Die Jalousien sind herabgelassen, die Türe ist geschlossen: Irene und Frieder Pfrommer vor ihrer Metzgerei. Foto: Hennings Foto: Schwarzwälder-Bote

Nach 100 Jahren schließt die Würzbacher Metzgerei Pfrommer / Kunden wurden bis an Haustüre beliefert

Von Andreas Hennings

Oberreichenbach-Würzbach. Am 6. Juni wurde noch das 100-jährige Bestehen der Metzgerei Pfrommer gefeiert. Nun ist die Würzbacher Institution Geschichte: Seit gestern hat der ehrwürdige Familienbetrieb von Frieder und Irene Pfrommer geschlossen.

Geplant hatte das Ehepaar ursprünglich, diesen Schritt am Ende des Jahres zu gehen. Nun entschloss es sich aber kurzfristig, das Geschäft früher zu beenden. Am vergangenen Freitag und Samstag gab es daher den Ausverkauf. Und obwohl die Pfrommers nicht speziell darauf hingewiesen hatten, verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. "Für Samstag hatten wir nur ein Kilogramm Wurst übrig", sagt Irene Pfrommer.

In Würzbach war die Metzgerei eine Institution. Schon Frieder Pfrommers Vater und Großvater hatten sie in der Sonnenhalde betrieben. Er selbst arbeitete dort 54, seine Frau 33 Jahre. "Bei der Tradition ist das natürlich schade", so Irene Pfrommer. Doch das Ende hatte sich abgezeichnet.

Dass sie ihr Geschäft aufgegeben mussten, hat mehrere Ursachen: Zu Gesundheits- und Altersgründen – Frieder ist 68, Irene Pfrommer 62 Jahre alt – kommt, dass sie den Betrieb zuletzt nur zu zweit am Laufen gehalten haben, samstags kam eine Aushilfe. Das Ehepaar erledigte das, was einst drei Leute gearbeitet hatten – so waren Zwölf-Stunden-Tage keine Seltenheit.

Und auch finanzielle Gründe spielten eine Rolle. "Würzbach hat einfach zu wenige Einwohner, damit sich das weiter trägt", sagt Irene Pfrommer. Allein die Stromkosten lägen monatlich im niedrigen vierstelligen Bereich. "Dazu kommen die ganzen EU-Bauvorschriften", klagt sie. Einen Nachfolger sucht das Ehepaar nicht, denn dieser müsste wohl erstmal investieren. "Ich würde mich auch nicht gut dabei fühlen, einem Sohn das zu überlassen, was zum Sterben verurteilt ist", macht Frieder Pfrommer deutlich.

Wehmut kommt bei den Pfrommers dennoch auf, wenn sie auf all die Jahre im Familienbetrieb blicken. Da sind die Kunden, die über Jahre die Treue gehalten hatten, da ist die gute Zusammenarbeit mit Bauern aus der Region, die das Fleisch lieferten. Und da ist der kleine, besondere Kühlraum, in dem der Rostbraten drei bis vier Wochen abgehängt wurde.

Wie schon sein Vater, brachte Frieder Pfrommer zudem jahrzehntelang die Ware den Kunden in Oberreichenbach ohne Extrakosten sogar bis zur Haustüre, und sorgte so für die Nahversorgung. Erst holte er donnerstags vor Ort die Bestellung ein, samstags fuhr er die Ware dann aus.

Dieses Kapitel ist seit gestern abgeschlossen, als die Tür erstmals verschlossen blieb. Der nächste Metzger befindet sich für die Würzbacher in Altburg. Zumindest ihren Partyservice möchten die Pfrommers aber am Leben halten.