Elegant, heiter und manchmal ein wenig frivol: Die "Palastperlen" boten zum Auftakt der neuen Kulturreihe in der historischen Festhalle passgenaue Musik aus den Zwanzigern und Dreißigern. Fotos: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Neuer Verein "Kultur vor Ort – Pfalzgrafenweiler" landet mit Auftritt der "Palastperlen" einen Volltreffer

Von Tina Eberhardt

Pfalzgrafenweiler. Eine proppenvolle Halle, ein hoch motiviertes Team und ein begeistertes Publikum: Pfalzgrafenweilers junger Kulturverein trat an zur Feuertaufe – und diese wurde ein voller Erfolg.

Premierengast der Initiative "Kultur vor Ort – Pfalzgrafenweiler" war das Orchester "Die Palastperlen". Dieses hat sich stilistisch der Zeit verschrieben, aus der die alte Festhalle stammt, der mit dem Kulturverein neues Leben eingehaucht werden sollte: den 20er- und 30er-Jahren.

Zu jener Zeit waren Kunst und Kultur unter anderem Mittel, den wirtschaftlichen und politischen Krisenzeiten mit heiter-eleganter Musik zu begegnen. Zwar wünscht man Pfalzgrafenweiler nun mitnichten eine Krise ins Haus – sollte sie aber je kommen, die Kompetenz zur Aufrechterhaltung der Lebensfreude in der Bevölkerung wäre mit der neuen Kulturinitiative gefunden.

Voll besetzt war die Halle, schon eine Woche vor dem Veranstaltungstermin waren alle Karten restlos ausverkauft. Sogar aus Nürnberg waren Gäste angereist. "Wer hätte das vor zehn Monaten gedacht?", blickte Elke Mäder, Gründerin und Vorsitzende der Initiative, zur Begrüßung begeistert ins Publikum. Etwa 280 Menschen hatten im Zuschauerbereich Platz genommen, um die "Palastperlen" zu hören, zahlreiche weitere Anfragen mussten am Ende gar abgewiesen werden.

Die Bistrobestuhlung, mit der die Festhalle eigentlich hätte Saloncharakter erlangen sollen, war auf einige Reihen vor der Bühne begrenzt worden – um in der übrigen Saalhälfte Raum für dicht gedrängte Stuhlreihen zu schaffen. Für das entsprechende 20er-Jahre-Flair sorgten stattdessen stilgerechter Feder-Kopfschmuck des Organisationsteams und natürlich die Musik der Palastperlen. Diese präsentierten eine energievolle Mischung aus Salon- und Big-Band-Musik. Flankiert wurde das Programm von Conférencier und Sänger Andreas Hohl, der nicht nur mit reichlich Anekdoten einen kurzweiligen Geschichten-Rahmen für das Konzert zu schaffen verstand, sondern mit Frack, Zylinder und Gehstock auch das optische i-Tüpfelchen auf die Gesamtpräsentation setzte. Dabei hatte die Organisationsmannschaft nichts ausgelassen, um die perfekte Rundum-Atmosphäre zu schaffen – vom Verkäufer mit stilechtem Bauchladen, der mit Salzgebäck durch die Publikums-Reihen zog, bis zur Tanzeinlage, die nach der Pause folgte.

"Total begeistert" waren folglich nicht nur Andreas Hohl und seine Musiker, total begeistert war auch offensichtlich das Publikum. Noch in der Pause erhielten die Mitglieder des Vereins Glückwünsche für die gelungene Auftaktveranstaltung, das Orchester selbst wurde nach einer kurzen Aufwärmphase von erfreutem Mitklatschen angefeuert.

Klassiker wie "Mein kleiner grüner Kaktus" wurden ebenso goutiert wie seltene Kompositionen aus der Zeit, als Musik noch nicht als MP3, sondern als Live-Sound oder bestenfalls als knarzige Schallplattenaufnahme verfügbar war. Dass es zu dem grandiosen Auftakt für "Kultur vor Ort – Pfalzgrafenweiler" kommen konnte, war auch einer ganzen Reihe an Förderern zu verdanken, wie Elke Mäder betonte. Denn Kultur scheint in Pfalzgrafenweiler auf dem besten Weg zu einem gesamtgemeindlichen Projekt. Die Pension Haus Edelweiler, wo die "Palastperlen" ihre Probenurlaube verbringen, hatte den Kontakt zu den Künstlern vermittelt. Die Firma Koch und die Gemeinde Pfalzgrafenweiler leisteten wirtschaftliche Unterstützung, ebenso die Martini-Werbeagentur, deren Geschäftsführerin Karin Martini an vorderster Front mit Elke Mäder Moderation und kommunikative Rahmengestaltung der Auftaktveranstaltung bestritt.

"Genial", war folglich auch alles, was der Vorsitzenden zu der Veranstaltung einfiel, die noch vor einigen Monaten lediglich eine Idee im Rahmen einer beruflichen Weiterbildung war.

Und wie geht es weiter mit der Kultur in Pfalzgrafenweiler? Im März kommt der schwäbische Liedermacher Harald Immig. Den überschaubaren halbjährlichen Veranstaltungsrhythmus will man trotz des bahnbrechenden Auftakts beibehalten – vorerst.