Das Orchester mit Dirigent Peter Hirsch begeistert das Publikum beim Jahresabschlusskonzert mit barocken und klassisch modernen Werken. Fotos: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Jahreskonzert des Collegiums Musicum / Regine Christiane Rosin mit meisterlichem Spiel

Die ehemalige Augustiner-Klosterkirche in Oberndorf war zum Jahreskonzert des Collegiums Musicum recht gut besucht. Musik von Barock bis zur klassischen Moderne stand auf dem Programm.

Oberndorf. In vielen sicher anstrengenden, aber hörbar wirkungsvollen Proben hatte Dekanatskirchenmusiker Peter Hirsch die Spieler auf dieses Konzert vorbereitet. Zu Beginn waren Adagio und Fuge in c-Moll von Johann Georg Albrechtsberger (1736 bis 1809) zu hören. Wenn auch diese Musik noch vielfach an die Tonsprache von Johann Sebastian Bach erinnert, sie weist doch etwas darüber hinaus.

Wie gewohnt stand unaufgeregt Dirigent Peter Hirsch am Pult, der mit klarer Zeichensprache das Orchester leitete und im zweiten Satz den Wechsel zwischen Forte und Piano schön heraushob.

Im vergleichsweise schnellen dritten Satz, dem Allegro moderato mit seiner komplexen Melodieführung und ausgeprägten Vielstimmigkeit, zeigte sich, wie gut Peter Hirsch die einzelnen Register aufeinander eingestellt hat.

Solistin im Violin-Konzert Nr. 2 E-Dur von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) war Regine Christiane Rosin (geb. Schmalz). Um es vorweg zu nehmen: Ihr Spiel war ein großes Hörerlebnis. Bereits im ersten Satz ließ sich das schöne Zusammenspiel von Orchester, Solistin und Basso continuo (Armin Gaus am Cembalo) wahrnehmen. Dieser war ein wichtiger Faktor, der wesentlich zur Fülle des Klanges beigetragen hat.

Es war herrlich, die Einzelstimme der Solistin, meisterlich gespielt, herauszuhören. Sie brachte den Glanz, das Orchester begleitete. Es war ein absolut klares Spiel, mit einem gewissen Strich, der für Bachs Musik absolut passt. Hervorragend gestaltet der Beginn des zweiten Satzes, in dem sich die Solistin im Pianissiomo zum Orchester gesellt, um dann bald wieder die "erste Geige" zu sein. Ebenso hörenswert waren die Pianissimo-Stellen des Orchesters, um Regine Christiane Rosin klanglich nicht zu überdecken.

In dritten Satz, der eine für Johann Sebastian Bach recht ungewöhnliche Munterkeit verströmt, war wieder die Zusammenarbeit Orchester – Solistin, die nicht besser hätte sein können, hörbar. Es zeigte sich nochmals, wie schwierigste Figuren spielerisch genommen werden können und dass Mehrfachgriffe für sie kein Problem darstellen. Ein großes Konzert von Regine Christiane Rosin.

Nach dieser Leistung, mit riesigem Applaus bedacht, gab es eine Zugabe: den Schlussteil des Allegro. Danach teilte die Solistin, sichtbar glücklich, den Applaus herzlich mit Dirigent und Orchester.

Nach der Pause hieß es für Orchester wie auch Zuhörer sich auf klassische Moderne einzustellen, stand doch Op. 44III, "Acht Stücke für Streichorchester" von Paul Hindemith (1895 bis 1963) auf dem Programm.

Vielleicht war dies für die Spieler, aber auch für den Dirigenten die größte Herausforderung des Abends. Es werden hier nur Tempoangaben in Deutsch gegeben: "mäßig schnell", "lustig, mäßig schnell". Doch schon das erste Stück machte klar, in dieser Art moderner Musik werden nicht alle Gesetze traditionellen Hörens außer Kraft gesetzt.

Wenn auch in Stück drei die Harmonie in chromatisch fallenden kleinen Terzen gewöhnungsbedürftig ist, im Satz "Lustig" lassen sich hüpfende Wesen heraushören, egal welche auch immer. Ausgeprägte Mehrstimmigkeit ist ebenso zu vernehmen wie auch Passagen, in denen die erste Violine solistisch agiert. Hier konnten Peter Hirsch und das Collegium Musicum ebenso überzeugen und beweisen, dass das Jahr über ganze Arbeit geleistet wurde. Anerkennung sollte den Programmgestaltern, dem Dirigenten und dem Orchester gezollt werden, auch der klassischen Moderne einen Platz im Programm eingeräumt zu haben.

Die Serenade für Streichorchester op. 20 von Edward Elgar (1857 bis 1934) beschloss das Programm. Diese Musik war der absolute, sicher gewünschte Gegensatz zum vorher Gehörten. Musik voll Schönheit und Eleganz, fast übervoll davon, erklang. Das Collegium Musicum spielte mit der dafür nötigen Hingabe, ohne die Genauigkeit hintan zu stellen. Das Larghetto verführte fast zum Träumen und erinnerte entfernt an sanft schaukelnde Gondeln, mit großem Atem für die Melodie gespielt. Viel musikalische Raffinesse steckte auch im schließenden, unwahrscheinlich melodischen Allegretto.

Sehr großen Beifall spendete das Publikum dem Orchester und dem Dirigenten. Diese bedankten sich auf ihre Art: Als Zugabe erklang nochmals der letzte Satz der Fuge von Johann Georg Albrechtsberger.