Zahlreichen Besuchern liegt die Nahversorgung in der Gemeinde Oberreichenbach am Herzen. Foto: Stocker

Chancen auf Dorfladen in lokaler Gemeinschaft. Erfolg hängt von bürgerschaftlichem Engagement ab.

Oberreichenbach. - Das Angebot einer Einkaufsmöglichkeit in der eigenen Gemeinde treibt die Oberreichenbacher um. Ob Tante Emma eine Chance zur Rückkehr hat, hängt von unterschiedlichen Komponenten ab.

Allem voran von dem bürgerschaftlichen Engagement und von der Konsequenz eines potenziellen Einkaufsverhaltens. Mehr als 100 Besucher nahmen deshalb das Angebot der Information über Dorfläden wahr. "Ob es gelingt, erfährt man, wenn man es ausprobiert und selbstbewusst ein eigenes Konzept entwickelt", so Wolfgang Gröll bei einem Referat im Sportheim. Deshalb, so der Fachberater für Dorfläden, liefere er Hinweise, wie ein Vorhaben umgesetzt werden könne, aber kein fertiges Konzept.

Er vertritt die Meinung, dass Dorfläden mit den Preisen der Discounter mithalten könnten und erläuterte in einem kurzen Abriss die Organisation des Lebensmittelhandels. Die Kuh sei schon längst nicht mehr lila, also Großpackungen nicht billiger, so der Fachberater in einem launigen Vortrag zum Wandel der Mentalität von Hamsterkäufen sowie dem Wegwerfen von Lebensmitteln.

"Jede Region hat ihre Geschmacksbesonderheit, die man nicht weltweit findet", lenkte Gröll den Blick auf lokale Schwerpunkte, die im Dorfladen zum Ausdruck kommen müsse. Einerseits sei regionale Ware auch bei den Discountern teurer, andererseits trage der Dorfladen dem steigenden Serviceanspruch Rechnung.

Zukunftsfähigkeit biete ein solches Projekt durch komprimiertes Kleinflächenmanagement und zusätzliche Dienstleistungen wie beispielsweise W-Lan, Post, Lotto, Rezeptdienst und ähnliches. Ein weiterer Faktor können Kooperationen mit Bäcker und Metzger sowie besondere Aktionen sein. "Mit dem DND, also dem Dorfnachrichtendienst, unterliegen sie den strengsten Qualitätsprüfungen und können es sich nicht leisten, nachlässig zu sein", lenkte Gröll den Blick auf die Bedeutung eines Dorfladens.

"Wir sind Beschleuniger in Vorbereitung und Umsetzung, die Inhalte müssen aus der Bevölkerung kommen", sagte der Fachberater zum Leitfaden, wonach Marktanalyse, Rechtsfragen und Finanzanalyse die Projekte begleitet würden. Referenzen hat Gröll mit den 150 Modellen von Dorfläden, die er in den vergangenen 20 Jahren auf den Weg brachte. "Es wurden aber auch sechs wieder liquidiert", räumt er ein.

Im Gründungsablauf müsse es Ausstiegsstellen ohne Geldverlust für die Bürger geben. Denn sie stemmen in Form einer genossenschaftlichen Organisation die Einlagen für den Dorfladen. Einig sind die Oberreichenbacher mit Gröll, dass ein Dorfladen die Lebensqualität des Ortes aufwertet.

Und so freute sich Verena Greger vom Arbeitskreis Nahversorgung darüber, dass sich noch am gleichen Abend 26 Bürger zur Mitwirkung bereit erklärt haben.