Jakobskreuzkraut. Foto: Landwirtschaftskammer NRW

Pflanze bringt Pferde und Rinder in Gefahr. Regierung informiert über Bekämpfung des hochgiftigen Ackerkrauts.

Oberndorf - Ein hübsches heimisches Ackerkraut ruft Politiker, Behörden und Landwirte auf den Plan: Das Jakobskreuzkraut ist hochgiftig und kann Weidetiere töten. Seit den 90er-Jahren breitet es sich im Südwesten unaufhaltsam aus.

Wenn auf den Viehweiden im Land Ende Juli ein gelbes Kraut zu blühen beginnt, das aussieht wie eine Aster und auch zu den Asternartigen gehört, dann muss gehandelt werden: Wahrscheinlich wächst dort das Jakobskreuzkraut oder Jakobs-Greiskraut, das bekämpft werden soll.

Die Pflanze ist die Nationalblume der Isle of Man nahe Irland. Sie ist aber auch in Baden-Württemberg heimisch. Vor allem entlang der Rheinschiene breitet sie sich von Südbaden her stark aus. "Um weitere Folgeschäden zu verhindern, ist Eile geboten", sind der Vorsitzende des Arbeitskreises Ländlicher Raum und Verbraucherschutz der CDU-Landtagsfraktion, Paul Locherer, und der Landtagsabgeordnete Klaus Burger überzeugt. Deshalb hat die CDU-Landtagsfraktion sich des Themas mit einer parlamentarischen Initiative angenommen.

Auch das Plenum des Landtags soll damit befasst werden. "Die Landesregierung muss erheblich mehr für den Schutz vor den Gefahren des Jakobskreuzkrauts tun. Die bisher erfolgten Maßnahmen reichen einfach nicht aus", so die CDU-Politiker.

Genaue Zahlen zur Entwicklung hat das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz nicht: Von den unteren Landwirtschaftsbehörden vor Ort werde allgemein von einer Ausbreitung auch anderer Greiskreuzarten berichtet. Vor allem an Straßenrändern, aber auch im Grünland, wo die Grasnarbe fehlt, könne sich das Kraut ausbreiten. Gefährlich sind seine Alkaloidverbindungen, die die Leber schädigen. Die höchsten Giftkonzentrationen sind in Blättern und Blüten.

Regierung informiert über Gefahren und Bekämpfung

Im Vorteil sind Nutztiere, die das ganze Jahr über auf der Weide stehen: Wegen des bitteren Geschmacks meiden sie das Jakobskreuzkraut. Anders bei Tieren, denen Silage und Trockenfutter gegeben wird: Sie können das Kraut nicht aussortieren, dessen Gift bei der Silierung und Trocknung auch nicht abgebaut wird. Die Aufnahme kann nach kurzer Zeit zum Tod führen. Oder es kommt zu einer chronischen Vergiftung.

Das in der Pflanze enthaltene sogenannte Kumulationsgift bewirkt eine irreversible Veränderung der Rezeptoren. Die Wirkung bleibt also auch nach der Ausscheidung des Wirkstoffs aus dem Körper erhalten. Eine Behandlung ist nicht möglich.

Am empfindlichsten, so das Ministerium, reagieren Pferde auf das Gift, gefolgt von Rindern, Schafen und Ziegen. Die tödliche Dosis für Pferde liegt bei 25 Kilogramm, bei Kühen bei 100 Kilogramm. In die Milch gelangt das Gift aber nicht.

Um die weitere Ausbreitung des Jakobskreuzkrautes zu verhindern, haben die Regierungspräsidien die Landkreise, Städte und Gemeinden über Gefahren und Bekämpfungsmöglichkeiten informiert. Die Straßenmeistereien und Bauhöfe – so die Erkenntnis des Ministeriums – gehen allerdings unterschiedlich um mit der Warnung. Nicht immer würden – etwa mangels Arbeits- und Maschinenkapazität – die Arbeiten am Straßenrand zum optimalen Zeitpunkt ausgeführt.

Die Landesanstalt für Landwirtschaftliche Chemie der Universität Hohenheim hat gezielt Pferdehalter über die Gefahren informiert, während das Landwirtschaftliche Zentrum Aulendorf im Kreis Ravensburg Berater der Landwirtschaftsämter und Landwirte geschult hat. Die Gemeinden werden über Rundschreiben durch die unteren Landwirtschaftsbehörden aufgeklärt. Das Ministerium hält die Ausrottung der Pflanze weder für möglich noch aus Naturschutzsicht für wünschenswert.

Kaum betroffen sind von dem Gift offenbar Bienen. Untersuchungen belegen, dass Bienen das Jakobskreuzkraut als Quelle für Nektar und Pollen meiden. So konnten an den untersuchten Bienen auch keine Schädigungen festgestellt werden. Die Landesanstalt für Bienenkunde hat Honiganalysen der vergangenen Jahre auf den Aspekt des Giftes untersucht. Dabei wurden in weniger als zehn Prozent aller heimischen Honige Pollen von Kreuzkrautarten nachgewiesen.

Der absolute Pollenanteil erreichte nur bei sechs Proben sieben Prozent, bei den restlichen Honigen nie mehr als vier Prozent. Dies sind laut Ministerium "unbedenkliche Werte".

Info: Das Jakobskreuzkraut

Die Pflanze

Der Name Jakobskreuzkraut bezieht sich auf den Blühtermin Jacobi (25. Juli). Das Jakobskreuzkraut wird zwischen 30 und 100 Zentimeter hoch und blüht leuchtend gelb. Bevorzugte Standorte der Pflanze sind Feldränder, Wiesen und Ackerbrachen, Magerrasen und Staudenflure. Ursprüngliches Verbreitungsgebiet sind die Ebenen und mittleren Gebirgslagen gemäßigter Klimazonen in Europa und Westasien. Inzwischen hat sich das Kraut aber auf alle Kontinente außer Afrika ausgebreitet.

Maßnahmen

Landwirte sollten die Grasnarbe geschlossen erhalten. Es soll möglichst verhindert werden, dass Samen des Krauts auf die Futterflächen gelangen. Um die Aussamung zu verhindern, sollten Flächen, auf denen das Kaut wächst, zweimal jährlich, jeweils zu Beginn der Blüte, abgemäht werden.