Sigrid Teschner (rechts) ist eine aktive Frau – trotz körperlicher Einschränkungen. Unser Bild zeigt sie mit Ursula Lehmann (Mitte) von der BSK-Kontaktstelle Oberndorf und Teilnehmern am Bochinger Kinderfreienprogramm. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Sigrid Teschner ist für Menschen mit körperlichen Behinderungen aktiv / Ausstellung in der Klosterkirche

Von Marcella Danner

Oberndorf. Eine Behinderung ist kein Grund, sich zu Hause zu verstecken. Sigrid Teschner ist das beste Beispiel. Trotz ihrer körperlichen Einschränkungen ist die Bochingerin seit vielen Jahren in verschiedenen Organisationen aktiv. Derzeit macht sie eifrig Werbung für eine Ausstellung in der ehemaligen Klosterkirche.

Die heute 71-Jährige ist in jungen Jahren an Kinderlähmung erkrankt. Geboren 1943 – mitten im Krieg – wurde diese Krankheit bei ihr zunächst gar nicht diagnostiziert. Erst als sie mit acht Jahren die Masern bekam, ermunterte der Hausarzt ihre Mutter, einen Spezialisten aufzusuchen, denn das Mädchen konnte kaum laufen. Doch auch nach der Diagnose, so berichtet Sigrid Teschner, war ihre Behandlung nicht optimal. Die Kräftigung der Muskeln, das wisse man heute, war seinerzeit gerade der verkehrte Weg. Noch heute leidet die Frau an dem sogenannten Post-Polio-Syndrom. Zeit ihres Lebens ist sie deshalb körperlich stark eingeschränkt.

Für Sigrid Teschner war dies aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Bis zu ihrer Pensionierung war sie als Buchhalterin tätig. Und in ihrer Freizeit widmet sie sich Selbsthilfegruppen und Organisationen, die sich mit Körperbehinderungen beschäftigen. Seit 25 Jahren gibt es in Oberndorf die BSK-Kontaktstelle (Bereich Selbsthilfe Körperbehinderter) im Kreis Rottweil. Und genauso lange leitet die resolute Frau, die für ihre Überzeugungen und die Belange Behinderter stets streitbar eintritt, diese Stelle.

Als das DRK seinerzeit in Oberndorf neu baute, konnte die Kontaktstelle dessen Räume im Bochinger Rathaus übernehmen. Teschner hatte die Jugendgruppe des Roten Kreuzes geleitet und entsprechende Beziehungen aufgebaut. Barrierefrei können die Menschen nun zu ihr kommen und sich beraten lassen. Und weil die Räume im gemeindeeigenen Gebäude sind, leistet die Kontaktstelle jeden Sommer ihren Obolus und bietet einen Bastelnachmittags beim Bochinger Kinderferienprogramm an. Auch beim Weihnachtsmarkt ist man aktiv dabei.

Aktiv dabei sein ist überhaupt das Credo von Sigrid Teschner. Ob in der Poliogruppe, im Pflegestützpunkt, in der Diabetikergruppe, bei den Senioren in Bochingen und Boll oder im Kirchenchor – sie ist überall vertreten. Beim BSK-Landesverband ist sie Schriftführerein, in der Vertreterversammlung des BSK-Bundesverbands sitzt sie auch. "Da kommen im Jahr gut 1000 ehrenamtliche Stunden zusammen", erzählt sie. Nicht immer steckt sie dieses Engagement so leicht weg. Zu ihren besten Zeiten konnte Sigrid Teschner zehn Kilometer am Stück laufen. "Heute schaffe ich kaum noch einen."

Ein Grund mehr für sie, auf Menschen mit körperlichen Behinderungen immer wieder aufmerksam zu machen. "Barrierefreies Bauen erlebbar machen" – so nennt sich eine Wanderausstellung des Landesverbands Selbsthilfe Körperbehinderter, die vom 23. bis 26. September die Besucher in der ehemaligen Klosterkirche für das Thema Barrierefreiheit sensibilisieren soll. Eine wichtige Sache für Sigrid Teschner. Aus solchen Aktionen, aber auch aus Seminaren, die sie einmal im Jahr besucht "ziehe ich meine Lebenskraft".

Zuhause bleiben und nichts tun ist ihre Sache eben nicht. Wenn sie in der Kirche höre, dass die Krankenkommunion für die "an ihr Zuhause gebundenen Menschen" ausgegeben werde, frage sie sich immer, womit die denn wohl fest gebunden seien.

Weitere Informationen: Die Wanderausstellung "Barrierefreies Bauen" in der Klosterkirche ist von Dienstag, 23., bis Freitag, 26. September, zu sehen. Die Eröffnungsfeier mit Bürgermeister Hermann Acker und Willi Rudolf beginnt um 14 Uhr. Der Eintritt ist frei, weitere Infos gibt’s unter www.barrierefrei-2014.de