Vereine erfahren großzügige Unterstützung durch das VR-Gewinnsparen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Mitgliederversammlung: Volksbank-Chef sieht Beschäftigungslage stabil / Niedrigzinspolitik macht Banken zu schaffen

Die Volksbank Rottweil manövriert wie fast alle Banken in schwierigem Fahrwasser. Dennoch zeigt sich der Vorstandvorsitzende Henry Rauner zuversichtlich.

Oberndorf-Bochingen. "Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun" – unter dieses Zitat von Mahatma Gandhi stellte der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Rottweil, Henry Rauner, seinen Rückblick auf das Geschäftsjahr 2016, mehr noch aber den Weg, den die Genossenschaftsbank durch unruhige politische und wirtschaftliche Zeiten gehen will.

Aufsichtsratsmitglied Berthold Brandecker eröffnete die Mitgliederversammlung für die Geschäftsbereiche Altoberndorf, Bochingen, Boll, Epfendorf, Harthausen, Talhausen und Trichtingen im Bochinger Sportheim. Vorab aber wurde man schon von der Chorgemeinschaft BoWi gesanglich schwungvoll willkommen geheißen. Es passte, denn sowohl die Spielvereinigung, die die Gäste bewirtete, als auch die Sänger wurden an diesem Abend im Rahmen der Vereinsunterstützung durch VR-GewinnSparen mit einer Spende von jeweils 1000 Euro bedacht, die Ralf Robotka (SpVgg Bochingen) und Günther Arnold (BoWi) entgegennahmen.

Rauner belegte durch Diagramme der einzelnen Geschäftsfelder in Relation mit den Entwicklungen am Arbeits- und Börsenmarkt, dass die Bank gut aufgestellt ist. Dieses genossenschaftliche Gebilde sei in 155 Jahren durch über 40 Fusionen entstanden. Als "gelebte Demokratie" bezeichnete Rauner die Wertegemeinschaft der Volksbank Rottweil.

Der Einstieg in seinen Rechenschaftsbericht begleitete eine Bildershow über die prägnantesten Ereignisse 2016.

Mit Brexit und Trump sei die Unsicherheit gewachsen – was zwar den Aktionären starke Nerven abverlangt habe – die tatsächlichen Auswirkungen seien aber noch nicht abzusehen. Laut Rauners Einschätzung bleibt die Beschäftigungslage stabil, das Investitionsklima positiv, wobei aber keine großen Konjunkturimpulse zu erwarten sind. Die Europäische Zentralbank werde mehr unter Druck geraten, da ihre Niedrigzinspolitik allen Banken schwer zu schaffen mache. Die VoBa Rottweil werde aber die Negativzinsen nicht an die Anleger und Sparer weitergeben.

Positiv hätten sich die Kundeneinlagen entwickelt und ein Anstieg war auch bei den Privatkrediten zu verzeichnen. Die Zinsen werden auf extrem niederen Niveau verharren, was sich in sinkenden Erträgen auswirke, erläuterte der Bankchef weiter. Die Digitalisierung bezeichnete er als größte Herausforderung.

Geschäftsstellenleiter Michael Botzenhart konnte von Neumitgliedern berichten und von einem überdurchschnittlichen Wachstum bei den Privat-Kundeneinlagen. Der Bedarf an Privat-Kundenkrediten schnelle dort in die Höhe, wo Bauland erschlossen werde.

Die große Nachfrage nach Bestandsimmobilien sei auf die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten gegründet. Die Kundennähe der Volksbank ermögliche ein intensives und schnelles Eingehen auf finanzielle Ziele und Bedürfnisse der Kunden, die sich mit jeder Lebenslage änderten. Vom genossenschaftlichen Geschäftsmodell profitieren die Mitglieder in vielfältiger Weise: So habe es das VR-Gewinnsparen möglich gemacht, dass 101 Vereine mit 101 150 Euro unterstützt werden konnten. Insgesamt gingen sogar 166 500 Euro an Geld- und Sachspenden an die VoBa-Kunden.

Botzenhart erwähnte auch die Freistellung der Auszubildenden für soziale Projekte und Kooperationen wie "Schule-Wirtschaft" sowie das starke ehrenamtliche Engagement der Mitarbeiter in Vereinen und gemeinnützigen Institutionen.

Vorstandsmitglied Gislinde Sachsenmaier teilte der Versammlung mit, dass Berthold Brandecker mit Erreichen der Altersgrenze aus dem Aufsichtsrat ausscheidet. Für ihn gebe es keine Nachwahl, da man die Zahl der Aufsichtsräte sukzessive abbaue. Urban Bantle aus Epfendorf, seit 1994 im Aufsichtsrat tätig, stellte sich für eine weitere Amtsperiode von drei Jahren zur Verfügung und wurde einstimmig nominiert.

Unter Verschiedenes verlas Brandecker eine Stellungnahme zum Ausscheiden des Vorstandsmitglieds Michael Hellerling, aufgrund "sehr unterschiedlicher Vorstellungen zur Geschäftspolitik", was zu Spannungen geführt habe.

Brandecker ergriff dann auch die Gelegenheit, sich persönlich zu verabschieden. 32 Jahre habe er gerne und mit Spaß für die VoBa gearbeitet.

Treue und Beständigkeit hätten heute nicht mehr höchste Priorität, bedauerte Gislinde Sachsenmaier, und bezeichnete die Ehrungen deshalb als den schönsten Tagesordnungspunkt des Abends, auch wenn nicht alle elf Jubilare anwesend sein konnten, die auf eine 50-jährige Mitgliedschaft in der Genossenschaftsbank zurückblicken können. Diese Treue bewiesen Max Arnold, Gebhard Heim, Kurt Holzer, Ewald Reich (alle aus Bochingen), Eugen Decker, Walter Hils, Alfred Knöpfle (Epfendorf), Horst Bänsch (Harthausen), Erwin Bilger (Boll), Peter Danner (Altoberndorf) und Heinz Haage (Trichtingen).