Hip-Hop-Texte über die Reformation, Martin Luther und den christlichen Glauben präsentierte die Band "Vocal Prayerz" in der evangelischen Stadtkirche in Oberndorf, wo anlässlich des Reformationstags am Montag erstmals eine Churchnight stattfand. Foto: Will

Erste Churchnight für Jugendliche in Oberndorf am Reformationstag. Band "Vocal Prayerz".

Oberndorf - Hip-Hop-Beats und Filmszenen, das alles getaucht in farbige Disco-Beleuchtung: Unter dem Motto "hell, wach, evangelisch" fand am Montag in der evangelischen Stadtkirche zum Reformationstag die erste Oberndorfer Churchnight statt.

Das erst renovierte und neu eingeweihte Gotteshaus hat wohl schon viel Musik zu hören bekommen, doch dieser Musikstil dürfte etwas Neues gewesen sein: Die Hip-Hop-Formation "Vocal Prayerz" zeigte mit ihren eigenen Liedern und Rap-Einlagen ein anderes Gesicht der Kirche.

Kirchengemeinde wagt Neues, um junge Leute anzusprechen

Mit ihrer lustigen und auch ein wenig verrückten Art begeisterten Don, Schack, X-Orbitant und DJ Delay ihr Publikum, von denen die meisten im Alter zwischen 13 und 16 Jahren waren. Die vier Musiker aus Frickenhausen bei Nürtingen im Alter von 19 bis 23 Jahren rappten und tanzten zu ihren Liedern, in denen es um den Glauben an Jesus Christus geht. "Vor fünf Jahren hatte ich die Idee, Hip-Hop-Songs mit christlichen Inhalten zu schreiben", erzählte Don.

Dem Reformator Martin Luther wurde sogar in einem eigens gedichteten Lied gehuldigt – und zum Thema "hell, wach, evangelisch" hatten die Jungs einen eigenen Jingle gedichtet, den sie mit dem Publikum gemeinsam rappten. Dass sie auch ganz andere Töne anschlagen können, bewiesen sie an der Gitarre und am Klavier.

Die eigentliche Sensation war der wohl prominenteste Gast an diesem Abend: Die Veranstalter der ersten Oberndorfer Churchnight hatten Martin Luther alias Pfarrer Gerhard Romppel als Interviewpartner eingeladen. Eingebettet in Sequenzen des "Luther"-Films wurde Romppel/Luther zu seinen Beweggründen für die Veröffentlichung seiner Thesen und den Bruch mit der katholischen Kirche befragt.

Auf abwechslungsreiche Art und Weise wurden den Jugendlichen so die Hintergründe der Reformation nähergebracht. So wurde klar, dass es nie Luthers Ziel war, eine neue Kirche zu gründen und diese zu politisieren. Er stemmte sich vielmehr gegen den Ablasshandel in der katholischen Kirche und predigte, dass der Mensch nur durch Gnade – und nicht durch Geld – gerettet werden könne.

"Unser Ziel war es, Jugendliche anzusprechen und ihnen einen Einstieg in das Gemeindeleben zu schaffen", sagte Torsten Zühlsdorff von der evangelischen Kirche. "Wir wagen damit etwas Neues, das wir so noch nie gemacht haben", fügte Romppel an.

Dementsprechend ungewiss seien sie sich im Vorfeld über die Besucherzahl gewesen – auch wenn das Kirchengebäude noch Platz ließ, waren Romppel und Zühlsdorff zufrieden: "Die Eindrücke im Nachhinein waren durchweg positiv, das macht uns Mut für die Zukunft", resümiert Romppel.