Ein Investorenwettbewerb soll die Möglichkeiten der künftigen Nutzung des Brauerareals aufzeigen. Foto: Zeger

Kosten von rund vier Millionen Euro. Fünf müssen sich im Tal raushalten: Stadträte und Acker befangen.

Oberndorf - Der formelle Startschuss für die Sanierung der Talstadt ist gefallen. Die Stadträte legten in der Gemeinderatssitzung das Gebiet und die Fördermodalitäten fest.

Die städtebaulichen Erneuerungsmaßnahmen erstrecken sich auf drei Gebiete: den Klosterbau, den Talplatz und dem Brauerei-Areal. Insgesamt umfasst es 5,2 Hektar, auf denen 350 Bürger leben. Dies führten Ernst Manogg und Christian Famira von der Kommunalentwicklung Stuttgart (KE) aus. Als wichtigste Ziele der Maßnahmen nannten sie die Neuordnung und Wiedernutzung des Brauereiareals, die Sicherung der privaten Infrastruktur am Talplatz, die Verbesserung und Sicherung des Wohnungsangebots und die Aufwertung des Talplatzes mit teilweiser Freilegung des Bachs.

Im Untersuchungsgebiet befinden sich, so die KE, 110 Haupt- und Nebengebäude. Mit 40 Gebäuden nimmt die Wohnfunktion eine vorrangige Stellung ein. Fast jedes fünfte Gebäude (16 Stück) dient sowohl Wohn- und Geschäftszwecken. Neun Gebäude stehen leer. Laut Denkmalschutzgesetz befinden sich auch schützenswerte Baudenkmale im Gebiet: Langer Weg 2 (Pfeffermühle), Langer Weg 13 (Wohnhaus aus dem 18./19. Jahrhundert), Sulzbachstraße 34/1 (Wohnhaus aus den 1920er-Jahren) und das Wohn- und Geschäftshaus in der Talstraße 8. Auch befinden sich sensible Bodendenkmale vor Ort. Ein gesichertes archäologisches Denkmal ist entlang der Talstraße auf Höhe des Gebäudes Nummer 17 zu finden. "In diesen Bereichen ist besonders bei Erdarbeiten auf historisches Erbe zu achten."

Ein Großteil der Gebäude weist deutliche Mängel auf: "55 Gebäude, also 50 Prozent des Bestands, haben größeren Erneuerungsbedarf."

Um die Wünsche und Anregungen zu berücksichtigen, wurden im Sommer rund 70 Fragebögen an die Haushalte im Untersuchungsgebiet verschickt. Aus den Antworten ist ersichtlich, dass knapp 20 Prozent eine Heizung-Modernisierung planen, gefolgt von Dachisolierungen und weiteren energetischen Maßnahmen. Als dringlichste Sache sehen die Befragten eine Neustrukturierung des Parkangebots in der Talstadt.

Bislang sind 1,5 Millionen Euro Fördermittel genehmigt. Manogg: "Dies wird bei weitem nicht ausreichen, deshalb wollen wir eine Sanierung auf Sicht fahren." Das bedeutet, dass es immer dann weitergeht, wenn eine Aufstockung genehmigt ist. Insgesamt rechnen die Planer mit Kosten von 4,05 Millionen Euro.

Eine Million wird schon der Abriss auf dem Brauereigelände verschlingen. "Es werden die Gebäudeteile abgebrochen, die keine Bausubstanz mehr haben", erläutert Bürgermeister Hermann Acker auf Anfrage. Das bedeutet, dass beispielsweise das Sudhaus vorläufig stehen bleibt. Ein Investorenwettbewerb soll die Möglichkeiten einer weiteren Nutzung ausloten. "Bis 2025 sollte alles umgesetzt sein", erläutert der Planer.

Als nächster Schritt wird in den nächsten Monaten eine Infoveranstaltung für die Bürger stattfinden.

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Förderung

Grundsätzlich gilt bei den Förderrichtlinien für die Oberndorfer Talstadt: "Schönheits- und Unterhaltungskosten werden nicht gefördert", erläutert Ernst Manogg. Der Fördersatz liegt bei 20 Prozent.

Wichtigste Voraussetzung für eine Förderung ist, dass das Grundstück oder das Gebäude auch tatsächlich im festgelegten Sanierungsgebiet liegt. Eigenleistungen werden maximal bis zu 15 Prozent gefördert, wobei als Stundenlohn maximal acht Euro zulässig sind. Die Baukosten müssen mindestens 15 000 Euro betragen.

Gebäude, nicht nach dem Jahr 1975 erbaut wurden, werden nicht gefördert.

Ist ein Abbruch erforderlich, sollen die Abbruchkosten zu 75 Prozent erstattet werden, so die Vorgabe.

Befangen

Laut Gemeindeordnung sind vier Stadträte und Bürgermeister Hermann Acker bezüglich der Talstadt-Sanierung befangen. Hans Häckel und Thorsten Ade arbeiten bei der Kreissparkasse Rottweil, Ruth Hunds und Acker gehören dem Verwaltungsrat an. Oliver Hauser hat eine Familienangehörige, die in der Talstadt wohnt. Dies führt dazu, dass die fünf auch künftig bei diesem Thema nicht am Ratstisch sitzen, keine Beschlüsse fassen dürfen. Die Sitzungen, bei denen die Talstadtsanierung auf der Tagesordnung steht, werden vom stellvertretenden Bürgermeister, Dieter Rinker, geleitet.