Organisation ist eine der Aufgaben von Dieter Flügge. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Feuerwehr: Auf den Stadtkommandanten Dieter Flügge wird im Dezember ein Hauptamtlicher folgen

Dieter Flügge leitet einen mittelständischen Dienstleistungsbetrieb – ehrenamtlich, wohlgemerkt. Wenn er im Dezember altershalber sein Amt als Stadtkommandant der Oberndorfer Feuerwehr niederlegen muss, wird es einen hauptamtlichen Nachfolger geben.

Oberndorf. An die 230 Feuerwehrleute und einen Fuhrpark mit 22 Fahrzeugen hat der 64-Jährige unter sich. Selbst am Löschschlauch stand er schon lange nicht mehr. Sein Aufgabengebiet gleicht eher dem eines Geschäftsführers. "Komplex" ist ein Wort, das im Gespräch mit dem Stadtkommandanten oft fällt.

Im Dezember wird Dieter Flügge 65 Jahre alt. Und damit darf er Kraft Gesetz kein aktiver Feuerwehmann mehr sein. Deshalb hat er sich bereits rechtzeitig mit seinem Gesamtausschuss beraten. Ergebnis: Ehrenamtlich ist dieses Amt eigentlich nicht mehr auszuführen. Für die Stadt Oberndorf bedeutet dies, dass sie eine neue Stelle schaffen muss.

Flügge legt drei dicke Aktenordner auf den Tisch im Feuerwehrhaus. Säuberlich abgeheftet finden sich darin die Unterlagen für das neue Drehleiterfahrzeug – von der Vorprojektierung bis hin zur Ausschreibung. Und das stelle nur einen Bruchteil dessen dar, mit dem er sich so tagtäglich zu beschäftigen habe.

Flügge koordiniert die verschiedenen Abteilungen der Gesamtstadt, organisiert und gibt Schulungen und Weiterbildung, kümmert sich um die Abrechnungen der Einsätze, sitzt in zig Ausschüssen und Fachgremien – und, und, und...

Neben den organisatorischen und den Verwaltungsaufgaben muss er zudem seine Feuerwehrleute im Gefüge halten – vom Jugendlichen bis hin zum 60-Jährigen. Da ist soziale Kompetenz gefragt. Schließlich tun die Kameraden alle ehrenamtlich Dienst. "Dafür braucht es ein ›Händle‹", weiß er. Wenn sich die Bewerber bei der Stadt vorstellen, wird deshalb auch der Feuerwehrausschuss angehört. Er darf dann eine Empfehlung abgeben.

Ja, die Anforderungen an die Feuerwehrleute haben sich verändert, seit Dieter Flügge vor rund 50 Jahren erstmals eine Uniform anzog. Damals war man übers Jahr bei 20 oder 30 Einsätzen unterwegs. Heute rückt die Oberndorfer Wehr bis zu 180 Mal pro Jahr aus – sei es zu Bränden, Verkehrsunfällen oder auch Türöffnungen. Letztgenanntes sei trauriges Kapitel, sagt Flügge. Immer öfter komme es vor, das sich alte Menschen in hilfloser Lage in ihrer Wohnung befänden und von der Feuerwehr "befreit" werden müssten.

"Das ist ehrenamtlich gar nicht mehr zu leisten."

25 Jahre, mit Unterbrechungen war Flügge Chef der Kernstadtwehr, seit 1990 ist er Stadtkommandant. Hauptberuflich arbeitete er als Techniker bei Heckler & Koch. Seit sechs Jahren ist er in Altersteilzeit.

Wer ihn sucht, findet ihn eigentlich fast immer Feuerwehrhaus – weit mehr als acht Stunden pro Tag verbringt er in der Regel dort. Wenn er nicht gerade Außentermine im Dienste der Feuerwehr hat. "Das alles kann ich allerdings nur leisten, weil ich keine Familie habe", ist er überzeugt.

Als er noch im Beruf stand, kam er oftmals erst gegen Mitternacht nach Hause. Deshalb findet sich für eine ehrenamtliche Nachfolge auch keiner aus den eigenen Reihen.

Flügge ist sicher, dass andere Kommunen in der Umgebung diesem Beispiel über kurz oder lang folgen werden. Blicke man über die Region hinaus, gebe es schon heute viele kleinere Städte, die einen hauptamtlichen Kommandaten hätten.

Mit dem Ende seiner aktiven Dienstzeit wird Flügge - so will es das Gesetz – in die Alterswehr wechseln. "Faktisch", räumt er ein. Allerdings will er sich "im Hintergrund" schon noch einbringen. Denn seine erklärten Ziele könne er in diesem Jahr gar nicht mehr alle umsetzten. Das will er dann gemeinsam mit seinem Nachfolger tun.

In nichtöffentlicher Sitzung hat der Gemeinderat am 28. März beschlossen, die Stelle eines hauptamtlichen Feuerwehrkommandanten zu schaffen. Diesen Beschluss gab Bürgermeister Hermann Acker wenige Tage später in der Hauptversammlung der Gesamtfeuerwehr öffentlich bekannt. Die Stelle wird nach Auskunft Ackers demnächst ausgeschrieben. Sie kann – abhängig von der Bewerberlage – sowohl mit einem Beamten als auch mit einem Angestellten besetzt werden. Für die Stelle werden Personalkosten in Höhe von circa 60.000 Euro pro Jahr in den künftigen Haushalten veranschlagt. Es ist beabsichtigt, die Stelle zum 1. Dezember zu besetzten, so Acker. Die Feuerwehr gehört zu den hoheitlichen Aufgaben einer Kommunen.