Wohnraum für Flüchtlinge wird gesucht. Foto: dpa

Verwaltung und Gemeinderat bekunden Solidarität: Vermieter werden nicht allein gelassen.

Oberndorf - Mehr als 50 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht – vor Krieg, Hunger und Elend. Auch Deutschland gewährt diesen Frauen, Männern und Kindern humanitäre Hilfe. Die Kommunen nehmen die Flüchtlinge auf. Oberndorf ist dabei allerdings an seine Grenzen gestoßen.

Die Stadt sucht dringend Eigentümer, die ihre Wohnungen oder Häuser vermieten. "Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, uns solidarisch zu zeigen", sagt Bürgermeister Hermann Acker. Dass dies nicht nur die Stadtverwaltung so sieht, untermauern die drei Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats, die als gewählte Bürgervertreter beim Pressegespräch mit am Tisch sitzen.

Rund zehn Prozent aller Flüchtlinge, die dem Landkreis Rottweil zugewiesen werden, müssen von Oberndorf aufgenommen werden – so sieht es das Kontingent vor. Und so gebietet es auch die Menschlichkeit, so Acker. Die Neckarstadt müsste demnach rund 50 Asylbewerber unterbringen. Momentan hat sie aber nur Platz für 39. "Wir sind also elf im Soll." Zudem rechnet die Kommune mit weiteren Zuteilungen, denn der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab.

Mit einer ungewöhnlichen Aktion wenden sich Verwaltung und Gemeinderat deshalb an die Öffentlichkeit. "Das ist quasi ein Hilferuf", sagt der Bürgermeister. In Oberndorf und seinen Stadtteilen gibt es viele Leerstände, das ist bekannt. Acker hofft nun, dass sich potenzielle Vermieter bei der Stadt melden. Bürgermeister und Stadträte wollen auf jeden Fall eine Getto-Bildung vermeiden.

In der Oberstadt sind derzeit in der Wettestraße einige Flüchtlinge untergebracht. Nun spricht Acker ganz gezielt auch die Ortsteile an. Denn eine dezentrale Unterbringung der Menschen habe viele Vorteile. Die Integration Einzelner im Dorf sei oft leichter. Es werden nicht nur Häuser, sondern auch Wohnungen gesucht.

Menschenwürdig muss sie sein, die Unterbringung der Schutz Suchenden, betonen die Fraktionsvorsitzenden Dieter Rinker (FWV), Wolfgang Maier (CDU) und Günter Danner (SPD). Das bedeutet, es müssen die entsprechenden sanitären Einrichtungen vorhanden sein, eine Spüle und ein Herd gehören zur Grundausstattung, Heizbarkeit, Wasser und Strom sollten eine Selbstverständlichkeit sein, betont Sozialamtsleiter Peter Sickinger. Man sei aber keineswegs auf der Suche nach Luxusunterkünften. Die Flüchtlinge bräuchten zunächst einmal ein akzeptables Dach überm Kopf.

Bereits bevor die ersten Asylbewerber nach Oberndorf kamen, hat sich die Initiative "Offene Hände" gegründet. "Und dafür sind wir unendlich dankbar", sagt Hermann Acker. Mittlerweile unter der Federführung von Eva Scherer kümmern sich die Mitstreiter dieser Initiative um die Flüchtlinge, heißen sie willkommen und helfen auch bei Alltagsproblemen. Die "Offenen Hände" wären also für potenzielle Vermieter jederzeit ein Ansprechpartner, sagt Eva Scherer. Das helfe sehr, Hemmschwellen abzubauen. Die Vermieter "sind da nicht allein gelassen". Wer ein geeignetes Objekt in der Kernstadt und vor allem auch in den Stadtteilen zu vermieten hat, kann sich bei der Stadtverwaltung Oberndorf mit Sozialamtsleiter Peter Sickinger in Verbindung setzen, Telefon 07423/77 11 30 oder per E-Mail: peter.sickinger@oberndorf.de.

Info: Checkliste

Manch einer hat eine leer stehende Wohnung oder ein leer stehendes Haus, scheut sich aber davor, diese Objekte zur Unterbringung für Flüchtlinge zu vermieten. Dass diese Ressentiments oft unbegründet und irrational sind, bestätigt Kreissozialamtsleiter Bernd Hamann. Er beantwortet uns einige Fragen, die potenzielle Vermieter oft stellen:

An wen wende ich mich, wenn es Probleme mit den Menschen gibt, die in meinem Eigenturm wohnen?

Ansprechpartner ist immer der Mieter – also die Stadt Oberndorf oder das Kreissozialamt selbst. Mit einer dieser beiden öffentlichen Behörden wird auch der Mietvertrag abgeschlossen. Kontaktstelle im Landratsamt: Kreissozialamt, Telefon 0741/24 42 60.

Von wem bekomme ich meine Miete?

Die Miete wird immer von der Stelle bezahlt, die das Objekt auch angemietet hat. Und Sie können sicher sein, niemand ist ein zuverlässigerer Mieter, als das Kreissozialamt. Da kommt das Geld sicher.

Woher weiß ich, ob meine Wohnung oder mein Haus überhaupt geeignet ist?

Wir kommen zur Beratung vorbei. Es werden die Raum- und Wohnungszuschnitte berücksichtigt. Aber auch das Umfeld des Objekts wird in die Überlegung mit einbezogen. Bei der Belegungszahl binden wir den Vermieter mit ein.

Wie viel Miete bekomme ich eigentlich?

Es wird eine ortsübliche Miete gezahlt, die sich an den Mietspiegel einer Kommune anlehnt. Ausstattung und Belegungszahl spielen dabei natürlich eine Rolle.