Ohne Streuobstwiesen wäre schönes Erbe verloren / Verkostung mit Käse und lebendiger Gedankenaustausch

Ostelsheim (ina). "Wissen, wo der Barthel den Most holt" – diese Redensart deutet schon darauf hin, dass der vergorene Apfel- und Birnensaft in früheren Zeiten einmal eine große Rolle gespielt haben muss. Dies dachten auch die Verantwortlichen des Obst- und Gartenbauvereins Ostelsheim. Sie luden zu einem Gartenabend zum Thema Most ein.

Eine ansehnliche Schar von Gartenfreunden nutzte die Gelegenheit, um mehr über das Getränk zu erfahren. Schnell zeigte sich, dass der Referent des Abends, Manfred Walz aus Darmsheim, ein Most- und Obstfachmann ist, der viel über den Most zu berichten wusste. "Mit meinen Streuobstwiesen habe ich einen direkten Kontakt zu meinen Vorfahren. Ohne sie hätten wir dieses schöne Erbe heute nicht. Die Menschen mussten früher alles zur Ernährung verwenden, was die Natur hergab", unterstrich der Fachmann. Deshalb habe der Most als stärkendes Getränk eine wichtige Rolle gespielt. Der Referent ging davon aus, dass die meist schon älteren Besucher aus einer ländlichen Gemeinde wussten, wie eine Mostpresse funktioniert und erläuterte deshalb den Pressvorgang gar nicht weiter. Wichtig war ihm die Qualität des Getränks. Kriterien dafür seien Farbe, Klarheit, Färbung ohne Trübungen, fruchtiger Geschmack und der Gehalt von Säure sowie Fruchtzucker. Erst das perfekte Zusammenspiel dieser Faktoren mache einen guten Most aus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Most mit einigen Prozenten Alkoholgehalt weitgehend vom Bier verdrängt. Und doch gibt es in der Ostelsheimer Kelter noch gefüllte Fässer. So konnten mehrere Besitzer von Streuobstwiesen mit Most gefüllte Flaschen mitbringen. Mit Käsehäppchen kam es zu Verkostungen und lebendigem Gedankenaustausch über die jeweilige Geschmacksrichtung sowie Qualität der Getränke. Jetzt wussten die Besucher des Gartenabends, woher Barthel den Most holt, fast ganz in seiner sprichwörtlichen Bedeutung von "schlau und gewitzt sein".