Jana Berezko-Marggrander präsentiert beim Olympia-Qualifiaktionsturnier ihre Übung mit dem Ball. Klicken Sie sich durch weitere Bilder von der Sportgymnastin. Foto: EPA

Jana Berezko-Marggrander hat sich für Olympia qualifiziert – ob sie dabei sein wird, ist aber offen.

Schmiden - Jana Berezko-Marggrander steht sechsmal pro Woche jeweils viele Stunden in der Turnhalle. Das an sich ist noch nichts Besonderes. Deutschlands beste Rhythmische Sportgymnastin ist daran gewöhnt. Seit vier Jahren ist die Halle im Schmidener Bundesstützpunkt ihr zweites Zuhause. Nun aber hat sie ein besonders großes Ziel vor Augen. Vom 9. bis zum 12. August will sie sich in London mit den 23 Besten ihrer Sportart messen. „Olympia ist mein größter Traum“, sagt sie und lächelt schüchtern. Die 16-Jährige ist keine Freundin der lauten Parolen. Im Rampenlicht steht sie gerne – wenn sie einen Ball, ein Band, Keulen oder einen Reifen mit dabeihat. Dann strahlt sie, strotzt vor Selbstbewusstsein und zeigt, warum sie als eines der größten Talente gilt, die Deutschland in der Rhythmischen Sportgymnastik jemals hatte. Neben der Bodenfläche aber ist die gebürtige Russin ganz anders: zurückhaltend, bescheiden, ruhig.

Sie beschwert sich nicht, dass ihre Qualifikation für die Olympischen Spiele dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) noch nicht reicht. Weil sie bislang nur die internationalen Kriterien für eine Teilnahme erfüllt hat. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) aber will mehr als Rang fünf bei den Vorolympischen Spielen. Er will nur Sportler nach London schicken, die auch eine realistische Finalchance haben. Wenn es schlecht läuft, muss die Gymnastin bis zum 4. Juli warten, ehe sie sicher sein kann, wofür sie so hart trainiert. „Wir wissen nicht, wie die Entscheidung ausfallen wird“, sagt ihre Trainerin Galina Krilenko.

Und weil das so ist, trainiert Jana Berezko-Marggrander nun auf ein ungewisses Ziel hin. „Ich bin guter Hoffnung“, sagt sie tapfer – weil sie weiß, dass sie es selbst in der Hand hat. Mit guten Leistungen bei den Weltcups und Grand-Prix-Wettbewerben in Holon (Israel/23. bis 25. März), in Thiais (Frankreich/30. März bis 1. April) und Sofia (Bulgarien/5. und 6. Mai) sowie bei der EM im russischen Nischni Nowgorod (30. Mai bis 3. Juni) beeinflusst sie die Entscheidung des DOSB.

„Wir haben beide geweint“

Die Bronzemedaillen-Gewinnerin der Olympischen Jugendspiele 2010 ist allerdings schon glücklich, dass sie überhaupt die Chance hat, in London dabei zu sein. Hinter ihr liegt eine schwere Zeit. Zum einen weil sie durch Schmerzen aufgrund von Wachstumsproblemen im vergangenen Jahr immer wieder außer Gefecht gesetzt war, zuletzt bei der WM 2011 in Montpellier. Zum anderen weil sie für ihre Chance hart kämpfen musste – nicht nur sportlich, sondern auch emotional.

Es war Janas Trainingskollegin und gute Freundin Laura Jung (16), die mit ihrem 19. Platz bei der WM das Ticket für die zweite Qualifikationsrunde bei den Olympischen Testspielen gesichert hatte. Dorthin wollte der Deutsche Turnerbund (DTB) seine beste Gymnastin schicken. Und das war – wie sich bei zwei internen Testwettkämpfen zeigte – Jana Berezko-Marggrander. Sie gewann den Zweikampf unter Freundinnen. „Das war psychologisch sehr schwer für uns“, sagt sie. Nach dem entscheidenden Wettkampf im Januar in Schmiden gab es keine glücklichen Gesichter. „Wir haben beide geweint“, erzählt Jana Berezko-Marggrander. Die Siegerin fühlte sich damals nicht wie eine.

Und Laura Jung? Die dachte ans Aufhören. „Wofür mache ich das alles?“, fragte sie sich. Das Schuljahr in Schmiden will die Realschülerin aus dem Saarland beenden. Danach wird sie sich Gedanken machen. Die Heim-WM in Stuttgart im Jahr 2015 könnte ein Anreiz zum Weitermachen für Laura Jung sein – und ein Trostpflaster für Jana Berezko-Marggrander, sollte der Traum von Olympia auf der Zielgeraden doch noch platzen.