Egal, wie das Wetter ist – zu den Großveranstaltungen des HGV Pfalzgrafenweiler wie dem Weiler-Wald-Fest (Bild) strömen ein ums andere Mal viele Besucher. In Sachen Mitgliederinteresse an Hauptversammlungen sieht es ganz anders aus. Foto: Anthony Foto: Schwarzwälder-Bote

Hauptversammlung: Mitglieder bringen Neuausrichtung und sogar Auflösung in die Diskussion

Stabiles finanzielles Fundament, einstimmig wiedergewählter Vorstand und besucherstarke Großveranstaltungen sollten ein Grund zur Freude sein. Eigentlich. Doch der HGV Pfalzgrafenweiler muss sich über eine Neuausrichtung Gedanken machen.

Pfalzgrafenweiler. Josef Schiebel, seit neun Jahren Vorsitzender des HGV, begrüßte zur Hauptversammlung im Gasthaus Linde in Pfalzgrafenweiler eine äußerst überschaubare Mitgliederschar des aktuell 77 Mitglieder zählenden Vereins. Mit Bedauern teilte Schiebel mit, dass er kurzfristig von seinem bisherigen Stellvertreter Axel Magnus informiert worden sei, dass dieser aus beruflichen und privaten Gründen für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung stehen könne. Schiebel dankte Magnus für dessen Engagement.

Stellvertretend für Schriftführerin Ramona Schleh berichtete Beisitzer Hans Krüper über die Veranstaltungen des abgelaufenen Vereinsjahrs. Die Kombination von Frühlingsfest mit Tisch- und Gesundheitsmesse habe sich als Besuchermagnet erwiesen und wesentlich zur Belebung der Ortsmitte beigetragen. Das zweitägige Weiler-Wald- Fest habe tapfer dem schlechten Wetter getrotzt und vorrangig viele Besucher von außerhalb nach Pfalzgrafenweiler gelockt. Die Idee von Lars Waffenschmidt, Leiter der Grund- und Werkrealschule, auf dem Marktplatz eine Veranstaltungsbühne zu errichten, habe beim Herbstfest ebenfalls die Ortsmitte belebt, lobte Krüper. Zwischenzeitlich seien bei der Parkscheiben-Aktion 1000 Stück verkauft worden. Sie werden in Kürze verteilt.

Kassenprüfer Rainer Bürkle und Ulrike Kirn bescheinigten Kassiererin Ramona Wurster eine ordnungsgemäße Kassenführung. Zuvor hatte die Kassiererin über die finanzielle Situation des HGV berichtet, der trotz eines marginalen Jahresverlusts in Höhe von rund 390 Euro über ein stabiles Gesamtguthaben in Höhe von rund 17 700 Euro verfüge.

Frank Erhardt: Hat der Verein noch eine Existenzberechtigung?

Bürgermeister Dieter Bischoff lobte die vom HGV stets zuverlässig organisierten Aktivitäten, die dazu beigetragen hätten, in der Region positiv auf die Gemeinde aufmerksam zu machen.

Nach zunächst eher harmonischem Verlauf der Versammlung brachte Frank Erhardt Leben in die Bude. Bestehe überhaupt noch Bedarf am HGV in der Gemeinde?, fragte er in die Runde. Werde dieser in seiner aktuellen Situation noch den Bedürfnissen seiner Mitglieder gerecht? Habe der HGV überhaupt noch eine Existenzberechtigung? Erhardt zeigte sich enttäuscht darüber, dass nur wenige Mitglieder der Einladung zur Hauptversammlung gefolgt waren. Er frage sich, ob generell überhaupt noch Interesse seitens der Mitglieder vorhanden sei, echauffierte sich Erhardt.

Über mögliche Gründe, warum sich nur wenige Mitglieder zur Hauptversammlung eingefunden hatten, wurde ausgiebig diskutiert. Der Mangel an Zeit sei sicherlich ein wichtiger Grund, da Selbstständige heutzutage stark eingebunden seien, meinte Josef Schiebel. Er frage sich, so Martin Ziegler, ob der Verein angesichts der Erfahrungen bei den Hauptversammlungen eine Auflösung in Erwägung ziehen solle. Ziegler wandte sich an Bürgermeister Bischoff: Würden die seither vom HGV organisierten Veranstaltungen auch ohne dessen Mitwirkung stattfinden? Bevor man über derart grundlegende Themen diskutiere, solle man sich vorab die Satzung des HGV anschauen, entgegnete Bischoff. Diese informiere ja über die Aufgaben und damit auch über Sinn und Zweck des Vereins.

Das vorrangige Problem sah Josef Schiebel nach wie vor im Zeitfaktor und nicht in mangelndem Interesse. Ehrenamtlich Zeit zu investieren sei für Selbstständige, egal ob Handwerker, Gastronomen oder Geschäftsinhaber, immer schwieriger. Frank Erhardt wollte dieses Argument nicht unerwidert lassen. Er bat die Vorstandsmitglieder eindringlich, sich über eine Neuausrichtung des HGV Gedanken zu machen. Josef Schiebel dankte allen für den konstruktiven Dialog. Mit der Vorschau auf die Termine 2017/2018 beendete er die Hauptversammlung.

Für drei weitere Jahre wurden einstimmig wiedergewählt: Vorsitzender Josef Schiebel, Schriftführerin Ramona Schleh, Kassiererin Ramona Wurster, Kassenprüfer Rainer Bürkle und Ulrike Kirn, Beisitzer Hans Krüper, Ralf Kossmann und Martin Ziegler. Das

Amt des stellvertretenden Vorsitzenden bleibt unbesetzt.