Foto: Holzer-Rohrer

In Bochingen soll östlich der Autobahn ein Autohof mit Hotel, Shop, Tankstelle und Waschanlage entstehen.

Oberndorf-Bochingen - "Nur wer ein Fremder in der Natur ist, stimmt diesem Autohof zu", sagt Lothar Ellinger und stellt damit klar, dass der NABU/BUND gegen den vorgesehenen Standort in Bochingen ist.

Ein Autohof mit Hotel, Shop, Tankstelle und Waschanlage könnte in Bochingen, östlich der Autobahn Richtung Rosenfeld, entstehen. Nachdem sich der Ortschaftsrat für diesen Standort und das Projekt ausgesprochen hat, wird derzeit die Änderung des Flächennutzungsplans vorbereitet, erläutert Ortsvorsteher Martin Karsten auf Anfrage. Dann werden die Träger der öffentlichen Belange angehört und auch die Umweltproblematik berücksichtigt. Sollte es entsprechende Einwände geben, "kommt das Projekt nicht zum Tragen", so Karsten. Er halte das vorgesehene Gelände aber für einen "vertretbaren Standort", durch die Nähe zur Autobahn sowie der Abgas- und Lärmbelästigung sei dieses "nicht sehr wertvoll". Das Projekt sehe momentan rund 60 Stellplätze für Lastwagen vor und ende auf "halber Strecke zum Riedsee", nehme also nicht die ganze Wiesen- und Ackerfläche in Anspruch.

Für Beatrix Lamprecht, die zusammen mit Lothar Ellinger die NABU/BUND-Gruppe Oberndorf-Sulz leitet, ist dieses Gebiet östlich der Autobahn einfach eine "schöne Ecke" mit besonderen Natur- und Tierarten. "Seit 25 Jahren tragen wir dort auch Jahr für Jahr Kröten über die Straße." Viele Spaziergänger seien mit ihren Hunden unterwegs, der Kindergarten Bochingen sei regelmäßig einmal in der Woche dort, um den Kleinen die Natur nahe zu bringen.

Darauf wies vor einiger Zeit bereits Stadtrat Johannes Moch (SPD) in einer öffentlichen Sitzung des Verwaltungsausschusses hin. "Bisher war die Autobahn eine sehr gute Abgrenzung zwischen dem Industriegebiet, der Bebauung allgemein und der Natur Richtung Riedsee. Ich würde es als Sünde betrachten, wenn man diese Abgrenzung nun für einen, meiner Meinung nach völlig überflüssigen, Autohof aufbrechen würde. Die letzte Rast- und Tankanlage vor Oberndorf ist in Vöhringen und die nächste ist nur eine halbe Ausfahrt weiter bei der Neckarburg. Dazwischen gibt es auch noch einen Parkplatz vor der Neckarburg in Höhe von Trichtingen. Ein Bedarf an Parkplätzen für Lkw besteht also sicher in diesem Abschnitt der Autobahn nicht", so Moch.

Der Altoberndorfer Ortsvorsteher wunderte sich außerdem darüber, über dieses Vorhaben aus unserer Zeitung erfahren zu haben. "Offensichtlich wurde dieses Konzept schon ausführlich im Ortschaftsrat von Bochingen diskutiert. Der Gemeinderat hatte davon aber meines Wissens keine Kenntnis."

Dem Bedarfs-Argument schließen sich die Oberndorfer Umweltschützer an. Ellinger hat errechnet, dass es auf dem Autobahnabschnitt zwischen Empfingen und dem Hegau knapp 400 Lkw-Stellplätze gebe. Und wenn schon zusätzliche Stellplätze gebaut werden müssen, warum erweitert man nicht bereits bestehende Flächen, fragen sich die NABU/BUND-Mitglieder. "Es gibt bestimmt andere Gebiete, außerhalb eines Naherholungsgebiets." Sie haben mit Kraftfahrern vor Ort gesprochen und recherchiert: "Den meisten Lkw-Fahrern würden ein Parkplatz mit WC und eventuell Dusche ausreichen, da muss es nicht gleich ein Autohof sein, der noch mehr Fläche versiegelt."