Wer am Dienstag zu eng an der Stahlmatte im Parkhaus Wettestraße geparkt hatte, wurde zur Kasse gebeten. Foto: Zeger

Außendienstmitarbeiter verlangt von Autofahrerin Bargeld wegen angeblichen Schadens. Lieber direkt zur Polizei.

Oberndorf - Versuchter Betrug oder vorauseilender Gehorsam? Ein Außendienstmitarbeiter eines Stahlhandels wollte gestern von Benutzern des Parkhauses in der Wettestraße Bargeld, weil sie scheinbar gegen die Stahlmatten gefahren seien.

Als eine junge Frau am Dienstag, gegen 17 Uhr, Richtung Feierabend starten wollte, heftete an ihrem Auto im zweiten Obergeschoss ein handgeschriebener Zettel: "Rufen Sie mich an, bevor Sie losfahren." Noch während sie zusammen mit ihrer Kollegin rätselte, was dahinter stecken könnte, trat ein junger Mann in Anzug auf sie zu und stellte sich als Außendienstmitarbeiter einer Stahlfirma mit Sitz in Salzkotten vor. Er erläuterte der verdutzten Frau, dass sie gegen die Stahlmatten, die zur Abgrenzung der Parkbuchten dienen, gefahren sei und diese beschädigt hätte. Offensichtlich sei zwar kein Schaden zu erkennen, es hätten sich aber Schrauben gelöst und Zink sei abgebrochen. "Das kann rosten."

"Wenn Sie mir 75 Euro geben, können wir dies inoffiziell regeln", soll er gesagt haben. Dann brauche sie den Schaden nicht bei der Polizei melden und würde nicht in der Versicherung hochgestuft. "Eine halbe Stunde hat der Mann auf mich eingeredet", erzählt die Parkende. "Auch ein anderes Auto im ersten Obergeschoss hatte einen Zettel am Auto."

Da ihr das ganze spanisch vorkam, ließ sie den Mann stehen und fuhr direkt zur Polizei. Dort nahm man den Vorfall auf, informierte die Stadt über den vermeintlichen Schaden. Ein Werkhofmitarbeiter war gestern vor Ort, konnte aber augenscheinlich keinen Schaden feststellen. "Die Matten sind ja auch beweglich", erläutert Thomas Armbruster von der Stadt. Konsterniert reagiert auch Josef Geray vom Ordnungsamt auf diesen Vorfall. "Das Parkhaus ist eine öffentliche Einrichtung, da kann niemand außer der Stadt Schadensersatz oder Ähnliches verlangen."

Der Außendienstmitarbeiter erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass er den Schaden "auf kleine Art" regeln wollte. 75 Euro koste in etwa eine Nachverzinkung, denn es sei sehr wohl ein Schaden entstanden. "Wenn jemand in die Matten hineinfährt, halten sie auch nicht mehr den vorgeschriebenen Druck aus." "Ein Werkhofmitarbeiter kann dies nicht beurteilen, weil er nicht vom Fach ist." Seine Firma übernehme für diesen Stahl Gewährleistung, deshalb sei es wichtig, solche Schäden unverzüglich aufzunehmen beziehungsweise zu beheben. Er sei gestern in Oberndorf gewesen, um nach Bauabnahme Fotos zu machen. Dies sei bei seiner Firma üblich. Der Geschäftsführer des Stahlhandels indes reagierte auf den "vorauseilenden Gehorsam" seines Mitarbeiters scharf: "Wenn er die Frau so massiv gedrängt hat, ihm Bargeld zu geben, wird es mindestens eine Abmahnung geben."

Schlossermeister Eberhard Schmid, der die Matten montiert hatte, wurde über den Vorfall direkt vom Mitarbeiter, mit dem er schon öfter zu tun hatte, informiert. Er will sich nun vor Ort umsehen, ob wirklich ein Schaden entstanden ist.

Ulrich Effenberger, Revierleiter in Oberndorf, sagt, es gebe momentan "unterschiedliche Aussagen" zu diesem Fall. Man sei noch am ermitteln. Sollte ein Autofahrer wirklich einmal gegen solch’ eine Matte gefahren sein, rät er dazu, sich auf jeden Fall bei der Polizei zu melden, um seiner Meldepflicht nachgekommen zu sein. Dafür braucht’s kein Bargeld.