Seine Nähmaschine stammt aus den 1920er-Jahren und leistet auch heute noch gute Dienste. Fotos: King Foto: Schwarzwälder-Bote

Wolfgang Brommer aus Bochingen stellt Glocken samt Riemen her

Von Robert King

Oberndorf-Bochingen. Was wäre die Fasnet ohne Glocken? Für Rhythmus und Schwung sind sie unverzichtbar. Wolfgang Brommer aus Bochingen stellt sie seit 32 Jahren her.

Bis der närrische Klang allerdings Groß und Klein erfreut, muss Wolfgang Brommer ganze Arbeit leisten. Am Anfang stehen zwei ganz einfache Blechplatten, die er in seinen Kellerräumlichkeiten zu Schalen formt. Jeweils zwei Löcher werden ausgestanzt, und bevor er die beiden Hälften zusammenfügt, legt er den Klöppel hinein: "Sonst wär’s eine taube Schell‘!"

Genau so geschickt, wie der gelernte Elektriker dem staunenden Beobachter die zahlreichen und so komplexen Vorgänge vom Beginn bis zur Fertigstellung des Geschells vorführt, wird mit seinen Schilderungen seine Liebe und seine Leidenschaft zur Fasnet deutlich. Zu dieser Kultur, die er lebt, die sehr viel mehr ist als Hobby.

Wolfgang Brommer weiß, was es heißt, das Brauchtum zu pflegen. Ohne diese Freude am gesamten fastnächtlichen Geschehen wäre es auch gar nicht möglich, sich dermaßen hinein zu vertiefen.

"Ich bin ja kein Mechaniker", sagt er einmal. Mit Blick auf die verschiedenen Maschinen, die er benötigt, um sein Werk zu vollenden: Alleine die Herstellung des Riemens ist eine Meisterleistung. Dabei vielleicht nicht nur für den Laien besonders beeindruckend: wie er mit Hilfe der Adler-Nähmaschine – Baujahr: um 1920 – gekonnt das Polster in den Riemen legt, die Kunststofffäden hineinarbeitet, verknotet, die jeweils acht Glocken befestigt. Fertig ist das prächtige Stück.

Und wenn er heute immer wieder an weiteren Verbesserungen der verschiedenen Abläufe arbeitet, dann geht sein Blick zurück an die Anfangszeiten seines Tuns: Mit 15 hat er seine ersten Glocken, damals unter der Anleitung seines Vaters, gefertigt. Als dieser im Alter von 72 Jahren starb, war es dann an Wolfgang, dessen Erbe weiterzutragen. Was auch bedeutete, neue Kontakte zu knüpfen, Materialien zu beschaffen: "Es war wie ein neuer Anfang." Auch mit der Erfahrung, dass gleich nach Ende jeder Fasnet die Vorbereitungen getroffen werden müssen für die Produktion der Geschelle im nächsten Jahr: "Wenn ich erst im Herbst anfangen würde, wäre es zu spät."

Was aber beileibe nicht heißt, dass für Wolfgang Brommer das ganze Jahr Fasnet ist. Im Gegenteil: "Das ist ja das Schöne daran, dass die Fasnet einen festgelegten Anfang hat und dass sie mit Beginn des Aschermittwochs vorbei ist." Bis es soweit ist, lohnt ein Blick in das Fasnetszimmer unterm Dach im Hause Brommer: Die von ihm selbst hergestellten 50 Zentimeter großen Narrenfiguren aus Bochingen und der Umgebung, die vielen von ihm gesammelten Plaketten, wertvollen Dokumente, darunter auch alle bisher erschienenen Bochinger Narrenblätter, lassen jedes Herz höher schlagen.

Brommer hat sich im Laufe der Jahre ein großes Renommee erworben. Seine Kunden spüren die Liebe zu diesem Kulturgut Fasnet, seine Sensibilität, die nicht nur zum Ausdruck kommt, wenn er mit viel Fingerspitzengefühl die Bemalung der Larve erläutert oder an der "Adler" die Stiche für Riemen setzt. In aller Ruhe und Gelassenheit, vor allem aber mit großer Freude. Und ganz sicher mit den Gedanken daran, dass die Schellen den "richt’gen Ton" ergeben. In Bochingen und weit darüber hinaus.