Mit herrlichen Szenen wird in Bochingen der Fasnetsauftakt zelebriert. Foto: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder-Bote

Neue Obrigkeit: ... dann gibt es in Bochingen auf ganz besondere Art einen Wachwechsel / Burgfräulein hat das letzte Wort

Man stand im Burghof schon bei Eiseskälte, bei Schneetreiben und Regen, doch so stürmisch wie am Schmotzigen war es noch nie.

Oberndorf-Bochingen. Windböen zerrten nicht nur am Chiffontuch des historischen Kostüms des Burgfräuleins. Über den Köpfen der Schaulustigen kam die Dekoration ganz schön in Bewegung. Doch nichts kann so wirklich vom traditionellen Spektakel ablenken, das im Stadtgebiet so einzigartig ist, weil nicht ein Rathaus gestürmt, ein Schlüssel übergeben, sondern ein Stück Bochinger Geschichte zum Leben erweckt wird.

Die Hofgarde bringt sich in Position, der Herold kündigt den Burgherrn an, und unter Fanfarenklängen neigt dieser sich zu seinem versammelten Volk. Bevor er aber willens ist, für ein paar Tage die Narren regieren zu lassen, lässt er die Veränderungen vom Mittelalter zur Neuzeit Revue passieren, lamentiert über die heutige Gesellschaft, bis das vorlaute Burgfräulein ihm Einhalt gebietet und die Maßstäbe gerade rückt. Dieser amüsante Schlagabtausch schafft die Verbindung zu den Bochinger Narros, bei denen sich Graf Bocho und sein Burgfräulein sich den Platz auf den Hosenbeinen erobert haben und so die Geschichte im Narrennest am Fuße des kleinen Heubergs lebendig halten.

Dann dürfen die Narros, Hansel und Schantle durch das Burgtor zu der wartenden Menge, auch die Zutteln waren erfolgreich im Kampf um die Freinacht. Vizepräsident Oliver Essel wird mit den Insignien der Macht ausgestattet.

Die Hofkapelle stimmt den Narrenmarsch an, und dann heißt es "Hinein ins Vergnügen", bis die Fasnet Schlag 18 Uhr am Dienstag verbrannt wird und man zum normalen Regierungsmodus zurückkehrt.

Als Dreigestirn waren die Trainerin der TV-Garde, Saskia Fitschulke Leucht (Burgfräulein), Mitglied des Ortschaftsrats, Thorsten Ade (Graf Bocho), und Roland Binder (Herold) in ihren prächtigen Kostümen unterwegs, um sich selbst davon zu überzeugen, dass die Narretei auch in geregelten Bahnen verläuft.