragungsrate. In anderen Orten sei es das Vielfache, meint Krieg. Die Telekom vertröstet ihn jedoch nur weiter an die Gemeinde. Dort wiederum sei er im persönlichen Gespräch zu keinem Ergebnis gekommen, berichtet Krieg. In ihm regt sich neben Frust daher langsam auch Wut: "Herzogsweiler wird total vergessen."

Hartmut Schlee, der ebenfalls in Herzogsweiler wohnt, hat es auf der Suche nach digitalem Fortschritt mit der wesentlich volumenreicheren Mobilfunk-Lösung LTE versucht, die von der Firma Vodafone über eine Sendestation in Hallwangen angeboten wird. Das Ergebnis: ein völlig überlastetes Netz und teils über Wochen weder Telefon- noch Internetverbindung. "Sie können ja kündigen", schildert Schlee die Reaktion, als er Vodafone mit der – dort offenbar bekannten – Überlastung des Netzes konfrontierte. "Breitbandversorgung über Glasfaser ist das Sicherste", resümiert Schlee im Gespräch.

Doch jene sorgt in Pfalzgrafenweiler nicht nur bei Privatpersonen für Verdruss. Die Ortsvermittlungsstelle, mit der die Internetanbindung in Pfalzgrafenweiler gesteuert wird, ist nämlich zu schwach, um das am Ortsrand liegende Gewerbegebiet Schornzhardt mit angemessenen Datenübertragungsraten zu versorgen. Wenn etwa Frank van der Meyden, Inhaber des Modehauses Schwarz, seine Waren über das Serversystem auszeichnen will, kann dies je nach Tageszeit und Netzfrequentierung eine zähe Sache werden: "Da können Sie sich nebenbei die Schuhe neu besohlen." Andere Betriebe haben sich mittlerweile mit Internetfestverbindungen beholfen. Eine Option, die auch Bernhard Traub in dürren Worten dargelegt wurde, als er mal wieder bei der Telekom nachbohrte.

Dass die Situation im "Schornzhardt" so dramatisch ist, sei der Gemeinde nicht bekannt gewesen, betont Traub. Er hat mittlerweile selbst nachgeforscht und festgestellt: Im Gewerbegebiet bietet das Telekom-Netz stellenweise nicht mal einen Bruchteil der eigentlich benötigten Datenversorgungsmenge.

Für Carl-Philipp Kern, dessen Familie mit ihrem Haustechnik-Unternehmen gerade ins neue Gewerbegebiet Schornzhardt aussiedelt, ein "nicht tragbarer Zustand". Kern wirft der Gemeinde vor, dass sie bei den Grundstücksverhandlungen unzureichend über die desolate Internetversorgung informiert habe und das Thema vor den Anbietern nicht mit genug Nachdruck verfolgt. "Wenn ich in ein neues Gewerbegebiet gehe, nehme ich an, dass gutes Internet da ist", erklärt Kern auf Nachfrage verärgert. Hätte sie damals gewusst, was heute bekannt ist, so Kern, wäre seine Familie mit dem Betrieb wohl woanders hingezogen.

Bernhard Traub treffen solche Vorwürfe hart. Bei der Telekom habe die Verwaltung früh und mehrfach darauf hingewiesen, dass "Schornzhardt" Gewerbegebiet wird. Weshalb das Unternehmen dann keine Glasfaserkabel eingezogen hat, vermag der Bauamtsleiter nicht zu orakeln, betont aber zur zunehmend galligen Internet-Diskussion: "Wir sind mit aller Macht dran." Es bestehe Kontakt mit mehreren Anbietern, und "die Gemeinde will auch Geld in die Hand nehmen".

Doch die Suche nach einer zukunftsfähigen Lösung ist lang und schwierig. Mittlerweile steht das Thema auch nicht nur in der Verwaltung, sondern gleichfalls im Gemeinderat im Fokus. Johannes Leibold (CDU) empörte sich dort in jüngster Sitzung über die – auch öffentlich geäußerten – Vorwürfe der Firma Kern an die Gemeinde. "Das ist nicht gerechtfertigt. Die Gemeinde tut viel für ihre Gewerbebetriebe." Und Bernhard Traub bleibt trotz des Gegenwinds verbissen optimistisch: "Wir kriegen was hin." Die Voraussetzungen für eine stabile Kabellösung habe die Gemeinde mit einem entsprechenden Leerrohrsystem bereits geschaffen.