Aufreizend leicht und lässig: Alexander Yakovlev beeindruckte das Publikum im Pflugsaal. Foto: Künstle Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Pianist Alexander Yakovlev begeistert im Rahmen der Reihe "Weltklassik am Klavier"

Von Jürgen Haberer

Die Reihe "Weltklassik am Klavier" hat mit einer musikalischen Sternstunde voller Glut und Inspiration überrascht. Der russische Pianist Alexander Yakovlev lieferte ein virtuoses, fulminant auftrumpfendes Klavierkonzert voller Leidenschaft ab.

Lahr. Die großen Konzertsäle in Russland, Japan und den USA hat er im wahrsten Sinne des Wortes im Sturm erobert, die Musikzeitschrift "Chopin" feiert ihn als größtes Talent seiner Generation. In Deutschland gilt der 35-jährige Pianist Yakovlev aus St. Petersburg aber nach wie vor als Geheimtipp, obwohl er zwischen 2006 und 2014 bei mehr als 50 Klavierwettbewerben von internationalem Rang mit einem ersten Preis ausgezeichnet wurde.

Das Klavierspiel von Yakovlev gleicht einer musikalischen Offenbarung. Wie kaum ein anderer verbindet er Virtuosität und Leidenschaft, ein technisch brillantes Spiel mit einer tief empfundenen Innigkeit und einer bisweilen fast aufreizend zur Schau gestellten Leichtigkeit. Der Pianist kriecht manchmal förmlich hinein in den Flügel, zaubert Klanglandschaften hervor, die er Note für Note durchlebt und für das Publikum ausbreitet. Seine Finger tanzen wie Derwische auf den Tasten, halten inne, um die Stille des Moments bis zum letzten Zug auszukosten. Das fulminant auftrumpfende Stakkato, das beinah den Atem stocken lässt, mündet nahtlos in ein traumwandlerisches Schwelgen voller Poesie. Und doch wischt er den letzten Ton manchmal auch förmlich weg, um mit einer lässigen Geste aufzuspringen.

Das im Pflugsaal dargebotene Programm wirkte wie die musikalische Blaupause für eine von Legenden umrankte Galavorstellung. Franz Liszt, Sergej Rachmaninow, Modest Mussorgsky und Maurice Ravel – eine Gratwanderung zwischen Romantik, Impressionismus und Moderne, eine Klanglandschaft voller Mystik und Schönheit, in die sich dunkle, bedrohliche Töne mischen und wilde Tastenritte, die im nächsten Moment aus der Bahn zu schlittern drohen. Bei Alexander Yakovlev wirkt das alles auch noch aufreizend leicht und lässig. So, als könne er jederzeit noch eine Schippe drauflegen, obwohl er den Anschlag, die sinnliche Geste, bereits bis ans Limit ausreizt. Er serviert sein Programm wortlos und lässt die Musik sprechen. Die stehenden Ovationen des restlos begeisterten Publikums wertet er als Aufforderung, noch ein paar zusätzliche Klangjuwelen aus dem Hut zu zaubern.