Pfarrer Ingmar Maybach und Organist Benedikt Schwarz bei „Viva la Revolution“ in der Festhalle Pfalzgrafenweiler Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Verein Kultur vor Ort eröffnet neue Spielsaison in der Festhalle / Viel Beifall für ehemaligen Pfarrer

Der Verein Kultur vor Ort hat die neue Spielsaison mit einem Kirchenkabarett in Pfalzgrafenweiler eröffnet. Zum Reformationsjubiläum gastierte Pfarrer Ingmar Maybach gemeinsam mit den "fabelhaften Wartburg-Brothers" in der Festhalle.

Pfalzgrafenweiler. Mit seinem aktuellen Programm "Viva la Reformation" unterhielt der singende und Gitarre spielende Pfarrer das Publikum. Als Maybach die liebevoll gestaltete Halle betrat, in der die Bistrotische die Farben seines Ankündigungsplakats hatten, war er zunächst mit seiner Begrüßung durch die mehr als 100 Gäste gar nicht zufrieden. Er verteilte klare Aufgaben und Textvorgaben, wie die Besucher des Kirchenkabaretts seinen Gang auf die Bühne begleiten sollten, bevor er die Halle ein zweites Mal betrat.

Der Pfarrer witzelt über gierige Bankmanager

Unter lautem Applaus riefen die Gäste dann "Maybach, Maybach" und forderten gleichzeitig "Maybach muss Bischof werden". Elke Mäder, Vorsitzende von "Kultur vor Ort", und Pfarrer Frank Ritthaler hatten den fahrenden Kirchenkabarettisten zuvor anmoderiert – beim ersten gemeinsam veranstalteten Abend von Verein und evangelischer Kirchengemeinde.

Ingmar von Maybach-Mengede – so sein vollständiger Name – bestritt den Abend musikalisch mit den "Wartburg-Brothers", hinter denen sich Benedikt Schwarz am E-Piano und der Pfarrer selbst an den Gitarren verbarg. Gemeinsam untermalten sie Maybachs Worte musikalisch, er selbst an einer Stelle sogar gleichzeitig mit der Mundharmonika. Der ehemalige Pfarrer des kleinen Dorfs Ueberau im Odenwald reist seit mehreren Jahren als politischer Kabarettist durch die Lande und unterhält nicht nur in Kirchen, sondern auch auf Kleinkunstbühnen und in Festsälen – aktuell zum 500-jährigen Reformationsjubiläum.

Die Programmüberschrift "Viva la Revolution" war der rote Faden des zweistündigen Bühnenprogramms des Theologen und Soziologen, der seine langen blonden Haare zum Zopf zusammen gebunden hat. Mit seinem Programm will er zeigen, dass Kirche und Kabarett eine Einheit bilden können und sang dabei "Nagle deine Thesen an die richtige Tür" – in Anspielung auf Martin Luther. Und er ging noch weiter mit "Wir sind alle Papst". Er witzelte über gierige Bankmanager, wofür er ein Gleichnis aus der neuen Lutherbibel als CSU, gemeint ist "christlich satirische Unterhaltung", auf die heutige Zeit übertrug.

Innerhalb seines Bühnenprogramms will er die Kirche für die nächsten 500 Jahre fit machen und tritt ein für sogenannte Zielgruppengottesdienste, beispielsweise für Vielflieger, begleitet von einem "Näher mein Gott zu Dir". Er scheut sich nicht, mit Hasenohren auf der Bühne zu stehen, und er gab ein lyrisches Traugespräch mit einer aufgeregten Braut zum Besten, die dann letztlich in der Nachbarkirche heiratete, weil ihr Brautkleid nicht zum örtlichen Gotteshaus passte. Der einstige Don Camillo im Odenwald sieht sich als Politiker zu undiplomatisch und zu rastlos fürs Pfarrhausidyll.

Mit 70er-Jahre-Sakko und weißer Brille á la Guildo Horn plädierte er für die Schlagertauglichkeit der Kirche, sofern man Liebe mit Fernweh entsprechend kombiniert. Und er wünschte sich einen Auftritt beim nächsten Eurovision Song Contest als "Ingmar Guildo Alexander". Er besang Glaube, Liebe und Hoffnung.

Maybach macht sich über eigene Kirche lustig

Das Publikum bezog er in seine musikalischen Darbietungen ein und forderte zum Mitsingen auf – nicht zuletzt auch bei einem kurzerhand ins Leben gerufenen Pfalzgrafenweiler Projektchor, der sich aus den Gästen in der Festhalle zusammensetzte. Gemeinsam mit ihnen übte er "Eine feste Burg ist unser Gott" ein, ein Projekt unter der Überschrift "Wolle Petry meets Johann Sebastian Bach", dessen Toccata Benedikt Schwarz auf der Orgel einflocht. Darüber hinaus las er aus dem Buch "Wo Glaube ist, da ist auch Lachen" vor, in dem er für das Schlusskapitel verantwortlich war. Er zeigte damit die Folgen der Revolution auf, wobei er sich nach eigenen Angaben wie in einer Dichterlesung fühlte. Beim Lied "Aber bitte mit Pastor", das mit Tangoklängen daherkam, durften die Zuschauer "Halleluja" und "Olé" mitsingen. Auch die sogenannte tiefenpsychologische Variante des Lieds "Geh aus mein Herz" fehlte nicht im Programm, bei dem der ständig wiederholte Aufruf von Maybach "Viva la Revolution" Zugang zu den Themen der Reformation, des Protestantismus, des Glaubens und der Gesellschaft bot.

Maybach machte sich über die eigene Kirche lustig und nahm die Gäste mit, denen das Programm gefallen hatte. Das zeigten sie mit reichlich Applaus und der Forderung nach einer Zugabe, die prompt erfüllt wurde.