Das Stuttgarter Kammerorchester spielt unter anderem Stücke von Joseph Haydn. Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Ein Walzer als Zugabe

Beim dritten Meisterkonzert der Saison 2017/18 war das Stuttgarter Kammerorchester in der sehr gut besuchten ehemaligen Augustiner Klosterkirche in Oberndorf zu Gast. Orchesterleiterin und Solistin war Susanne von Gutzeit.

Oberndorf. Als ein Konzert, bei dem ein Multi-Kulti-Programm geboten werde, kündigte die Solistin und Orchesterleiterin Susanne von Gutzeit den Abend an, der mit "Souvenir de Florence" op.70 für Streichorchester von Peter Iljitsch Tschaikowsky begann.

Der Komponist habe unter Depressionen gelitten. Seine letzte große Reise habe ihn nach Florenz und Rom geführt. In seinen "Erinnerungen an Florenz", habe er italienische Leichtigkeit mit russischer Schwere verbunden.

"Ein echter Haydn", so von Gutmann, sei das dreisätzige Violinkonzert Nr. 2 G-Dur von Joseph Haydn. Interessantes erfuhren die Besucher auch über die Suite "Les Nations" B-Dur von Georg Philipp Telemann. Das Werk stamme aus der Zeit, in der Telemann in Hamburg an den fünf großen lutherischen Kirchen wirkte und sich die Stadt zu einem Schmelztiegel der Kulturen entwickelt hatte.

Nach der Einführung zeigte sich, dass die Zusammensetzung des Orchesters für den Klang klug gewählt war und, woher der ausgezeichnete Ruf dieser Truppe kommt: von der Qualität des Musizierens.

Brachte die Ouvertüre herrliche Barockmusik, wurde das Menuett voll Grazie dargeboten. Und nun durften sie Revue passieren: die Türken, ungemein temperamentvoll, mit oft ungewohnten Harmonien und Rhythmen; die Schweizer, erst gemächlich, dann umtriebig, zwiegespalten durch den gesamten Satz; die Moskoviter, mit Tönen des Kontrabasses eingeführt, welche die Celli übernahmen, wunderbar die Glocken dargestellt, die in orthodoxen Kirchen in Tonfolgen angeschlagen werden; die Portugiesen mit überschäumendem Temperament im Gegensatz zu den "Hinkenden" und im abschließenden Satz zu den Rennern, den Eiligen, die dem Glück nachhasten. Das Spiel in dieser Suite zeigte die Qualität des Orchesters: einfühlsam, mal derb, mal delikat.

Zum folgenden Violinkonzert Nr. 2 von Joseph Haydn fügte Susanne von Gutzeit noch an, die Kadenzen seien nicht – wie üblich – von der oder dem Ausführenden, also ihr geschrieben, sondern vom künftigen Konzertmeister des Orchesters.

Das Allegro moderato war herrlicher Haydn, in großer Schönheit und Klarheit gebracht. Die Solistin hatte Gelegenheit, ihr meisterliches Spiel hören zu lassen. Atemlose Stille bei der ersten großen Kadenz, die der Solistin Passagen in den höchsten Lagen abforderte, hinreißend vorgetragen, wunderschön gespielt.

Herrliche Harmonien eröffnen das Adagio. Eine wunderbare Zusammenarbeit zwischen Solovioline und Orchester war zu hören. Das abschließende Allegro wurde mit sprühendem Temperament gebracht.

Das riesige Werk "Souvenir de Florence" von Peter Iljitsch Tschaikowsky schloss den Abend. Das Spiel mit italienischer Leichtigkeit und russischer Derbheit wurde überzeugend gestaltet. Groß herausgearbeitet waren beispielsweise die gleichmäßigen Crescendi des Orchesters oder "Zwiegespräche" zwischen Violinen und Bratschen. Ein strahlendes, triumphierendes Finale krönte das "Souvenir".

Der Riesenapplaus des Publikums wurde mit einer Zugabe quittiert: Der Walzer aus der Streichersonate erklang – ein Genuss zuzuhören.