Den Anschluss an die Stuttgarter S-Bahn sehen die Ostelsheimer Gemeinderäte skeptisch. Foto: Fritsch

Vor allem die Kosten und ein mögliches Defizit machen dem Gremium Sorgen. Landrat Riegger versucht zu überzeugen.

Ostelsheim - "Wo die Bahn ist, ist Leben", sagte Landrat Helmut Riegger. Mobilität sei im 21. Jahrhundert die zentrale Schlüsselressource. Mit ruhigen, überzeugenden Worten und vielfältigen Argumenten warb der Kreischef im Ostelsheimer Gemeinderat um dessen Zustimmung zur Finanzierung an der Hermann-Hesse-Bahn.

Jetzt sei vor allem Solidarität gefragt. "Wir hinken im Vergleich der Landkreise hinterher und die Bahnverbindung in die Region Stuttgart ist eine einmalige Chance für uns", unterstrich der Landrat. Schier endlos waren dann die Argumente, die er für den Ausbau der Bahn ins Feld führte. Kompensierung des Schwunds der Bevölkerungszahl, ökologische Vorteile, Belebung des Tourismus, Wertsteigerung bei Bauplätzen und Mieten und wirtschaftliche Vorteile hob Riegger besonders hervor. Die positive Zukunft des Landkreises Calw hänge stark von der Reaktivierung dieser Bahn ab.

"Vermutlich gibt es viele Haare in der Supp", meinte Gemeinderat Klaus Richter skeptisch. Dennoch kämpfe Riegger "wie ein Löwe", meinte er anerkennend.

"Ich komme mir vor wie auf der Anklagebank", stellte Riegger im Verlauf des Gespräches mit den Ostelsheimer Gemeinderäten fest. Er sei doch gekommen, um den Menschen etwas anzubieten. Erst heute seien am Rande einer Veranstaltung in Stuttgart Vertreter anderer Landkreise auf ihn zugekommen mit dem enttäuschten Kommentar: "Du hast den Zuschuss bekommen. Wir gehen leer aus."

Dass in Ostelsheim im Hinblick auf die Hermann-Hesse-Bahn noch viel Überzeugungsarbeit nötig ist, zeigte sich auch daran, dass die Gemeinderäte jede Menge kritischer Fragen in den Raum stellten und sich keiner von ihnen bedingungslos für die Bahnverbindung aussprach. Vielmehr wurden zahlreiche Bedenken vorgetragen. "Was passiert, wenn der Landkreis Böblingen nicht mitmacht?" lautete eine solche Frage.

Dies hielt Riegger für völlig unwahrscheinlich. Weitere kritische Äußerungen zu Busverbindungen, falls die Bahn kommt, zu eventuellen Kostenerhöhungen und die Seriosität der Kostenberechnungen wurden von einzelnen Räten besonders hervorgehoben. Riegger verwies auf solide unabhängige Gutachten, die den Berechnungen zugrunde lägen.

Vor allem die Kosten für das unkalkulierbare Defizit, das die Bahn einfahren könne, lag den Räten schwer im Magen. Der Landrat verwies auf die solide finanzielle Situation der schuldenfreien Gemeinde Ostelsheim und die Zuwendungen, die die Gäugemeinde vom Landkreis erhält. So würden zum Beispiel für den Ausbau der Straße zum Industriegebiet Sohlengrund eine Million Euro fließen.

Obwohl der neu zu wählende Ostelsheimer Gemeinderat letzten Endes selbst entscheiden muss, möchte er dies nicht tun, ohne die Meinung der Bürger zu erfahren. "Der Gemeinderat und ich haben geschworen, das Interesse der Ostelsheimer Bürger wahrzunehmen", unterstrich Bürgermeister Jürgen Fuchs. Deshalb wird es am Montag, 2.Juni, ab 19 Uhr in der Gemeindehalle eine Veranstaltung geben, bei der die Bürger über das Vorhaben informiert werden und sich dazu äußern können. Erst dann wird der Gemeinderat abstimmen.