Aus der Dreherschen Chronik: Frauenkloster oder die "Klause" zu Bochingen

Oberndorf-Bochingen. Erika Ramuschkat hat eine Transkription der Dreherschen Chronik von der Frakturschrift in die Lateinschrift erstellt. Der Schwarzwälder Bote stellt in loser Reihefolge die Ergebnisse dieser Arbeit vor. Diesmal geht es um das Frauenkloster oder die "Klause" zu Bochingen.

Konrad der Wöhrdmüller schenkt seiner Schwestertochter Greth einen eigenen Acker

So heißt es wörtlich: "Von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis zum Ende des 15. Jahrhunderts bestand in Bochingen ein kleines Frauenkloster vom Orden des hl. Dominikus, ›Klause‹ genannt.

In den ›neuen Mitteilungen des archäologischen Vereins zu Rottweil‹ 1873 finden sich hierüber folgende urkundliche Nachweise: Vor Schultheiß und Rat zu Oberndorf, schenkt Konrad der Wöhrdmüller, Bürger in Oberndorf, seiner Schwestertochter Greth, Klausnerin in der Klause zu Bochingen, und dieser Klause einen eigenen Acker zu Bochingen und wäre es, daß die Klausnerinnen ausstürben, soll dieser Acker der Heiligenpflege zu Bochingen zu eigen sein. (Geschehen zu Oberndorf a. N. Gertruditag 1359. Pergament und Originalurkunde im Stadtarchiv Oberndorf).

Heinrich von Bochingen gibt den Klausnerinnen in der Klause zu Bochingen eine Wiese zu eigen zu einem für ihn dort abzuhaltenden Jahrtag. Oberndorf, Donnerstag nach Kreuzerfindung 1397. (Pergamenturkunde im Stadtarchiv Oberndorf).

Hermann und Ulrich Walheim, Brüder, und Luk(as) Mayer von Bochingen verkaufen an die geistlichen Frauen, Klausnerinnen zu Bochingen, ein Pfund ewiges Geld aus eigenen Äckern zu Bochingen für einen Jahrtag für sich. Rottweil, St. Blasiustag des Bischofs und Martyrs 1425 (perg. Orig. Siegel des Herrn Haas von Haigerloch, Leutpriesters zu Wittershausen; Hr. Hans Hucker von Tübingen, Leutpriester zu Bochingen, Städtisches Archiv Oberndorf)

Konrad Frävel, Bürger in Oberndorf, urkundet, daß er mit Zustimmung des Junkers Hug von Bochingen an die geistlichen Frauen in der Klause zu Bochingen das Wieslein zu Bruggbach gelegen um 3½ Pfund Heller verkauft habe, Rottweil, Donnerstag nach Pfingsttag 1434 (perg. Orig. ein Einschnitt vom Siegel des Hug von Bochingen. St. Archiv Oberndorf) Eveline Hauser, Klausnerin zu Bochingen gewesen, urkundet, daß sie beim Eintritt in die Klause zu Bochingen etliche zeitliche Güter mitgebracht, aber wegen ihrer ›Unordentlichkeit und Mißbrauch‹ d.h. Entzweiung zwischen ihr und Schultheiß samt Richtern zu Bochingen, eine Irrung entstanden.

Sie habe an ihren Obern, Prior zu Rottweil, appelliert, der ihr erlaubt, in eine andere Klause desselben Ordens einzutreten, und sich mit Bochingen abgefunden, daß ihr 26 Pfund gangbarer Heller Sulzer Währung ausbezahlt worden. Gegeben Ulm, Sonntag vor Esto mihi 1492. (perg. Orig. 1. Streifen vom Siegel der Stadt Sulz; Stadtarchiv Oberndorf).

Später wird das Kloster oder die "Klause" dann als Schule benützt

Diese interessanten, von Hrn. Stadtpfarrer Brinzinger übersandten Auszüge aus Schenkungsurkunden, die noch im Original vorfindlich sind, geben einen sicheren Anhaltspunkt, wenn auch nicht über die Zeit der Entstehung des hiesigen Frauenklosters, so doch über dessen Aufhören im Jahre 1492. Das Klostergebäude erscheint von da an mit den Feldern als Mesnerbesoldung (cfr. Mesnerwiese in den Bruggenwiesen).

Später wurde das Kloster oder die Klause, soweit die ›Schulmeister‹ nicht im eigenen Hause Schule hielten, als Schule benützt; 1778 wegen drohenden Zusammensturzes abgebrochen. Es stand in der Gegend des Kirchturms der Straße zu.

Vermögen ist der Kirchenfabrik daselbst einverleibt worden

In der Fassion von 1767 ist im ›Pro Nota‹ zu lesen: Anno 1492, Samstag vor Esto mihi, ist die Klausur in dem Dorfe Bochingen gänzlich aufgehoben, die letzte Klausnerin Eveline Hauserin von Böhringen OA Sulz mit 26 Pfund Heller aus- und abgelöst in eine andere Klausur St. Dominici als ihres Ordens verschickt in das Kloster Kirchberg OA Sulz und das bewohnte Haus samt dem ganzen der Klausur zuständig gewesenen Vermögen der Kirchenfabrik daselbst einverleibt worden."