Ein Spiel auf Augenhöhe lieferte der VC Offenburg (weiße Trikots) gegen den Bundesligisten aus Niederbayern. Foto: Fissler

Erst nach fünf umkämpften Sätzen unterliegen die Ortenauerinnen dem Spitzenteam Rote Raben Vilsbiburg

Am Ende fehlte nicht viel. Trotz harter Gegenwehr musste sich der VC Offenburg am Mittwochabend dem Bundesligisten Rote Raben Vilsbiburg im Pokal-Achtelfinale geschlagen geben. Geschenkt wurde dem Favoriten nichts: Es ging in den Tiebreak.

Es war der erhoffte Pokal-Fight. Auch wenn es für die Volleyballerinnen des VC Offenburg am Ende nicht ganz zur Riesen-Sensation langen sollte, brachte der Zweitligist das Bundesliga-Spitzenteam Rote Raben Vilsbiburg doch gehörig ins Schwitzen. Mit 2:3 Sätzen (17:25, 25:13, 25:23, 21:25, 11:15) mussten sich die Ortenauerinnen dem zweimaligen deutschen Meister und Pokalsieger aus Niederbayern geschlagen geben. Am Ende entschieden am Mittwochabend in der Nord-West-Halle Offenburg vor rund 750 Zuschauern nur Nuancen - und die etwas größeren Kraftreserven des erfahrenen Bundesligisten.

Dass der Zweitligist den Niederbayern so lange Paroli würde bieten können, war zu Beginn der Partie allerdings noch nicht ersichtlich. Mit zu viel Druck und Tempo agierten die Roten Raben im ersten Satz und gewannen diesen schließlich auch problemlos mit 25:17. Doch was dann passierte, war erstaunlich: Wie verwandelt kam der Außenseiter zurück auf die Platte, servierte hart und platziert und lag schnell mit 8:2 in Front. Auch die Gästeauszeit beim Stand von 11:3 sollte verpuffen - zu überlegen spielte der ambitionierte Zweitligist den Durchgang herunter. Mit 25:13 ging der zweite Satz an den VC.

Der dritte Durchgang war dann an Spannung kaum noch zu überbieten: Beide Mannschaften begegneten sich auf Augenhöhe. Doch mit den Fans im Rücken behielt der VC auch hier die Oberhand. Nach zwei erfolgreichen Blocks von Chanelle Gardner stand es auf einmal 25:23 für den Gastgeber.

Ähnlich dramatisch dann der vierte Satz. Hier ließen bei den VC-Spielerinnen jedoch gegen Ende langsam die Kräfte nach, sodass der Favorit hauchdünn mit 25:21 den 2:2-Satzausgleich erzielen konnte.

Im Tiebreak hielt es die Zuschauer nicht mehr auf ihren Sitzen. Es ging hin und her. Bis zum 9:11 konnten die Offenburgerinnen die Partie offen gestalten, dann ließen die Routine und vor allem die größeren Kraftreserven das Pendel zugunsten der Gäste ausschlagen: Mit 15:11 ging der fünfte Satz an die Bayern.

Publikum treibt VC zu Höchstleistungen

VC-Trainer Florian Völker sah vor allem das Publikum als den entscheidenden Faktor für die "fantastische Leistung" seines Teams: "Um überhaupt in den Tiebreak zu kommen, haben wir alles reingehauen an Willensstärke und Emotionen. Die Halle hat uns dabei unglaublich gepusht." Vilsbiburg-Coach Timo Lippuner war unmittelbar nach dem verwandelten Matchball in erster Linie erleichtert: "Ich bin wirklich froh, dass wir dieses Spiel noch gedreht haben." Fur die Teamentwicklung, so der Schweizer, sei es "extrem wichtig" gewesen, dass sich die Mannschaft im Laufe der Partie gesteigert und einen Weg gefunden habe, dieses schwierige Spiel zu gewinnen.

Für Völker war vor allem die hohe individuelle Qualität des Gegners dafür verantwortlich, dass es am Ende nicht ganz gereicht hat: "Die haben einige Top-Spielerinnen im Kader, die am Ende Lösungen finden können, die wir so nicht finden konnten."

Und auch wenn direkt nach dem Abpfiff bei seinen Spielerinnen noch die Enttäuschung über die Niederlage überwogen hätte, könne das Team laut Völker stolz auf die Leistung sein: "Wenn man in den fünften Satz kommt, will man diesen verständlicherweise auch gewinnen. Deshalb sind die Spielerinnen im ersten Augenblick niedergeschlagen, aber bald werden sie bestimmt stolz sein."

Gleich nach dem Spiel galt es für Völker jedoch bereits seine Spielerinnen auf den kommenden Liga-Gegner einzustellen. "Ich habe den Mädels gesagt, dass es jetzt viel schwieriger wird, da die Halle diesmal gegen uns sein wird. Deshalb hat das Team am Donnerstag auch frei bekommen." Denn nach dem fantastischen Spiel im Pokal muss sich der VC nun schnellstmöglich umstellen, um für die Aufgabe in Grimma (nähe Leipzig) gewappnet zu sein. Über sechs Stunden Anreise am Samstag, eine enge, laute Halle, eine erfahrene, abgezockte Mannschaft sind alles Faktoren, die einen ins Straucheln bringen können.

Gestrauchelt ist am vergangenen Samstag auch der Meisterschaftsfavorit Straubing. 3:2 hieß am Ende für Grimma. Ein echtes Ausrufezeichen und eine Bestätigung der Leistungen der Randleipzigerinnen. Sind sie doch in der aktuellen Saison noch ungeschlagen und rangieren mit einem Spiel mehr als der VCO auf Tabellenplatz zwei.

Mit einem Sieg könnten die Offenburgerinnen an Grimma vorbei ziehen. Trainer Völker weiß aber um die Schwere der Aufgabe: "Grimma schlägt unheimlich druckvoll auf, steht selber sehr gut in der Annahme und spielt eine tolle Block-Feldverteidigung. Es wird unheimlich schwer, einen Ball auf den Boden zu bekommen. Eine hammerharte Aufgabe wartet da auf uns." Teammanager Florian Scheuer ist optimistisch: "In Grimma ist es immer schwer zu spielen, aber nach dem Pokal-Kracher wissen die Mädels wieder (nach der langen Spielpause), was sie drauf haben und ich bin mir sicher, dass sie das auch am Samstag abrufen können."