Andreas Crivellin ist wohl einer der klügsten und sportlichsten Oberndorfer. Foto: Sikeler Foto: Schwarzwälder-Bote

Ein Mann zwischen Teilchenphysik und Leistungssport

Von Jens Sikeler

Oberndorf/Genf. Auch wenn er das selbst wahrscheinlich anders sieht: Dr. Andreas Crivellin ist ein Mann der Extreme.

Der Teilchenphysiker dürfte nicht nur einer der klügsten Oberndorfer sein, sondern auch einer der sportlichsten. Im Haus seiner Eltern auf dem Lindenhof begrüßt den Besucher ein freundlicher und offener junger Mann in Jogginghose und T-Shirt.

Viel Aufhebens um seine Person macht er nicht, auch nicht als er über seine beeindruckende akademische Karriere spricht, die ihn mittlerweile an den weltberühmten Teilchenbeschleuniger CERN nach Genf geführt hat. Dabei ist er eher durch Zufall bei der Physik gelandet. "Interessiert hat mich das schon immer", erinnerte er sich. Trotzdem wählte er in der Schule Physik sogar ab. Nach dem Abitur studierte er zunächst mal zwei Semester "molekulare Biotechnologie". Offensichtlich die falsche Entscheidung: "das war ein Alptraum."

Also entscheidet er sich mit Physik das zu studieren, was ihm an der Biotechnologie am meisten Spaß gemacht hat. Er studiert in Karlsruhe und promoviert dort auch. Danach geht er mit einem Stipendium nach Bern. Ein Stipendium der EU ermöglicht ihm auch den zweijährigen Forschungsaufenthalt in Genf. Dort freut er sich vor allem auf den Austausch mit den Kollegen aus aller Welt.

Gefragt, was ihn antreibt, lässt sich Crivellin mit der Antwort Zeit. "Ich will die Gesetze der Natur verstehen", erklärt er. "Irgendwann werden die Dinge für mich real, obwohl sie nicht real sind." Und noch etwas treibt ihn an: "Die Konkurrenz."

Er braucht das – auch beim Sport. Einfach nur stillsitzen, ist die Sache von Crivellin nicht. Während des Gesprächs dreht er immer eine Streichholzschachtel in seinen Händen. Wenn man hört, welches Pensum an Sport er sich auferlegt, dann wundert dieser Bewegungsdrang im Kleinen auch nicht. Im Winter geht er drei Mal die Woche Laufen, spielt drei Mal Squash und sitzt vier Mal auf dem Spinningfahrrad. Im Sommer fährt er fast täglich Rad. Crivellin hat sich auf eine der härtesten Varianten des Radrennsports spezialisiert. Er fährt ausschließlich Bergrennen. Auch da ist er ein Spätberufener. Der 33-Jährige fuhr erst mit Mitte 20 sein erstes Radrennen, ist aber seitdem überaus erfolgreich. In einem Regal im Wohnzimmer seiner Eltern stehen zahlreiche Pokale. Die gab es auch für seine zweite Leidenschaft: Das Squashspielen. Dort schaffte er es immerhin in die zweite Bundesliga. Außerdem ist er ein exzellenter Läufer. Beim Oberndorfer Halbmarathon 2012 landete er auf dem zweiten Platz.