Das Musical um die beiden Holzwürmer Boris und Bohra (links) brachte den Mitwirkenden viel Applaus ein. Foto: Anthony Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Evangelischer Kindergarten Bösingen feiert 50-jähriges Bestehen / Musical bei Festakt im Gottesdienst stürmisch gefeiert

Von Sabine Anthony

Spiel- und Darstellungsfreude der Kleinen gepaart mit Sangesfreude unterstützender Eltern machten das Musical beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des evangelischen Kindergartens Bösingen zum fröhlich-bunten Ereignis. Mehrfach gab es stürmischen Szenenapplaus.

Pfalzgrafenweiler-Bösingen. Mit ihrer Idee, zum Jubiläum ein Musical aufführen zu wollen, war Kindergartenleiterin Sabine Breitmaier bei Pfarrer Christian Günther auf offene Ohren gestoßen. Und ganz nebenbei wurde das Musical "Kapitän Noah und die fast vergessenen Holzwürmer Boris und Bohra" am Sonntag im Jubiläumsgottesdienst in der Kirche zu einer Lehrstunde in Willkommenskultur.

Was tun, wenn alle Einladungen erhalten, nur man selbst bleibt außen vor, fragten sich Holzwurm Boris und seine Frau Bohra. Während Elefanten laut polternd und Fanfaren trötend auf Noahs Arche stapften, leichtfüßige Kängurus die Inhalte ihrer Beutel zum Besten gaben – Zahnpasta nicht vergessen, und der Schmusebär muss auch noch mit – quirlig-hüpfende Frösche mit großem Quak-Konzert das rettende Schiff erreichten, beäugten Boris und Bohra traurig das Treiben. Warum ausgerechnet sie keine Tickets erhalten haben? Liegt es daran, dass es sich bei Noahs Arche nicht um eine Luxusjacht, sondern um ein Schiff aus kerngesundem Holz handelt? Am besten sei es, miteinander zu reden und nachzufragen. Dabei stellt sich schnell heraus, alle seien auf Noahs Schiff willkommen. Niemand solle ausgegrenzt werden. Glücklich, auf der Arche aufgenommen worden zu sein, feiern alle Geschöpfe, auch die beiden fast vergessenen Holzwürmer, das Überstehen der Sintflut.

Zwischen den Gesangsstücken erzählten Antje Mast und Steffen Franz diese als Vorgeschichte der Bibel geltende Geschichte vom Bau der Arche Noah. Annette Gärtner (Klavier), Damaris Weber (Gitarre) und Sabine Breitmaier (Regie) leiteten behutsam durch das anspruchsvolle Musikstück.

Schon 1880 gab es eine Kinderbetreuung in Bösingen – im Backhaus

Erzieherin Elisabeth Braun blickte auf die Entwicklung der Kinderbetreuung, die in Bösingen bereits um 1880 begann, zurück. Damals wurde ein beheizbares Zimmer im gemeindeeigenen Backhaus zur Verfügung gestellt. Weil ländlich geprägt, wurde die "Kinderbewahranstalt" gerne zu Erntezeiten von Juni bis Oktober in Anspruch genommen, geriet dann aber in Vergessenheit. Maria Schlumberger regte eine ganzjährige Kinderbetreuung im Pfarrhaus an, die zu Beginn von der bürgerlichen Gemeinde finanziell unterstützt wurde. Weil diese Unterstützung 1948 eingestellt wurde, musste die Kinderbetreuung beendet werden.

1966 startete sie erneut – der evangelische Kindergarten in Bösingen wurde eröffnet. 1991 wurde der Erweiterungsbau eingeweiht. Um auch Kleinkinder betreuen zu können, wurde 2012 entsprechend umgebaut. Der Kindergarten sei eng vernetzt mit der Gemeinde, berichtet Elisabeth Braun. Es gebe Kooperationen mit Grundschule und Seniorenheim. Zahlreiche Feste im Kirchenjahr wie Erntedank würden in die Arbeit miteinbezogen.

Bürgermeister Dieter Bischoff überbrachte Grüße der Gemeinde. Winston Churchill zitierend, sagte Bischoff, eine Gemeinde könne ihr Geld nicht besser anlegen als in Kinder. Dass sich die ehemaligen "Kleinkindbewahranstalten" zu wichtigen, das soziale Leben prägenden Einrichtungen entwickelten, sei vorrangig den engagierten Erzieherinnen zu verdanken. Seit 1963 arbeiteten Gemeinde und evangelische Kirche sehr gut zusammen, dankte Bischoff Pfarrer Christian Günther. Der Kindergarten sei heute sozialer Treffpunkt und wichtiger Ort der Integration.

Ob er etwas in seinem Leben verpasst hätte? Was geworden wäre, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, einen Kindergarten zu besuchen, sinnierte Ortsvorsteher Adolf Gärtner. Ob er vielleicht würde besser singen können, fragte er spitzbübisch in die Runde und erntete Gelächter. Von der immensen Kreativität sei er immer wieder freudig überrascht, dankte Gärtner den Erzieherinnen, um sogleich auf den geburtsstarken Ortsteil und das familienfreundliche Neubaugebiet "gleich um die Ecke" aufmerksam zu machen. Für den Ortschaftsrat überreichte Gärtner eine Spende, die den Kindern in Form eines Ausflugs zugute kommen solle.

Pfarrer Christian Günther ermunterte die Festgäste, von Kindern zu lernen. Kinder seien bedingungslos Nehmende, würden nicht fragen, ob sie angenommen seien oder nicht. Wertschätzung setzten Kinder als gegeben voraus. Diese Blickrichtung – mit dem Verständnis eines Kindes – sei Voraussetzung, um die Spielregeln eines friedvollen Miteinanders leben zu können.