Lions Club Rottweil zeigt die "Feuerzangenbowle" in der ehemaligen Klosterkirche in Oberndorf / Erlös geht an Hospizgruppen

Von Alwin Weber

Oberndorf. Wieder eine Premiere: Zum ersten Mal ein "Public Viewing" in der ehemaligen Augustiner-Klosterkirche in Oberndorf. Der Lions Club Rottweil hatte zu einer Benefizveranstaltung zugunsten der Hospizgruppen im Landkreis Rottweil eingeladen.

Lions-Präsident Karl-Heinz Lange und Ilona Wössner von der ökumenischen Hospizgruppe Oberndorf zeigten sich hoch erfreut über den Besuch, fanden sich doch mehr als 150 Zuschauer ein. Ilona Wössner hob hervor, diese Idee, den Filmklassiker "Die Feuerzangenbowle" zu zeigen, verschaffe den Hospizgruppen eine neue Plattform und mehr Gehör in der Öffentlichkeit.

Die Kombination zwischen dem herrlichen Innenraum der Klosterkirche und dem Film in Schwarzweiß – auf Großleinwand – lud ein zu träumen und sich vom Geschehen auf der Leinwand verzaubern zu lassen.

Es ist eine Geschichte, die so begreifbar, so plausibel erscheint, dass sie jeden in gewisser Weise in ihren Bann zieht.

Ältere Herren sitzen bei einer Feuerzangenbowle zusammen und finden heraus, dass das wesentlich jüngere Mitglied dieser Runde nie auf einer öffentlichen Schule war. Der etwas blasierte, erfolgreiche Schriftsteller "Dr. Johannes Pfeiffer" (Heinz Rühmann) wird von seinen Freunden dazu überredet, in einer Kleinstadt als Oberprimaner "Hans Pfeiffer" das dortige Gymnasium zu besuchen. Spätestens wenn Professor Crey alias Schnauz (Erich Ponto) den "Neuen" fragt, mit wie vielen "f" er sich schreibe und dieser antwortet: "Mit drei, Herr Professor, eines vor und zwei hinter dem ›ei‹ ", weht fröhliches Gelächter durch das Haus.

Die Darstellung einer Dampfmaschine durch Professor Bömmel (Paul Henckels) ist in ihrer Vereinfachung umwerfend.

Der herrlich überzeichnete Musiklehrer Fridolin (Egon Vogel) diagnostiziert Pfeiffer einfach "Sie sind noch im Stimmbruch".

In der wohl berühmtesten Szene lässt "Schnauz", zum besseren Verständnis der alkoholischen Gärung, seinen Schülern Heidelbeerwein – "jäder nor einen wänzigen Schlock" – versuchen. Doch diese täuschen vor, betrunken zu sein, um frei zu bekommen. Direktor Knauer (Hans Leibelt), genannt Zeus, hat Angst um "meine schöne Oberprima", bis Pfeiffer gesteht, alles angezettelt zu haben.

Die von Lions-Präsident Karl-Heinz Lange angekündigte Pause ("Wir haben wieder Punsch und Glühwein") war notwendig, denn das "dicke Ende" sollte erst noch kommen.

Natürlich musste die Lebensgefährtin Pfeiffers, Marion (Hilde Sessak), auftauchen. Doch Pfeiffer hatte sich inzwischen in Eva (Karin Himboldt), das Töchterchen des Schuldirektors, verliebt.

Bei einem Spaziergang will der "Primaner" Pfeiffer Eva klar machen, dass er der berühmte Schriftsteller und Dramatiker Dr. Johannes Pfeiffer sei, doch sie glaubt ihm nicht.

Was nun folgt, seine "Abschiedsvorstellung", ist in Darstellung und Regie aus einem Guss, ein Feuerwerk an Gags und Schauspielkunst. Die Begegnung des den "Schnauz" imitierenden Schülers Hans Pfeiffer mit dem echten Schnauz – Professor Crey – ist ein Filmleckerbissen.

Selbstverständlich endet dieses Spiel wie es enden muss: Dr. Johannes Pfeiffer zieht sein Abitur, sein Doktordiplom, seinen Dichterpreis, seine Verlegerkonditionen und seine jüngste Steuererklärung aus der Tasche, um seinem zukünftigen Schwiegervater seine Bonität zu beweisen.

Doch damit kehrt der Schriftsteller Dr. Pfeiffer zurück zur Rahmenhandlung, zur Feuerzangenbowle, und erklärt, er habe alles nur erfunden, denn "wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen, die Träume, die wir spinnen und die Sehnsüchte, die uns treiben".

Auch das Publikum in der Klosterkirche, das wie die Film-Gymnasiasten, "seinem" Hans Pfeiffer groß applaudierte, musste sich erst wieder in die Wirklichkeit zurückfinden.