Oberndorf - Die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) hat im Auftrag der Stadt den Einzelhandel unter die Lupe genommen. Das Ergebnis wurde den Stadträten in der jüngsten Sitzung vorgestellt.

Oberndorf soll dem Handel in der Oberstadt nicht nachtrauern, sondern nach neuen Möglichkeiten suchen. Dies erklärte Gabriele Ostertag von der GMA. Die Umschichtung von kleinen, inhabergeführten Fachgeschäften zu großen Märkten sei kaum rückgängig zu machen. "Die nähere Betrachtung der Leerstände verdeutlicht, dass verschiedene Faktoren für die Wiedernutzung eines Leerstandes hinderlich sein können. In einer Stadt wie Oberndorf, die schon heute über eine sehr hohe Verkaufsflächenausstattung im Einzelhandel verfügt, gestaltet sich die Reaktivierung von Ladenlokalen als schwierig", so Ostertag. Für Immobilien, die positive Standortkomponenten vermissen lassen (gute Erreichbarkeit, großes Parkplatzangebot), ist eine Umnutzung anzustreben, erklärte Ostertag. Und weiter: "Langfristig ist in Oberndorf eine stärkere räumliche Konzentration des Einzelhandels auf die Haupteinkaufslagen anzustreben." Und Ostertag führte auch konkrete Beispiele für Nutzungsänderungen an.

Beispiel 1: Schuhmarktplatz 12. Im aktuellen Zustand sei das Ladenlokal auch für Dienstleister nicht interessant, nach einer Sanierung könnten die Räume als Büro oder als Wohnraum genutzt werden.

Beispiel 2: Sulzbachstraße 40 in der Talstadt. Insgesamt mache das Ladenlokal einen stark modernisierungsbedürftigen Eindruck. Weitere Leerstände im Umfeld wirkten sich negativ auf den Gesamtstandort aus. Nach einer Modernisierung könnte sich das Haus, so Ostertag, für Dienstleistungsbetriebe (Anwalt, Büros) eignen.

Wie viele Dienstleister verträgt die Stadt?

Diese pauschale Antwort wurde von Stadträtin Ruth Hunds (SPD) kritisch hinterfragt: "Wie viele Anwälte oder andere Dienstleister verträgt denn Oberndorf noch?" Dies wusste Ostertag zwar auch nicht, empfahl aber "nicht krampfhaft auf den Handel zu blicken" und nach anderen Lösungen zu suchen.

Muss die Kommune aktiver werden? Dies wollte Stadtrat Wolfgang Maier (CDU) von der Fachfrau wissen. Die Stadt könne die Rahmenbedingungen schaffen, beispielsweise durch Sanierungsgebiete, so ihre Antwort. Dann seien aber auch die Hauseigentümer und Gewerbetreibende gefragt. Aus dem Defizit im Bereich Elektrohandel müsse man, wenn’s an die Talstadtsanierung gehe, seine Schlüsse ziehen, konkretisierte Stadtrat Oliver Hauer von den Freien Wählern. 

Info: Bestand

Zum Zeitpunkt der Erhebung durch die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, Ludwigsburg, waren in Oberndorf 108 Betriebe des Ladeneinzelhandels und Ladenhandwerks mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 32.355 Quadratmeter ansässig. Die Bruttoumsatzleistung beträgt circa 99,7 Millionen Euro. 

Die Betriebe teilen sich demnach so auf: Nahrungs- und Genussmittel 48, Gesundheit und Körperpflege acht, Blumen und zoologischer Bedarf vier, Bücher, Schreib- und Spielwaren sieben, Bekleidung, Schuhe und Sport elf, Elektrowaren, Medien und Foto sieben, Hausrat, Einrichtung und Möbel sechs, Bau-, Heimwerker- und Gartenbedarf zwölf, Optik, Uhren und Schmuck drei, sonstige Sortimente zwei.