Mehr als eine Jux-Kandidatur: Das Privileg, sich bequem kleiden zu können, ist bei den Gaisers hart erarbeitet. Aber um die Ortsdurchfahrt von Ostelsheim endlich verkehrsberuhigt zu bekommen oder zumindest sichere Fußgängerübergänge für die Kinder zu schaffen, dafür würde auch die Manager-Kluft wieder aus dem Kleiderschrank geholt werden. Foto: Kunert

Heimatort in Bewegung bringen: Till-Axel und Jennifer Gaiser kandidieren gemeinsam für Amt in Ostelsheim.

Ostelsheim - Hausmeister Krause, die schräge TV-Kultfigur, verkörpert von Komiker Tom Gerhardt, kennt man vielleicht noch. In Ostelsheim lernt man gerade Hausmeister Till-Axel Gaiser so richtig kennen. Und dessen Ehefrau Jennifer – Hausmeisterin Gaiser sozusagen. Beide kandidieren dort für das Amt des Bürgermeisters.

Sieht nach einer Jux-Kandidatur aus für die Wahl am 19. April. Damit kokettieren die Gaisers, die von Ostelsheim aus einen Hausmeister-Service betreiben, auch ein wenig. "Unsere Gemeinde ist aus unserer Sicht von der Entwicklung her weit hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben. Aus Ostelsheim hätte man in den letzten Jahren und Jahrzehnten weit mehr machen können." Die Gaisers sagen das, weil sie durch ihre Arbeit in viele Kommunen der Region kommen. Die Situation vergleichbarer Orte kennen. Vergleiche ziehen können, was mit einem Finanzaufkommen wie in Ostelsheim alles an Impulsen und Initiativen für ein lebendiges Gemeinwohl gesetzt werden könnte.

Die deutlichste Kritik am Amtsinhaber: "Ein Bürgermeister muss in dem Ort wohnen, den er führen will." Und: "Er muss immer ansprechbar sein für die Bürger – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche." Nur so bekomme er ein wirkliches Gefühl dafür, was tatsächlich wichtig ist für die Kommune. Ein Beispiel: Die Gaisers haben drei Kinder, der älteste ist zehn Jahre alt. Die Ostelsheimer Ortsdurchfahrt erleben sie regelmäßig als Rennstrecke, mit der vor allem Lastwagenfahrer die Fahrt zwischen Sindelfingen und Calw abkürzen wollen. "Seit Jahren versuchen wir, zumindest einen Zebrastreifen oder sogar eine Ampel zu bekommen." Von einer echten Verkehrsberuhigung ganz zu schweigen. Es sei viel diskutiert worden, aber nichts passiert. "So etwas nervt nur jemand, der wirklich jeden Tag, jede Nacht hier ist. Und nicht nur tagsüber den Ort verwaltet, und nach Feierabend seine Ruhe haben will."

Das soll ein Hausmeister oder eine Hausmeisterin besser machen? Till-Axel Gaiser ist gelernter Bankkaufmann. Ausgebildet wurde er nach eigenen Angaben unter anderem auf Privatschulen in der Schweiz. Der Hausmeister-Job – da steht die eigene Firma als Motivation im Vordergrund. Dazu gekommen ist Till-Axel Gaiser, als er sich vom Banker zum Immobilien-Spezialisten entwickelt hat, die Marktlücke sah und das richtige Business-Modell entwickelte. Wie eine Verwaltung funktioniert, wie man ein Unternehmen oder eine Gemeinde managt, das wisse er sehr gut, sagt der Bürgermeisterkandidat. Als erfolgreicher Unternehmer kenne er auch Kundenorientierung und Effizienz – etwas, das er in den klassischen Gemeindeverwaltungen vermisse, in "denen Ämter und Pöstchen gefühlt von einer Generation zur nächsten vererbt" würden.

Wieso dann aber zwei Kandidaturen – von Herrn und Frau Gaiser? "Zu zweit ist man stärker als alleine", sagt Jennifer Gaiser, die von Anfang an aktiv in der Firma ihres Mannes mitarbeitet. Außerdem sei sie im Vorfeld ihrer Kandidatur von vielen Frauen im Ort angesprochen worden, die sich endlich mal einen weiblichen Bürgermeister wünschten – nachdem ja auch Deutschland insgesamt sehr erfolgreich von einer Frau regiert wird.

Wenn man sich eine Weile mit den Gaisers unterhält, merkt man, dass man es hier mit einem gut eingespielten Team zu tun hat. Das drei kleine Kinder, ein gar nicht so kleines Unternehmen und dazu noch die professionelle Hundezucht von ihr und die ebenfalls mehr als Hobby-Aquarell-Malerei von ihm jeden Tag unter einen Hut zu bringen versteht. Das Geheimnis der Gaisers: "Effiziente Zeitplanung von morgens um halb Drei" – wenn bei Schnee die ersten Gehwege der verwalteten Immobilien geschippt werden müssen – "bis abends um Zwölf". Mit einer höchst effektiven Arbeitsteilung. Die Gaisers gibt es halt nur im Doppelpack.

Sollten sie nicht gewählt werden als neue Bürgermeister – na ja, einer von ihnen als der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin mit dem jeweils anderen als aktive Unterstützung im Hintergrund – so möchten sie zumindest mit ihrer Kandidatur ein bisschen Schwung in das "Nur-Verwaltet-Werden" ihrer Heimatgemeinde bringen. Damit mal ein bisschen echtes Herzblut und Leidenschaft für Ostelsheim in die Amtsführung einziehe. Und sich etwas bewege. Impulse gesetzt würden. Und die Lebensqualität wie in anderen Kommunen im Gäu zunehme. Damit ein Bürgermeister in dieser Gemeinde auch selbst wohnen wolle, weil es eben der beste Ort zum Leben sei.