Heimatgeschichte: Augustinermönch Johann Hofmeister in Oberndorf geboren / Vorgänge im Frauenkloster untersucht

Im Reformationsjahr dreht sich alles um Martin Luther. Interessantes gibt es jedoch auch von Gegenreformatoren zu erzählen. Johann Hofmeister war einer von ihnen. Der Oberndorfer Heimatforscher Alfred Danner hat allerhand Wissenswertes über Hofmeister zusammengetragen.

Oberndorf. Johann Hofmeister, geboren um 1509, ein Schwabe aus dem Neckarstädtchen Oberndorf, war früh in das Augustinerkloster zu Colmar eingetreten und dort mit kaum 23 Jahren Prior geworden. Die Zustände seines Klosters waren bedenklich. Zerfall der Einkünfte und des religiös-sittlichen Lebens gingen Hand in Hand. Den jungen Prior erwartete keine leichte Aufgabe.

Seit 1538 beteiligte er sich am Schriftenkampf gegen die Reformation. Jetzt war er genötigt, sich eingehender mit dem Bekenntnis der Reformation, aber auch mit der Heiligen Schrift zu beschäftigen. Offen gestand Hofmeister den Gegnern zu, dass diese gelehrte, wohlunterrichtete Personen seien. Dabei hatte er auch ein Auge auf die Schäden der Kirche, für die er stritt. Es konnte nicht ausbleiben: Hofmeister hatte vom Protestantismus günstige Eindrücke bekommen.

Das Triebwerk der Ordensregierung unter der römischen Hierarchie erfasste Hofmeister und riss ihn mit sich. Er musste häufig reisen und dabei Männer- und Frauenklöster visitieren. Und er durfte, als Vertreter des römischen Glaubens, sogar vor König Ferdinand predigen. Zahlreiche neue Einflüsse stürmten auf den jungen Mann ein, der eigentlich der inneren Sammlung bedurft hätte, um über wichtige Lebensfragen mit sich ins Reine zu kommen.

Er war erst 33 Jahre alt, und eine bedeutende Laufbahn stand ihm bevor. Wenig später, in Breisach, wurde Hofmeister zum Provinzial seines Ordens gewählt. Ausgerechnet in seiner Heimatstadt Oberndorf befand sich ein damals berüchtigtes Frauenkloster des Augustinerordens. Oberndorf war österreichisch, aber an die Grafen von Zimmern verpfändet. Der streng katholische Graf Johann Werner von Zimmern war Vogt des Klosters und forderte deshalb von der österreichischen Regierung eine Besserung der Zustände im Kloster.

Von Regierung beauftragt

Die Regierung beauftragte nun Graf Johann Werner in seiner Person als Vogt des Klosters und in Gemeinschaft mit Johann Hofmeister, mit einer Untersuchung der Vorgänge. Bei dieser Gelegenheit beobachtete der Graf den Johannes Hofmeister und befand, dass Hofmeister Heiligkeit und frommes Leben nur "erheuchle".

Mit Anna von Vöhringen befand sich schließlich nur noch eine Nonne in Oberndorf. Nun verließ auch sie das Kloster und ging zu den Dominikanerinnen ins Kloster Kirchberg. Graf Froben Christof von Zimmern nahm 1557 Kontakt mit dem neuen Provinzial des Augustinerordens, Melchior Röttlin, auf, um das leerstehende Oberndorfer Kloster mit Augustinermönchen zu belegen.

Noch größere Gefahren barg für den jungen Hofmeister dessen Ehrgeiz. Er durfte auf dem Reichstag zu Worms 1545 vor König Ferdinand predigen. Auch Kaiser Karl V. wurde auf ihn aufmerksam. Im folgenden Jahr wurde Hofmeister vom Kaiser als einer der vier katholischen Redner nach Regensburg auf das letzte Religionsgespräch vor dem für die Protestanten verlorenen Schmalkaldischen Krieg berufen. Wieder sah er sich Männern der reformatorischen Sache wie Butzer, Brenz und Schnepf gegenüber.

Aber er war jetzt ganz zum römischen Eiferer geworden, der sich durch die Berufung zum Hofprediger König Ferdinands bestätigt sah. Aber dafür stand er jetzt auch als ein sittlich verdächtigter Mann da. In einem Brief an den Landgrafen Philipp von Hessen vom 15. März 1546 schilderte Reformator Butzer den Johannes Hofmeister als einen "frechen, in der deutschen Sprache wohl beredten Menschen", der aber zum Tanz mit schönen Nonnen noch geschickter sei, als zu scharfen Streitreden.

Vor dem Kaiser gepredigt

Es waren glänzende Tage im Leben Hofmeisters, als er am 15. Januar 1547 an das Hoflager des siegreichen Kaisers nach Heilbronn kam und mit ihm nach Ulm zog, wo Karl V. seinen Triumph über die süddeutschen Stände des Schmalkaldischen Bundes feierte. Die Ulmer mussten für den Augustiner Hofmeister die Dominikaner-Kirche öffnen, der nun vor dem Kaiser bis zum 4. März predigte sowie auch am 24. März der Gemahlin des Königs Ferdinand die Leichenpredigt schrieb. Als der Kaiser mit seinem Bruder Ferdinand nach Norden zog, um den Feldzug gegen den Kurfürsten von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen zu beenden, blieb Hofmeister zurück, um zum wortgewaltigen Gegenreformator zu werden.

Der Kaiser eröffnete am 1. September 1547 den Reichstag zu Augsburg. Auch Hofmeister war nach Augsburg berufen worden, um wieder als Hofprediger und Gegenreformator zu wirken. Aber er litt nun an der in Ulm grassierenden Pest. Er wurde durch das hohe Fieber schwach. Doch er wollte unbedingt weiter, musste er doch zum Reichstag nach Augsburg. Als Hofmeister die ersten Anzeichen der Krankheit verspürte, ließ er sich ins Klarissinenkloster bei Söflingen nahe Ulm bringen. Hofmeisters innere Entwicklung hatte ihre Spitze erreicht. Die leise Stimme, die früher zitternd in seinem Inneren gesprochen hatte, war verstummt, um mit Riesenmacht auf seinem Sterbebett wieder hervorzubrechen.

Tobsucht brach aus

Auf einem Wagen brachte man ihn bis nach Günzburg, wo er im Frauenkloster aufgenommen wurde und von den Nonnen Pflege erhielt. Hohes Fieber schwächte ihn weiter. Die Tobsucht brach aus, und er musste zu seiner Sicherheit sogar in Ketten gelegt werden. Bald nach Hofmeisters Tod (21. August 1547) erschien ein vermutlich in Augsburg gedrucktes Flugblatt mit dem Titel "Historia von einem Augustinermönch 1547".

Hofmeisters Nachfolger als Provinzial des Augustinerordens, der Mainzer Prior Fischer, verriet in einem Schreiben an den Augustinergeneral, dem er den Tod seines Vorgängers erst am 5. Februar 1548 meldete: "Im Angesicht des Todes habe Hofmeister ausgerufen: ›Oh weh, ich bin ewiglich verdammt und bin des Teufels mit Geist und Seele, denn ich habe gewusst, welches die Wahrheit gewesen und doch dieselbe wissentlicht verfolgt‹."