Gianluca Mariano (von links), Lilly Lovrencic, Sven Hildebrandt, Michael Fridmansky, Patrick Held und Nico Stab gehören zum Organisationsteam des Waggon Open Airs. Foto: Cools

Festival wird fünf Jahre alt und lädt am 9. und 10. Juni auf Lindenhof ein. Gute Musik von hier.

Oberndorf - Um Festivalfeeling mit guter Musik zu genießen, muss man nicht in die Ferne schweifen. Das haben die Veranstalter des Waggon Open Airs oft bewiesen. Nun wird das Festival fünf Jahre alt und hat die Besten der Region eingeladen, um das an zwei Tagen zu feiern.

Laue Sommerluft und drückende Beats, kühles Bier und heiße Sounds, sanfte Geigenklänge und harte Gitarrenriffs, Geschichten, Labyrinthe und Kansas City Girls – am 9. und 10. Juni verwandelt sich die Wiese hinter dem Sportplatz des SC Lindenhof in Festivalgelände. Das Waggon Open Air, organisiert von der Stadtjugendpflege, feiert in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen und hat anlässlich dieses kleinen Jubiläums zehn Bands, zwei DJ’s und erstmals auch einen Dance-Act organisiert.

Dabei geht es nicht um Prestige, Geld oder Berühmtheit, sondern um Freude an regionalen Künstlern, ehrlicher Musik und dem Leben, denn der Eintritt bleibt auch nach fünf Jahren frei. Mehr als 600 Musikfans sind bereits im vergangenen Jahr zum Waggon in der Von-Gunzert-Straße gepilgert. "Mit dem Waggon Open Air setzen wir jedes Jahr ein Zeichen für die Jugendarbeit", sagt Michael Fridmansky. Er ist für die Bands zuständig und kann dieses Jahr in Sachen Line-Up einiges vorweisen.

Ein harter Freitag

Das Festival beginnt am Freitag, 9. Juni, um 19.30 Uhr mit "Endlevel". Die fünf jungen Männer aus dem Kreis Balingen sorgen mit harten Thrash- und Death-Metal-Sounds dafür, dass der Arbeitsalltag schnell vergessen wird. Wer Bands wie "Legion of the damned" mag, fühlt sich bei den rohen Klängen von "Endlevel" gut aufgehoben. Um 20.15 Uhr werden sie von "Snow White Alice D" abgelöst. Die Freudenstädter zählen sich zum Genre Post-Hardcore. Was fasziniert, ist die Tatsache, dass ihr Album "Beyond this world" Märchenelemente aufnimmt und diese textlich und musikalisch zu einer zusammenhängenden Geschichte kombiniert, die dennoch gesellschaftskritisch aktuelle Themen vor die Flinte nimmt. Der Wechsel aus sanft und hart bestimmt auch den Gesang, der sich zwischen melodischen Tönen und harten Shouts bewegt.

Einen kleinen musikalischen Stilbruch gibt es ab 21 Uhr. Fabian Häckel und Matthias Brendle, früher bekannt durch die Band "Sacrety", verwandeln sich in Finley Harrison und Mason Bailey. Mit Cowboyhut, Middlewest-Akzent und amerikanischer Lässigkeit singen sie als "Mason Finley" von Kansas City Girls, Freiheit und der Leichtigkeit des Seins. Brendle hat an diesem Festivalsamstag eine Doppelrolle. Während Häckel ab 22 Uhr zum Zuschauer wird, tritt der Gitarrist mit dem Headliner, der Freudenstädter Band "Crekko", auf. Mit eingängigen Gitarrensounds, einem Hauch Mystik, einer Spur Härte und Verzweiflung und Texten über Freheit, Labyrinthe und die Hürden des Lebens sowie der einprägsamen Stimme des Frontmanns Marco Selter bietet die Band einen würdigen Abschluss des ersten Festivaltages. Die Aftershowparty mit DJ Wahle findet von 23 bis 2 Uhr im Waggon statt.

Grenzen überschreiten

"Der Freitag wird von der Musik her härter, sehr Rock- und Metal-lastig, ein wenig in die Wafa-Richtung", meint Fridmansky. Am Samstag gebe es hingegen eine bunte Mischung.

Da beginnt das musikalische Programm bereits um 17 Uhr mit "Jack and friends". Die fünfköpfige Band ist für ihre rockigen Eigenkompositionen und Cover bekannt. Fast schon legendär ist die Interpretation von "Hit the road Jack". Die Oberndorfer von "Bebo Music" schließen sich an den Auftritt an. Ihr Motto lautet: "Im Refrain muss es knallen!" Die vier Jungs lassen sich schwer in ein Genre einordnen und wollen es auch gar nicht. Ein bisschen Grunge, eine Prise Punk und ein Stück Alternative mit Pop gemixt ergibt den Sound der Band.

Ab 19 Uhr erobern Flanellhemd und Snapback die Bühne. "Rumble in the jungle" liefert Nürnberger Pop-Rock à la Blink- 182 mit provokanten, anspruchsvollen Texten und Musik, zu der man springen oder mindestens wippen muss.

Ruhiger, aber nicht weniger eindringlich wird es mit "Broken Silence" ab 20 Uhr. Mit Gitarre, Akustik-Bass, Akkordeon und Akustik-Schlagwerk kreieren Henrik Noder, Marcel Mauch, Christina Schaumann und Patrick Held ihre ganz eigenen Versionen bekannter Lieder. Held ist gleichzeitig im Organisationsteam des Waggon Open Airs und kümmert sich dort um Grafik und Werbung.

Die Geschichte des Erwachsenenseins zu erzählen haben sich "City kids feel the beat" zur Aufgabe gemacht. Die Ulmer packen mit Songs wie "iRambo" Probleme an der Wurzel und rufen dazu auf, diese abzuschütteln und sich zu befreien. Grenzen überschreiten, Regeln brechen, das Leben spüren – so sind die fünf Männer, und das ist auch in jedem Ton zu spüren.

Auf die grüne Insel

Headliner am Samstag und stilistisch in eine ganz andere Richtung unterwegs ist "Restless Feet". Die fünf Männer aus Freiburg widmen sich mit Fiedel, Pfeife und Banjo dem irischen Folk und entführen die Zuhörer ab 22 Uhr in eine Welt voller Kobolde, Starkbier und Tanzfreude. Zwischen den Auftritten lockert die Altoberndorfer Tanzcrew "Dance Denomination" die Atmosphäre auf. Bis tief in die Nacht feiern kann man schließlich mit DJ Zenemy vom Lindenhof.

Das Festival finanziert sich vor allem über Sponsoren. Zudem wird es vom SC Lindenhof unterstützt, der sein Sportheim für die Bands und das provisorische Festivalbüro zur Verfügung stelle, erklärt Fridmansky. Die Von-Gunzert-Straße wird am 9. und 10. Juni gesperrt, begrenzte Parkmöglichkeiten gibt es auf der an das Festivalgelände angrenzenden Wiese.

Und zum Fünfjährigen haben die Veranstalter noch eine weitere Überraschung parat: Erstmals wird es ein T-Shirt zum Waggon Open Air zu kaufen geben. "Die Leute schätzen diese coole entspannte Atmosphäre hier am Waggon. Und die werden sie auch diesmal bekommen – nur eben an gleich zwei Tagen", sagt Fridmansky.