In Würzbach wurden jüngst Bullen versteigert. Fotos: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

Hornlose Zuchtbullen auf Hof Burkhardt versteigert / Preise von bis zu 3000 Euro erreicht / Manche Tiere ins Ausland verkauft

Von Albert M. Kraushaar

Oberreichenbach-Würzbach. Für drei, vier Stunden war Würzbach so etwas wie der "Nabel von Europa". Wenn auch nur in Sachen hornlose Zuchtbullen. Das ließen zumindest die Autokennzeichen rund um den Hof von Hans Jochen Burkhardt vermuten.

Der ehemalige Kreisbauern-Chef hatte zur Versteigerung geladen und Mutterkuhhalter aus ganz Deutschland, Österreich sowie der Schweiz waren angereist, um zu schauen oder gar mitzubieten.

Denn Burkhardt besitzt etwas Besonderes, das nicht jeder hat, das für den Herdenumtrieb im Mutterkuhhaltungsbetrieb jedoch einige Vorteile bietet. Hornlose Zuchtbullen, im Umgang wesentlich ungefährlicher als ihre Kollegen, die ihre Hörner in der täglichen Arbeit durchaus auch gegen Menschen einsetzen können. Des Weiteren machen die Bullen von Hans Jochen Burkhardt im Kreis der "Damen" nicht nur ihren Job, sondern sie sorgen als reinerbige Zuchttiere auch bei Kühen mit Hörnern für hornlosen Nachwuchs.

Die Anforderung für die Mutterkuhhaltung gehen jedoch noch weiter, wie Toni Frühauf vom Amt für Landwirtschaft im Calwer Landratsamt erklärt. Eigenschaften wie "nicht zu große Kälber", "leichte Geburt", "von guter Fleischigkeit" und "möglichst unkompliziert" sollten sie mitbringen.

Insgesamt 15 Bullen hatte Hans Jochen Burkhardt zur Versteigerung gestellt, der eine zweistündige Vorstellung vorgeschaltet war. Dabei wurde penibel auf die Hygiene geachtet. Wer den Raum innerhalb der Gatter betreten wollte, musst eine flache Wanne zur Desinfektion durchlaufen.

Die Legende der Bullen gab es schriftlich. Von Hans Jochen Burkhardt und fachkundigen Mitgliedern der Rinder Union kamen zusätzliche Erläuterungen. Deren Zuchtleiter Thomas Schmidt leitete anschließend die Versteigerung. Wortgewandt und mit Cowboyhut ausgestattet, kam dabei ein klein bisschen Wild West-Feeling auf dem Hof Burkhardt in Würzbach auf.

Markus Dietz, Mutterkuhherdehalter aus Birkenfeld, war einer der Interessenten. "Da muss man schon Geld ausgeben sonst hat man keine Linie in seiner Herde drin", sagte Dietz. In der Spitze wurden Preise von 3000 Euro erreicht.

Einige Tiere bleiben in der Region, andere finden auf der Alb sowie in den neuen Bundesländern und in der französischen Schweiz eine neue Heimat. "Deutschland liegt in der Zucht von hornlosen Tiere weltweit vorne", erklärte Burkhardt. Diese Rasse habe es schon im Mittelalter gegeben. Im Laufe der Jahre sei man damals jedoch dazu übergegangen, Tiere mit Hörnern für den Arbeitseinsatz zu züchten.

Vor rund 40 Jahren habe man in Bayern wieder begonnen, Tiere ohne Hörner zu züchten, um ihnen die Schmerzen bei der Endhornung zu ersparen. "Die Tendenz zeigt in diese Richtung, auch bei der Milchviehhaltung", blickte Hans Jochen Burkhardt in die nahe Zukunft.