Der 120. Geburtstag des Bösinger Wasserhäusles wird am Tag des offenen Denkmals gefeiert. Foto: Ortschaftsverwaltung Foto: Schwarzwälder-Bote

Bösingen hängt an seinem Wasserhäusle / 120. Geburtstag am Tag des Denkmals

Pfalzgrafenweiler-Bösingen. Am bundesweiten Tag des offenen Denkmals feiert das Bösinger Wasserhäusle seinen 120. Geburtstag. Der Bösinger Ortschaftsrat und die evangelische Kirchengemeinde laden deshalb nach 1999, 2004 und 2010 wieder zu einem Wasserhäusle-Fest ein.

Das Bösinger Wasserhäusle liegt idyllisch unterhalb der Ruine Mandelberg direkt an der Waldach. Es wurde knapp 100 Jahre nach seinem Bau (1991) als Eigenwasserversorgung aufgegeben. Stauwehr, Triebwerkskanal, Gebäude und Installationen waren hochwassergeschädigt und baufällig. Die gesamte Anlage sollte aus Kostengründen und aufgrund von Verkehrssicherungspflichten abgebrochen und renaturiert werden. Die Bösinger hingen aber emotional sehr an ihrem Wasserhäusle. Dank einem unter der Regie von Ortsvorsteher Adolf Gärtner gebildeten Handwerker- und Helferteam, und mit Unterstützung einiger Firmen aus der Gesamtgemeinde, wurden Gebäude und Anlage über Jahre hinweg saniert und funktionsfähig erhalten. Es wurde der Triebwerkskanal saniert, die morschen Wehrtafeln und eingebrochenen Rohrleitungen erneuert, das Sicherheitsventil eingebaut, Trittplatten verlegt, der Vorbereich neu gestaltet, Holzteile ausgewechselt, Sitzbänke gestaltet, die Fassade gereinigt, der Dachvorsprung neu gestrichen und der Festplatz in Abstimmung mit Revierleiter Krämer erweitert.

Seit 1999 läuft das Wasserrad wieder von April bis Oktober. Viele kennen es als romantisches Wanderziel am Fuße der Ruine Mandelberg und auch als interessante Etappe am Vier-Burgen-Weg der Gemeinde Pfalzgrafenweiler. Die ehemalige Bösinger Pumpstation ist nicht nur heimatgeschichtlich bedeutsam, sondern seit dem Jahr 2000 als kulturhistorisches Denkmal geschützt, nachdem bekannt wurde, dass die Gesamtheit der Anlage vom ehemaligen Staatstechniker Hermann Ehmann aus Stuttgart für die Gemeinde Bösingen geplant worden war und die Original-Pumpe der Maschinenfabrik Esslingen noch voll funktionsfähig ist. Ehmann gilt als Pionier der württembergischen Wasserversorgung und wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Staat gezielt zur Planung von kommunalen Wasserversorgungsanlagen eingesetzt.

Für sein bürgerschaftliches Engagement wurde das Bösinger Wasserhäusle-Team beim Landeswettbewerb Auszeichnung kommunaler Bürgeraktionen gewürdigt. Die Unterhaltung der historischen Anlage mit Stauwehr, Triebwerkskanal, Wasserrad, Pumpe und Betriebsgebäude kostet viel Kraft und Zeit. Verschleiß, Wasser und Feuchtigkeit nagen ständig an der Substanz. "Es ist enorm, was allein in diesem Jahr wieder ehrenamtlich geleistet wurde", sagt Ortsvorsteher Adolf Gärtner, der sich über so viel Engagement in Bösingen freut. Noch Anfang des Jahres hatte er im Ortschaftsrat große Bedenken angemeldet, wie die nötigen Sanierungsarbeiten bewerkstelligt werden sollten, zumal einige Männer des Wasserhäusle-Teams altershalber nicht mehr zur Verfügung standen. Die Entscheidung des Ortschaftsrats, sich nach vier Jahren wieder am Tag des offenen Denkmals zu beteiligen, erwies sich seiner Meinung nach als der richtige Objekt-Impuls. Triebfeder war Friedhard Walz, dem es gelang, ein verjüngtes und motiviertes Team zusammenzustellen. Dazu kam die Unterstützung örtlicher Firmen.

Das Ergebnis ist am Tag des offenen Denkmals zu sehen: An diesem Tag besteht die Möglichkeit, die vom württembergischen Staatstechniker Hermann Ehmann geplante Wasserversorgungsanlage von 1893/94 mit Stauwehr, Triebwerkskanal, Sechs-Meter-Wasserrad und dem historischen Pumpwerk der Maschinenfabrik Esslingen, zu besichtigen.

Zum Festauftakt um 10.30 Uhr gibt es am Wasserhäusle einen Gottesdienst im Grünen der vom Bösinger Posaunenchor und dem Männergesangverein umrahmt wird. Die Predigt hält Pfarrer Christian Günther. Am Nachmittag wird es ein buntes Kinderprogramm und ein Entenwettschwimmen geben. Festbetrieb ist bis 18 Uhr. Parkmöglichkeiten bestehen bei der Bösinger Sägmühle, dem Spielplatz Mandelberg und der Kläranlage Vörbach.