Eva Scherer (links) und Nicole Saile von der Initiative "Offene Hände" ermuntern die Fragesteller, mangelnde Sprachkenntnisse der Flüchtlinge mit Mimik und Gestik zu überwinden. Foto: Fahrland Foto: Schwarzwälder-Bote

Infoabend: Initiative "Offene Hände" informiert zu Umgang mit Flüchtlingen / Vorträge und Diskussionen

Wie kann gute Integration in Oberndorf gelingen? Zu diesem Thema veranstaltete die Initiative "Offene Hände" einen Informationsabend mit Gedankenaustausch und Ideenfindung.

Oberndorf. Eingeladen waren interessierte Bürger, Vertreter von Institutionen, Bildungsträgern, Kirchen und Vereinen. Auch die neue Flüchtlingsbeauftragte Halat Hasan stellte sich vor. Knapp 45 Personen waren der Einladung ins Don-Bosco-Haus gefolgt.

Nach der Begrüßung durch Eva Scherer und Nicole Saile von der Initiative "Offene Hände" gab es erst einmal Informationen über das Netzwerk selbst, die Flüchtlingssituation im Allgemeinen und in Oberndorf im Besonderen. Die konkreten Zahlen hatte Sozialamtsleiter Peter Sickinger zur Hand: Aktuell befinden sich in Oberndorf 224 Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge. Infolge einer Bewerbung beim Förderprogramm des Sozialministeriums "Gemeinsam in Vielfalt" erhält die Stadt Oberndorf zusammen mit Epfendorf und Fluorn-Winzeln 15 000 Euro. Das Geld ist für Integrationskonzepte (ohne Personalkosten) bestimmt und soll unter anderem für die Aktivierung und Organisation der ehrenamtlichen Helfer verwendet werden.

Nachdem zunächst die Willkommenskultur im Vordergrund stand, ändern sich laut den Veranstaltern mit zunehmender Aufenthaltsdauer und sinkenden Flüchtlingszahlen auch die Aufgaben. Ehrenamtliche sehen sich bei der Integration neuen Herausforderungen gegenüber. Zur Bewältigung benötigen sie weitere Mithilfe aus der Bevölkerung und aus den Vereinen, zumal die Zahl der Engagierten im Netzwerk um etwa 40 Personen zurückgegangen ist. Die Arbeitssuche und das Kennenlernen der Freizeitmöglichkeiten in der Neckarstadt und ihren Stadtteilen sind nur zwei der Themen. "Wir brauchen Jobpaten und Kulturvermittler", sagte Saile. Hierbei lege man Wert auf einen gesamtstädtischen Ansatz. Gemeinsam mit Scherer ermunterte sie die Anwesenden, auf die Geflüchteten zuzugehen und sich von mangelnden Sprachkenntnissen nicht abschrecken zu lassen.

Im Idealfall sollen aus Hilfsempfängern eines Tages selbst Helfer werden, beispielsweise als Dolmetscher. Aus der Zuhörerschar stellten der ehemalige Lehrer Harald Bacher und Flüchtling Khaled Al Assadi ein Beispiel funktionierender Patenschaft vor. Aus einer zufälligen Begegnung sei ein freundschaftliches Verhältnis entstanden. Regelmäßig besucht Bacher die Familie mit vier Töchtern, ist bei der Bewältigung des Schriftverkehrs behilflich oder hilft bei den Hausaufgaben.

Al Assadi bedankte sich mit Hilfe eines Spickzettel und auf Deutsch für die in Deutschland erhaltene Hilfe und hoffte auf ein baldiges Kriegsende in der Heimat. Auch Michael Widmann, Koordinationsbeauftragter für ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingsarbeit für den Kirchenbezirk Sulz und im Landkreis Rottweil, gab Tipps und Beispiele. Zur Integration gehörten auch eine Inklusions- und Teilhabe-Kultur, man müsse aber auch tolerant sein und Exklusion zulassen, wenn sich jemand einer Gruppe nicht anschließen wolle.

Viel Lob, aber auch Kritik

Nach den Vorträgen und einer Fragerunde wurden in drei Gesprächskreisen Erfahrungen ausgetauscht und Ideen gesammelt, aber auch Kritik geübt. Die Vertreterinnen des Evangelischen Kindergartens am Rosenberg freuten sich über muslimische Kinder und ihre Familien zu Erntedank in der Kirche und berichteten über gute Erfahrungen mit willigen Menschen, aber auch vom enormen Zeitaufwand, die Unkenntnis über die Vorgeschichte der Kinder und dass man sich Patenschaften und personelle Verstärkung zur Bewältigung der Aufgaben gewünscht hätte.

Eine weitere Gruppe setzte sich aus Vereinssicht mit dem Thema auseinander. Beispiele gab es im sportlichen Bereich etwa beim Fußball und beim Kinderzirkus Konfetti. Problematisch seien die erforderlichen Fahrdienste. Es wurde auch deutlich, dass nicht jede Idee zündet und dass manche Angebote am falschen Zeitpunkt scheitern. Vieles müsse einfach ausprobiert werden. Beispielsweise steht im Webertal für ein Gartenprojekt ein Grundstück zur Verfügung, das im nächsten Jahr von Interessenten verschiedener Nationalitäten gemeinschaftlich bewirtschaftet werden kann.