Gregor Sieber am Eingang von Zugang Nummer 9. Drinnen ist es feucht und kühl. Sieber schätzt die konstante Temperatur im Inneren auf etwa 10 Grad Celsius. Foto: Dick

Zwei Zugänge des Mauser-Stollens sind einsturzgefährdet: Sie werden mit Beton verfüllt.

Oberndorf -An den Zugängen Nummer 9 und 11 des Mauser-Stollens hat der Zahn der Zeit genagt: Wassereinbrüche lösen immer wieder Gestein, ständig muss mit Beton nachgebessert werden, damit nichts einstürzt. Jetzt soll dauerhaft Abhilfe geschaffen werden. Zugang Nummer 9, der ungefähr 30 Meter in den Berg hinein führt, wie Gregor Sieber vom Liegenschaftsamt weiß, liegt an der B  14, kurz vor der Einmündung der Rottweiler Straße in die Bundesstraße. Zugang Nummer 11 liegt direkt an der Rottweiler Straße auf ähnlicher Höhe. Seine Länge schätzt Sieber auf etwa 20 Meter in den Berg hinein, bis er dann – wie alle anderen Zugänge auch – auf den eigentlichen Stollen trifft, der hinter dem Schwedenbau beginnt. "Die gesamte Stollen-Anlage verläuft parallel zum Rosenberg, biegt irgendwann ab und verläuft dann unterhalb der Mauserstraße", erklärt Sieber.

Die Zugänge Nummer 9 und 11 sollen in diesem Jahr noch mit Betonmasse aufgefüllt werden. Wenn nichts getan werde, laufe es darauf hinaus, "dass sie einbrechen – irgendwann", sagt Sieber. Die anderen Zugänge seien noch standsicher. Etwa 70.000 Euro wird die Maßnahme kosten, die aber nicht von der Stadt getragen werden muss, oder gar von (unfreiwilligen) Privateigentümern. Eigentlich wären die Privateigentümer zuständig, deren Grundstück über der Stollenanlage liegt. Wäre die Sache nicht durch das "Allgemeine Kriegsfolgengesetz" anders geregelt.

Anwohner sind nicht in Gefahr

So nämlich müsse sich der Bund darum kümmern, egal, unter wessen Grundstück die Teilabschnitte liegen. Wann es allerdings mit der Befüllung losgeht, sei derzeit noch nicht klar: "Auf Vorschlag des Denkmalschutzamts wird zurzeit noch die Möglichkeit überprüft, eine Füllmasse zu wählen, die bei Bedarf auch wieder entfernt werden kann."

Auch wenn sich die Befüllung noch ein wenig verzögert, müssten sich die Oberndorfer keine Sorgen machen, dass ihnen die Anlage "unter den Füßen" zusammenstürzt. Selbst wenn die Zugänge einstürzen würden, "wäre die Bevölkerung nicht gefährdet". Da die Anlage eine bestimmte Tiefe hat – nämlich etwa 20 Meter – und der Durchmesser der Gänge nicht besonders groß ist, "hätte ein Einsturz keine Auswirkung auf die Erdoberfläche", beruhigt Sieber.

Wer wirklich um sein Leben fürchten müsste, allerdings erst durch die Befüllung, sind die zahlreichen Fledermäuse, die es sich in der Anlage im Lauf der Jahrzehnte gemütlich gemacht haben. Aber so weit soll es nicht kommen: Es werden Hohlräume in den befüllten Zugängen offen gelassen, "sogenannte Überwinterungshilfen", wie Sieber erklärt. Damit wird es den Nachtschwärmern auch weiterhin gut gehen.

Etwa 20 Stollenanlagen wurden in Oberndorf nachgewiesen. Die Stollen wurden – unter anderem auch von Zwangsarbeitern – im Zuge des Zweiten Weltkriegs als Luftschutzeinrichtungen angelegt. Der Mauserstollen ist der längste von allen. Der Oberndorfer und Museumsleiter Andreas Kussmann-Hochhalter schätzt seine Länge auf 300 Meter.